In “Theaterspiele” (“Storytelling for improvisers”) beklagt sich Keith Johnstone darüber, dass Improvisierer zu wenige Requisiten nutzen würden. Bei Loose Moose gebe es eine Couch, einen Schreibtisch mit einem Haufen Gegenständen drauf usw. Außerdem würden ständig mehrere Spieler bereitstehen, um die Requisiten als Gruppe selber darzustellen (z.B. ein Flugzeug, einen Elefanten…). Dass das anderswo so selten gemacht würde hänge mit einer gewissen Fetischisierung des Mimens und dem zunehmenden Trend von Barprov (Impro in bar-ähnlichen Locations) zusammen.
Zunächst muss man sagen, dass das Spiel mit echten Tischen, Stühlen, Sofas, Türen schon wesentlich reichhaltiger ist. Andererseits nimmt es einem auch eine gewisse Flexibilität. Der Tisch muss ja dann auch ggf. wieder weggeräumt werden.
Als wir mit Foxy Freestyle 2007 im Ambulatorium in Friedrichshain zu spielen begannen, hatten wir eine erfreulich große Bühne. Ein riesiger stabiler Tisch, ein Sofa, alles war leicht auch wieder wegzuräumen. Inzwischen haben wir zwar viel mehr Zuschauer als damals, aber eben auch eine kleinere Bühne. Sollten wir deshalb zu improvisieren aufgeben? Sollten wir etwa eine größere Bühne in einem abseits gelegenen Stadtbezirk suchen, wohin kein sterblicher Zuschauer je seinen Fuß setzen wird? Man muss auch in diesen Dingen flexibel bleiben. Sollte eine junge Truppe sich davon abhalten lassen, Improtheater zu spielen, nur weil es kein geeignetes Theaterhaus in der Umgebung gibt?
Man könnte umgekehrt im Übrigen auch bemängeln, dass durch Johnstones Faible für die Darstellung von Objekten durch Personen jede Szene in den Klamauk kippen kann und das Mimen der Objekte mehr Platz lässt für die Phantasie des Zuschauers.

Reale Requisiten und Spieler als Requisiten
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2 Kommentare zu „Reale Requisiten und Spieler als Requisiten

  • 2014-06-26 um 23:40 Uhr
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    Für unsere Langform "Im Sinne von Brecht" haben wir uns für Kostümelemente entschieden, um Personen unterscheidbarer zu machen. Solche Dinge halte ich als Requisiten für nützlich, wohingegen ein Schreibtisch mit lauter Kleinkram darauf nur Beiwerk ist, das Farbe aber kaum Nutzen bringt. Die Dinge auf der Improbühne sollten so flexibel wie die Kunstform sein.

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  • 2014-06-27 um 05:49 Uhr
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    Eine reale Requisite bekommt mehr Wichtigkeit in der Aufmerksamkeit des Zuschauers und sollte dann ein zentraleres Element werden. In einer thematischen Show durchaust schön einbaubar, in einer offenen schwieriger. Und es ist eine Frage der Schlüssigkeit – manches ist real, manches virtuell. Spieler kramen dann Schlüssel oder Taschentücher aus ihren Hosentaschen und ebenfalls Objekte zu benutzen und der Zauber der Imagination geht dahin.

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