Als Scharkân und die griechische Prinzessin ordentlich angetütert sind, lässt letztere sich von ihrer Dienerin

eine Damaszener Laute, eine persische Harfe, eine tartarische Flöte und eine ägyptische Zither

bringen.

Wein, Weib, Gesang – gibt es dafür eine arabische Entsprechung? Wenn ja, so erlebt Scharkân wohl gerade den Himmel auf Erden, so man denn das Schäkern zwischen Mann und Weib höher schätzen soll als die Vereinigung.

Ihren griechischen Gesang versteht Scharkân nicht und so singt sie auf arabisch:

Der Trennung Geschmack ist bitter!
Wie kann ich das ertragen?
Dreierlei hat mich betroffen:
Verstoßung, Fernsein, Entsagen.
Ich liebe den Schönen; er fing mich
Durch Schönheit. Ach, Trennung bringt Klagen!

Das ist ja mal schön, weil nicht recht verständlich.

Dann wendet sie sich ab, um schlafen zu gehen.
Am nächsten Morgen lässt sie Scharkân zu sich rufen.

Rings um den Saal aber standen in Menschengestalt geschnitzte Figuren, wenn der Wind durch sie hindurchstrich, so gerieten Instrumente in Schwingung, die darin verborgen waren, und der Beschauer meinte, sie sprächen.

Das scheint mir eine ausgestorbene Kunst zu sein. Schade.

Wieder singen und trinken die beiden, um (voneinander getrennt!) schlafen zu gehen.
Am nächsten Morgen lädt die Prinzessin Scharkân zum Schachspiel ein;

aber wenn Scharkân auf ihre Schachfigur blicken wollte, so blickte er auf ihr Antlitz, und er setzte den Springer statt des Läufers und den Läufer statt des Springers.

So verliert er fünf Mal

"Ach, meine Herrin, wie sollte jemand, der mit deinesgleichen spielt, nicht geschlagen werden?"

Wieder trinken und singen sie, gehen ein jeder zu Bett, um am nächsten Tag wieder zu singen.

Während sie sich also die Zeit vertrieben, da erhob sich plötzlich ein großer Lärm, und ein Haufe von Christenrittern und Knechten stürzte herein, gezückte, blinkende Schwerter in der Hand, und sie riefen in griechischer Sprache: "Du bist uns in die Hände gefallen, o Scharkân, also sei des Todes gewiss!"

Scharkân glaubt nun, von dem Mädchen in eine Falle gelockt worden zu sein.
Die Prinzessin Abrîza verteidigt ihn jedoch vor dem Kommandanten der Truppe, der ihr berichtet, dass der König durch die Alte Dhât ed-Dawâhi von Scharkâns Anwesenheit erfahren hat.

Man hätte es sich denken können, dass die Anwesenheit der Alten vor ein paar Tagen nicht ganz ohne Grund in die Story eingeführt wurde.

Abrîza verleugnet die Identität Scharkâns und beruft sich darüberhinaus auf die Gastfreundschaft, die sie dem "Fremden" gewährte. Und als drittes Argument:

"Dieser ist nur ein einzelner Mann, und ihr seid hundert Ritter: wenn ihr ihn also angreifen wollt, so tretet einzeln vor, auf dass der König sehe, wer von euch der Tapferste ist."

Kara Ben Nemsi hätte es nicht besser sagen können.

 

49. Nacht
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