Und welches Buechlein darf’s den jetzt sein? Schiebe die 1001 Naechte weiter vor mir her. Aber will ich in die Grube fahren, ohne sie gelesen zu haben? Aber fuer meinen jetzigen Fokus: Wie sind Romane konzipiert?, Wie haelt der Autor den Suspense, wie werden Charaktere erschaffen usw., passt das nun ganz und gar nicht. Trotzdem schleppe ich den 2. Band mit mir durch die USA. Bei meiner ersten Reise hierher, das war im April/Mai 1997 hatte ich denselben Band dabei und bin dann ausgestiegen nach dem ewig langen Teil-Roman “Die Geschichte des Königs Omar ibn en-Numân und seiner Söhne Scharkân und Dau el-Makân und dessen, was ihnen widerfuhr an Merkwürdigkeiten und seltsamen Begebenheiten”.
Ich habe also mitgenommen:

  • Theodor Storm: “Erzaehlungen”. In jedem Urlaub macht sich eine Novelle vom Storm gut.
  • “Die Erzaehlungen aus Tausendundein Naechten Band 2”
  • Lonely Planet: “New York City. City Guide” Aus naheliegenden Gruenden.
  • Elizabeth Gilbert: “Eat, Pray, Love” (auf dem Flughafen Amsterdam gekauft)
  • Mick Napier: “Improvise. Scene From Inside Out”. Um etwas theoretisches Futter fuers Chicago Improfestival zu bekommen.
  • Harlan Coben: “Hold Tight”. Auf Verdacht gekauft. Wirkt auf den ersten Blick wie ein guter Thriller.
  • William Shakespeare: “Macbeth” deutsch. Reclam DDR-Ausgabe fuer 1,-M
  • William Shakespeare: “Macbeth” englisch. Reclam BRD-Ausgabe fuer 4,40 Euro = 8,80 DM = 35,- Ostmark.

Und schon am ersten Tag kann ich nicht an mich halten und laufe in den Border’s Buchladen, wo ich vor sechs Jahren all die inspirierenden Buecher ueber Impro gekauft habe, vor allem natuerlich Stephen’s “Free Play”, in das ich mich so verliebte, dass ich es uebersetzte.
Ich zahle 77,00 Dollar (inklusive einer Illinois-Steuer) fuer

  • John Wright: “Why is that so funny? A practical Exploration of Physical Comedy”
  • Barack Obama: The Audacity of Hope. Thoughts on Reclaiming the American Dream”
  • Firoozeh Dumas: “Laughing Without an Accent”
  • Andy Goldberg: “Improv Comedy”

Auf dem Flug hat es mir Elizabeth Gilbert angetan, auch wenn ich mich immer wieder ueber sie aergere. Soll man einer wohlhabenden Anfangdreissigerin beim Reisen und der Sinnsuche zuschauen? Sie braucht die Sinnsuche, als sie feststellt, dass sie nun doch nicht verheiratet sein will und keine Kinder moechte. Und so unkorrekt der Gedanke auch ist, so schiebt er sich immer wieder ein: Wenn du, liebe Elizabeth, Kinder haettest und fuer sie Verantwortung uebernehmen wuerdest, kaemst du gar nicht auf die Idee, nach Eat Pray Love zu fragen, diese Dinge haetten dann schon ihre Wirkung aus dem Tun heraus. Aber man liest natuerlich weiter. Dafuer ist es dann doch flockig und geschickt genug geschrieben. Immer wieder huebsche kleine Metaphern, ein bisschen Selbstironie, unprotzige Minidemonstrationen ihrer Intelligenz. Bis Seite 54 bin ich anstrengungslos gekommen. Der lockere Stil der Kolumnistin, der nie ermuedet, weil er nie zu grosse Boegen wagt, wahrscheinlich waere sie auf den Lesebuehnen perfekt.
Vielleicht aber kommt es einem auch nur zu abgeschmackt vor, wenn man gerade “Die Lebenden und die Toten” von Simonow hinter sich hat, in der SInzow auf der ersten Seite vomKriegsausbruch ueberrascht wird, versucht, sich nach Grodno durchzuschlagen, in deutsche Kessel geraet, in Gefangenschaft, dann ausbricht, um ihn sterben Kameraden, Vorgesetzte, Untergebene. Und die Parteibuerokratie haelt ihn fuer einen Verdaechtigen, weil er sein Parteibuch verloren hat. Gleich stuerzt er sich wieder in die Schlacht vor Moskau, das Blatt wendet sich, und das Buch endet damit, dass er, der Nichtraucher, sich nun eine Zigarette anzuendet, da er den Gedanken erst mal verdauen muesse, dass der ganze Krieg nun erst vor ihm laege.

Weiterschmoekern
Markiert in:     

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert