Der Wesir Dandân fährt fort, Dau el-Makân davon zu berichten, wie die Alte dem König Omar ibn en-Nu’mân durch Anekdoten ihre Weisheit unter Beweis stellt.

Der Imam esch-Schâfi’i 84 pflegte zu sagen: "Ich habe es gern, wenn die Menschen aus meiner Gelehrsamkeit Nutzen ziehen, wenn nur mir nichts davon zugeschrieben wird."

Als Imam, der von allen geachtet wird, kann er sich solche demonstrative Bescheidenheit freilich leisten, die ihm dann wieder zum Ruhm gereicht. Und dass der Ausspruch noch heute bekannt ist, macht ihn sozusagen selbst zum Paradoxon.

Eine Anekdote über Abu Hanifa 84a berichtet über dessen Verachtung gegenüber dem zweiten Abassidenkalifen Abu Dscha’far el-Mansur 84b, den er als Tyrannen bezeichnet.

esch-Schâfi’i sprach:

Willst du, o Seele, meinen Rat befolgen,
Und reich an Ehren sein in Ewigkeit,
Wirf von dir die Begierden und die Wünsche!
Wie mancher Wunsch schon brachte Todesleid.

Es folgen weitere Anekdoten. Nachdem die Alte ihr Rede endet, ist König Omar ibn en-Nu’mân so ergriffen, dass er der Alten und den hochbrüstigen Jungfrauen den Palast der verstorbenen Prinzessin Abrîza zuweist. Er erkundigt sich bei der Alten nach dem Preis der Jungfrauen.

"Ich verkaufe sie dir nur um den Preis, dass du einen vollen Monat lang fastest, und zwar so, dass du tagsüber fastest und die Nacht hindurch wachest um Allahs des Erhabenen willen."

Die Alte steigt durch dieses Ansinnen in den Augen de Königs:

"Allah segne uns durch diese fromme Frau."

Sie reicht ihm außerdem einen Krug, aus dem er nach zehn Tagen trinken soll.

 

84 Eine als "Biographie" betitelte Sammlung von Anekdoten über diesen Imam (132-204 n.H.) findet sich hier.

84a Gründer der hanafitischen Rechtsschule – der bedeutendsten im Islam.

84b Gründer Bagdads

84. Nacht
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