Beginn des Workshops zum Thema "The Fool". Starten ein kleines Gruppen-Warm-Up unter eigener Regie. Sofort gute Stimmung in der 28köpfigen Truppe: USA, Kanada, Mexiko, Niederlande, Slowenien, Österreich/Australien, Japan, Deutschland.

Randy Dixon leitet die ersten beiden Tage. Sein Grund-Impuls für diesen Workshop hatte er in einem Shakespeare-Workshop, als die Frage nach der Funktion des Narren aufkam:

Hat das Improtheater seine Relevanz verloren. Second City jedenfalls hat jeglichen politischen Impuls abgestreift. Das Committee gründete sich während des Protests gegen den Vietnamkrieg.

Mein Einwand: Relevanz muss nicht politisch sein.

Weiter Randy Dixon: Der Narr zu sein bedeutet nicht, närrisch zu sein.

Das ist natürlich erst mal eine steile These, die sich vielleicht zu sehr aus der Perspektive auf den Shakespeareschen Narren ergibt. Denn bei Shakespeare gibt es kaum komplette Idioten.

Der Inhalt kann durchaus raffiniert werden.
Rede von Robert Falls: Über den Narren

Del Close: Das Ziel ist, dass die Zuschauer vor Lachen sterben. Erst dann können sie wieder heilen.

Wir reden davon, jemand habe Witz oder Humor. But there are four humours and five wits.

Ronald McDonald ist kein Narr, denn ein Narr muss auch das Potential zum Beleidigen haben.

Wir testen Szenen:

1. Zwei Personen und ein Narr, der der Ratgeber des einen ist und für den anderen unsichtbar.

 

2. Zwei Personen, die einen normalen Dialog führen und dabei Narrenkappen tragen.

3. Eine normale Szene mit zwei Personen, die Narrenkappe liegt auf der Bühne.

4. Eine normale Szene mit zwei Personen. Wir als Zuschauer stellen uns vor, die Narrenkappe läge auf der Bühne.

5. Fünf Narren. (Eine furchtbare Szene.) und als Gegensatz:

6. Vier normale Personen und ein Narr. –> Der Narr braucht immer einen normalen Gegenpart. Fünf Narren sind einfach nur fünf Arschlöcher.

*

BLINK Sechstes Kapitel: Kenna’s Dilemma

Dieses Kapitel ist benannt nach dem Musiker Kenna, der von Mitmusikern und Produzenten hochgelobt wurde. Ebenso von Zuschauern, die ihn im Live-Programm von U2 sahen. Aber im Radio und bei CD-Verkäufen fiel er durch. Der Grund: Es ist zu speziell.
Experten-Kennerschaft lässt sich nicht immer in unmittelbaren Allgemeingeschmack übertragen, vor allem, wenn die Dinge ungewohnt sind.
Weitere Beispiele:
– Der Pepsi-Test: In den 80er Jahren schnitt Pepsi beim unmittelbaren Vergleich gegen Coca Cola auf der Straße immer besser ab, was sich aber nur kurzfristig in Verkaufszahlen widerspiegelte. Der Grund: Ein paar Schlucke unterwegs trinken sich anders als zwei Dosen vor dem Fernseher.
– Margarine hatte vor dem 2. Weltkrieg einen überaus schlechten Ruf. Erst als sie entsprechend verpackt wurde und ihr ein bisschen buttriges Gelb hinzugemischt wurde, begann ihr Siegeszug.
– Herman Miller entwarf in den 90ern einen der modernsten Bürostühle seiner Zeit. Er war ergonomisch gestaltet und bequem zum Sitzen, aber er wirkte wie eine furchtbar instabile Drahtkonstruktion. Erst über den Umweg von Designer-Zeitschriften, dem Nebenbei-Auftauchen des Stuhls in Werbefilmchen (für andere Produkte).
Das Problem ist, dass das Ungewohnte für den Laien zunächst oft als hässlich erscheint.

Das ist natürlich auch in der Kunst ein immer wiederkehrendes Problem:

The problem is that buried among the things we hate is a class of products that are in that category only because they are weird. They make us nervous. They are sufficiently different that it takes us some time to understand that we actually like them.

Experten haben eine Sprache für ihren Geschmack entwickelt, am besten an Weinkennern erkennbar, der uns Laien fehlt.

13. Juni – getting foolish
Markiert in:     

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert