Die Beobachtung, dass wir essentielle Bildungsinhalte vergessen, lässt die Vermutung zu, dass wir in der Schule entweder zu viel oder das Falsche lernen. Oder falsch zu viel. So könnte man die Hypothese des Aufmachers der ZEIT zusammenfassen. Statt sich von Interesse zu Interesse zu hangeln, baut die Wissensvermittlung auf einer psychologisch und pädagogischen Fehlannahme auf, nämlich dass Wissen aufeinander aufbauen müsse. "Wie Solarzellen funktionieren, kommt erst dran, wenn die Schüler wissen, was Halbleiter sind." Das ganze System funktioniert letztlich für vielleicht 10% der Schüler. 80% lernen, sich von Prüfung zu Prüfung zu hangeln, indem sie ihr Kurzzeitgedächtnis mit dem Inhalt der letzten Wochen zustopfen. Das Ganze nennt sich passenderweise "Bulimie-Lernen". Wissen, das ihnen nichts bedeutet und das nicht anschlussfähig ist. Da aber andererseits immer mehr Wissen gefordert ist, werden die Lehrpläne vollgepackt. Und trotzdem sind die Professoren erstaunt über die mathematischen Defizite der Neu-Studenten.
Wie damit umgehen. Die ZEIT befragt nun ihre Fachautoren, was sie in bestimmten Fächern wegkürzen würden. Christoph Drössers überraschend klar: Trigonometrie und Kurvendiskussionen streichen: "Die Trigonometrie braucht vielleicht ein Hochseekapitän mit kaputtem GPS." Stattdessen, und da spricht er mir aus der Seele, bei den Schülern ein Gespür für Wahrscheinlichkeiten aufbauen. Und das, so möchte ich hinzufügen, nicht erst in der Gymnasialstufe.

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Als Dschubair sie so singend vorbeifahren sah, rief er Budûr zu, sie möge noch einmal singen. Da befahl er seinen Fährleuten, sie mit Orangen zu bewerfen.

"Dann fuhr sie ihrer Wege. Aber so ist es gekommen, dass die Liebe aus ihrem Herzen in mein Herz überging."

Merke: Orangenbewerfung wird dir das Herz einer Dame nur selten zufliegen lassen.

Ibn Mansûr fuhr mit seinem Geld zurück nach Bagdad.

Da weitete sich dem Kalifen die Brust, und die Unruhe und Beklemmung, die ihn gequält hatten, wichen von ihm.

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Die Geschichte von dem Manne aus Jemen und seinen sechs Sklavinnen

Wieder möchte ein Kalif – diesmal ist es el Mamûn – eine Geschichte hören. Unter seinen Tischgenossen findet sich Mohammed el Basri, der die Geschichte des Mannes aus Jemen erzählt.
Dieser Jemeniter war nach Bagdad gekommen, um dort zu leben. Seine sechs Sklavinnen, die er zu Nebenfrauen genommen hatte, waren eine weiße, eine braune, eine dicke, eine schlanke, eine gelbe und eine schwarze. Eines Abends versammelt er sie um sich her, und eine jede singt ihm ein Ständchen. Danach fordert er sie zum gegenseitigen Battle auf:

"Nun wünsche ich, dass eine jede von euch mit ihrer Hand auf eine Nebensklavin weise, (…) und dass dabei eine jede sich selber rühme und ihre Nebensklavin schmähe; dann soll ihre Gegnerin das gleiche mit ihr tun. Das soll geschehen durch Beweisgründe aus dem heiligen Koran und auf Grund von Geschichten und Gedichten, so dass wir eure feine Bildung und eure schönen Reden erkennen."

334. Nacht
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