Kantinenlesen-Essen mit Uli Hannemann Ahne, Hans Duschke, Jakob Hein, Anselm Neft, Stefanie Winny, Falko Hennig, Robert Rescue, Frank Sorge, Bohni, Micha Ebeling, Volker Strübing, Volker Surmann, Ivo Smolak und Kirsten, Lea Streisand, Kirsten Fuchs, Daniela Böhle, Paul Bokowski. Heiko Werning, Thilo Bock, Michael-André Werner, Sarah Schmidt, Manfred Maurenbrecher. Im persischen Restaurant Sufissimo. Gutes Essen, nette Bedienung, ein wenig Slowfood-Tradition, durchaus empfehlenswert. Kein einziger Wein wurde verkauft. Im letzten Jahr noch mehr Freundinnen dabei. Die Kellnerinnen tun einem leid, weil bei uns reflexartig jeder zu seiner Bestellung noch einen lustigen Spruch glaubt machen zu müssen oder an der eigenen Entscheidungsunfähigkeit (es gibt nur 4 Gerichte) scheitert. Aber Mascha verliert den ganzen Abend über ihr Lächeln nicht. Mit einigen kommt man dann doch nicht ins Gespräch. Aber ich habe mir abgewöhnt, bei solchen Feiern mich verpflichtet zu fühlen.
Ein Lesebühnen-Gruppenfoto kommt nicht zustande. Ein bis auf zwei Autoren fast komplettes hätten wir auf Steins Beerdigung schießen können, selbst aus alten Zeiten waren noch Kollegen da. Die Chance gibt es wahrscheinlich (oder sollte man sagen "Hoffentlich"?) nicht so schnell wieder.

Ingeborg Junge-Reyer ist der Name jener Sozialdemokratin, deren Aufgabe es ist, für eine angemessene Stadtentwicklung in Berlin zu sorgen. Zum Thema Gentrifizierung fällt ihr allerdings nur ein, dass es doch gut sei, wenn in ein Haus, in dem sonst nur Arbeitslose wohnen, jemand einzieht, der einen Job hat. Anscheinend bezieht die Dame ihr Wissen über das Thema aus einer halbseitigen Zusammenfassung, die ihr ein Referent auf den Schreibtisch gelegt hat. Fazit: Man kann sowieso nichts machen.
Natürlich ist es begrüßenswert, wenn die Qualität der Häuser verbessert wird, wenn in einen armen Bezirk auch Wohlhabende ziehen, wenn es neben Eckkneipen auch Cafés gibt usw., aber ab einem bestimmten Punkt kippt es. Die Prognosen des guten alten Häußermann haben sich in dem Punkt bisher ziemlich bewahrheitet: Mietenexplosion in Mitte und Prenzlauer Berg. Massive Verdrängung der lange dort wohnenden Bevölkerung, teilweise sogar mit Gewalt. Aber von brennenden Dachstühlen, verstopften Schornsteinen, vermauerten Türen, abgestelltem Wasser lässt sich weniger knackig schreiben als von brennenden Autos.
Soviel zur Tagespolitik.

*

Es folgen: Zimmer aus Gold, Silber, Edelsteinen, köstliche Mahlzeiten, Sängerinnen, Tänzerinnen, Polster und

Kissen, die aus Stickperlen und altpersichen Geweben gearbeitet waren,

Gäste, Sklavinnen usw.

Sechs Monate flossen ihm so im Feenlande dahin, neben Perî Banû, der er in so zärtlicher Liebe zugetan war, dass er es auch nicht einen Augenblick ertragen konnte, sie nicht zu sehen. (…)
Doch nach einer Weile erwachte sein Gedächtnis aus dem Schlummer, und bisweilen ertappte er sich dabei, wie er sich danach sehnte, seinen Vater wiederzusehen.

Die großzügige Prinzessin gestattet ihm die Reise, obwohl sie vor Sorge vergeht. Unterdessen grämte sich natürlich Ahmeds Vater, und wie so oft kooperieren ein böser Wesir, der dem Herrscher einen Floh ins Ohr setzt, der Sohn könne etwas gegen ihn im Schilde führen und eine alte Zauberin, die sich zum Werkzeug des Bösen machen lässt. Sie findet zunächst heraus, dass Ahmed noch lebt. Cut! Unterdessen nimmt Perî Banû ihrem Gatten das Versprechen ab,

"dass du mit aller erdenklichen Eile hierher zurückkehren willst, und dass du mir nicht durch langes Fernsein schmerzliche Sehnsucht und banges Warten auf deine sichere Heimkehr verursachen wirst."

Natürlich darf er nichts vom Feenland erzählen. Sie gibt ihm noch zwanzig Ritter mit, und der grandiose Einzug in die Hauptstadt ist garantiert.

Dort ward er mit so lautem Jubel empfangen, wie man ihn noch nie zuvor im Lande vernommen hatte.

Als er sich seinem Vater nähert gibt er ihm ein redundantes Verlaufsprotokoll der Ereignisse, das wir uns hier sparen. Der Sultan bittet nun seinen Sohn, ihn einmal pro Monat zu besuchen. Als Ahmed nach vier Tagen zu Perî Banû zurückkehrt, gewährt sie ihm von nun an bedingungslose Reisefreiheit.
Als Ahmed zum zweiten Mal seinen Vater besucht, wird der Neid des Wesirs angestachelt:

"Niemand vermag zu sagen, woher der Prinz kommt und auf welche Art er sich solch ein prächtiges Gefolge verschafft hat."

Und wie es in dieser Art von Geschichten eben geht: Die Charaktere bleiben konstant. Psychologisierung oder gar Soziale Konditionierung entfällt. Er ist neidisch = er war neidisch = er wird immer neidisch sein.

Der König wird nervös und beauftragt die Zauberin, herauszufinden, wo Ahmed immer verschwindet, doch die Tür zum Feenpalast bleibt dem menschlichen Auge verborgen, also muss sie eine List anwenden und verkleidet sich als alte, kranke Bettlerin. Prinz Ahmed erbarmt sich ihrer und nimmt sie mit zur Pflege in den Palast.

Wieder einmal das Motiv der listigen Alten, die sich verkleidet einnistet. Fehlte nur noch, dass sie die Fromme mimt und alleingelassen werden will. Doch das bleibt uns diesmal erspart.

Perî Banû entdeckt den Schmu:

"Diese Frau ist nicht so krank, wie sie sich stellt, nein, sie übt Betrug an dir, und mir ahnt, dass irgendein Neider gegen dich und mich Arges im Schilde führt."

Mit einem Trunk aus der allheilenden Löwenquelle wird die Alte wieder auf die Beine gebracht und entlassen. Am Tor sieht sie sich um und findet den Eingang nicht mehr. Dem Sultan berichtet sie alles und stachelt ihn auf:

"Wer weiß, ob er nicht mithilfe von Perî Banû Zwietracht und Zwiespalt im Reiche hervorrufen wird? Hüte dich vor den Listen und der Tücke der Frauen."

Der letzte Satz entfaltet natürlich seine Ironie, wenn er von einer listigen und tückischen Frau ausgesprochen wird.

Den Rat seines Ministers, den Sohn hinrichten zu lassen, verwirft er, lieber will er ihn in den Kerker werfen lassen, aber die Zauberin rät ihm ab, da die Knappen von Prinz Ahmed schließlich Dämonen sind. Lieber möge er seinen Sohn "auf die Probe stellen" und ihn ein Zelt besorgen lassen, dass den ganzen Hofstaat aufnehmen könne. Daraufhin würde sie sich eine weitere Probe ausdenken, usw., bis er am Ende seiner Kräfte sei und endlich gedemütigt und beschämt sich nicht mehr in die Hauptstadt wagen.

271. Nacht b)
Markiert in:             

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert