Carol Hazenfield meint, viele Spieler würden zu viel Wert auf Realismus legen, anstatt die Möglichkeiten des Improtheater zu nutzen und aus der alltäglichen Realität auszubrechen. Dazu ein paar Gedanken.

Wir müssen zunächst einige Sachverhalte auseinanderhalten:
1. Realismus bedeutet nicht, dass es immer um alltägliche Probleme durchschnittlicher Menschen geht. Wir können ihn im Improtheater vielmehr als Abgrenzung zu surrealistischen Szenen, Musical-Szenen, abstrakten Szenen, Szenen im Makro-Level usw. verstehen.
2. Glaubwürdigkeit heißt nicht, dass wir im Rahmen der Alltagswahrscheinlichkeit spielen. Es ist z.B. nicht sehr wahrscheinlich, dass es unbemerkt bleibt, wenn am hellichten Tage in Los Angeles ein Beifahrer einen anderen Mann im Auto aus Versehen in den Kopf schießt und das ganze Auto von innen mit Blut beschmiert ist. Aber in Pulp Fiction nehmen wir das als verrückte Variante hin. Der Alltag per se ist story-technisch nicht allzu interessant. Interessant ist der Tag, an dem xy geschah.
3. Inwieweit realistische mit surrealistischen oder anderen non-realistischen Elementen angereichert wird, ist eine Frage der Form. Z.B. gibt uns die Form “Der rote Faden” (“Thread“) die Möglichkeit, in die Poesie der kleinen Sinneserlebnisse des Alltags einzutauchen. Da wäre rein formal einfach schade drum, wenn auf einmal die Gegenstände zu sprechen begönnen.

Allerdings sollte man als Spieler bereit sein, die Brechungen der Mitspieler zu akzeptieren und sich so auf die Suche nach neuen Formen begeben.

Realismus, Glaubwürdigkeit
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