379. Nacht

Die beiden Wesire der Könige Schâmich und Dirbâs ziehen nun gemeinsam los, um Uns el-Wudschûd zu suchen. Als sie die Insel Dschebel eth-Thekla erreichen, erklärt ihm Ibrahim, hier habe sich dereinst eine Dämonin niedergelassen, um mit ihrem menschlichen Liebhaber in Ruhe leben zu können. Wenn Seefahrer vorbeiführen, hörten sie das Wehklagen der Kinder. Der Eunuch öffnet dem Wesir das Schloss, und dieser erkundigt sich nach dem geistesentrückten Derwischmann im Hof, der natürlich kein geringerer ist als der gesuchte Uns el-Wudschûd. Wesir Ibrahim macht sich auf die Suche nach seiner Tochter, findet sie aber nicht und weint.

Wie er sich nun umwandte, sah er dort zwei Vögel, einen Raben und eine Eule; und da er ein böses Vorzeichen erkannte, begann er, in Seufzer auszubrechen.

Die Wesire geben nun die Suche auf, und in Erwartung seiner Entlassung zieht der Wesir des Königs Dirbâs  zurück und nimmt den mutmaßlichen entrückten Derwisch als Glücksbringer mit.

*

380. Nacht

Uns el-Wudschûd erwacht auf dem Maultierrücken, ohne zu wissen, wo er ist. Der Wesir lässt ihn mit Zuckerscherbett und Rosenwasser aufpäppeln.
Als sie sich der Stadt nähern, wagt der Wesir nicht, sie zu betreten; doch Uns el-Wudschûd antwortet ihm:

"Fürchte dich nicht! Geh zum König und nimm mich mit dir; ich bürge dafür, dass Uns el-Wudschûd kommt."

Als er vor den König geführt wird und dieser ihn fragt, wo Uns el-Wudschûd weilt:

"An einer Stätte, die sehr nah ist."

Uns el-Wudschûd bleibt geheimnisvoll und lässt sich gut einkleiden, erst dann gibt er sich per Gedicht zu erkennen. Die beiden heiraten, und König Schâmich wird darüber informiert und antwortet:

"Dieweil die Eheurkunde bei dir vollzogen ist, geziemt es sich, dass die Hochzeit und Brautnacht bei mir gefeiert werden."

Die Karawane zieht nach Ispahan und

dann ging Uns el-Wudschûd zu El-Ward fil-Akmâm ein und umarmte sie.

Sie rezitieren und weinen,

umarmten sich von neuem, und so blieben sie eng umschlungen, bis sie ohnmächtig niedersanken.

*

381. Nacht

Es wird sieben Tage lang gefeiert. Und am siebenten Tag verteilten sie

Gaben an das Volk, Geld und Kleider, und machten reiche Geschenke. Darauf gab El-Ward fil-Akmâm den Befehl, ihr Bad zu räumen, und sie sprach zu Uns el-Wudschûd: "Du mein Augentrost, es verlangt mich, dich im Bade zu sehen; und wir wollen dort ganz allein sein.

Du der seit alter Zeit mein Herz gewann –
Das Alte geht im Neuen nicht verloren.
O du, der mein Alles in der Welt,
Ich habe keine Freund als dich erkoren.
Komm mit ins Bad, o du mein Augenlicht;
Lass uns den Himmel in der Hölle sehen!
Wir lassen Aloe und Nadd erglühen,
Bis uns die Düfte überall umwehen.
Verziehen sei dem Schicksal alle Huld!
Ich rufe dann, seh ich dich dort vor mir:
Glückauf, mein Lieb, und Segen sei mit dir!

Die Hölle steht als Bild fürs Feuer unterm Bad. Nadd ist eine Mischung aus Ambra, Moschus und Aloe. Wenn jemand aus dem Bad kommt, segnet man ihn.

***

Die Geschichte von Abu Nuwâs mit den drei Knaben und dem Kalifen

Abu Nuwâs allein daheim rüstet zu einem Gastmahl und lädt sich drei Knaben ein, die er zufällig auf der Straße trifft,

noch frei von Bärten, so schön, als wären sie Knaben aus den Paradiesesgärten; ihre Farben waren von verschiedener Art, doch ihre Reize waren gleichmäßig zart. An ihren biegsamen Gestalten wurden Hoffnungen entzündet, so wie ein Dichter von ihnen kündet.

Abu Nuwâs lockt sie mit Versen:

Kommt her zu mir, und geht zu keinem andern!
Mein Haus ist voll von feinstem Proviant.
Ich habe alten Wein von klarer Farbe,
Gekeltert von des Klostermönches Hand.
Auch hab ich feines Fleisch vom jungen Lamme
Und vielerlei Geflügel, das da fleugt.
So esst davon und trinket von dem Weine,
Dem alten, der die Sorgen uns verscheucht!
Vergnüget euch dann einer an dem andern,
Und lasst auch mich in eurem Kreise wandern!

Weil nun die Jünglinge von seinen Versen bezaubert waren, so entschlossen sie sich, seinem Wunsch zu willfahren.

379. – 381. Nacht
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