Zukunftspläne

Für meine Zukunft hätt ich gerne Sicherheit,
nach einem klaren Leben ich mich sehne.
Für kurze und für lange Fristen fass ich Pläne,
auf dass ich mir zum Freunde mach die künftge Zeit.

Egal, was meine Zukunft hält für mich bereit
– ich will nicht wissen, ist’s das Hässliche, das Schöne.
Vergieße um die alten Pläne keine Träne.
Bleib ich spontan, hab ich mich von der Zeit befreit.

So muss ich mein Spontan-Sein hübsch in Bahnen leiten.
Die frische Freiheit braucht als Zügel den Verstand,
sonst ist es einst die Dummheit, die die Freiheit bannt.

Trotz Plänen will ich stets durch die Momente gleiten,
das Leben täglich Kreuze durch die Pläne macht.
Halb Plan und halb spontan scheint’s angebracht.

Körperbau relativ

Ich mach mich wieder mal bereit,
betracht im Spiegel meine Falten.
Und trotz der Spuren meiner Zeit
hab ich mich doch recht gut gehalten.
Jetzt schau dir diesen Prachtkerl an:
Ein reifer, beinah junger Mann.

Mein Sohn kommt rein, studiert genau
die vielen kleinen Einzelheiten
an seines Vaters Körperbau
in allen Höhen, Tiefen, Breiten.
Und schließlich fragt er völlig kalt:
„Werd ich auch mal so irre alt?“

Bahnimmobilieninspekteur

Wissend scheu betritt er einen kahlen Raum.
Die Ruine wird wohl fallen. Aus der Traum.

Sie diente einst den Weichenstellern als Zentrale.
Im Handwaschbecken liegt noch eine Kaffeeschale.
Im Spind ein pralles Pin-Up. Die ist heute Greisin.
Ein karger Baum ragt tapfer zwischen rostgen Gleisen.

Und in den Schaltraum er die Schritte lenkt:
Wird’s abgetragen oder wird’s gesprengt?
Per Smartphone ordert er bereits den Kran.
Ein letzter Blick zurück: Das wär getan.

Die Diele kracht, und auch bei ihm macht’s Knick.
Er bricht sich an dem Handwaschbecken das Genick,
erinnert sich an einen alten Spruch der Bahn.
Er handelte von Vorsicht und von Porzellan.

Der Ehebruch

Als er eines Abends nach Hause kam,
vom Einkauf waren die Taschen so schwer,
da nahm sie, wie immer, ihn in den Arm
und merkte dabei: Ich lieb ihn nicht mehr.

Die Große saß an den Hausaufgaben.
Der Kleine war in der Wanne Pirat.
Sie dachte an all die Seelennarben
und empfand ihr Leben plötzlich so fad.

Ob wir nach dem Abendbrot alles besprechen?
Dann kommt es endlich sofort aufs Tapet.
Oder soll ich ganz einfach die Ehe mal brechen?
Ob zwischen den Männern und mir noch was geht?

Und so verrauchten die letzten Flammen
der Liebe, obgleich’s ihr im Herz manchmal stach.
Sie blieb bis er starb mit ihm noch zusammen.
Und schließlich war er’s, der die Ehe brach.

Besserung

Wir haben dich, du Bösewicht.
Heut stehst du endlich vor Gericht.
Du hast die Richterin bedroht,
schlugst ihren Perserkater tot.

Hast in die Bibliothek gepisst,
obwohl das auch verboten ist.
Du hast die eigne Frau erwürgt
und einen Fahrausweis getürkt.

Im Schwimmbad warst du viel zu laut
und hast ein kleines Kind beklaut,
im Parlament wild randaliert,
den Hund der Nachbarin kastriert.

Bald wanderst du dafür in’ Knast,
weil du das ausgefressen hast.
Dort lernst du wohl, was sich gebührt
und wirst rasch resozialisiert.

Überreif

Meine Kirschen auf dem Tische
sehen nicht mehr knackig aus,
(Ich verpasste ihre Frische.)
warten überreif im Haus.

Noch nicht schlecht, man könnt sie essen,
doch ich warte Tag um Tag,
lass mich von ihrem Anblick stressen,
weil ich Kirschen gerne mag.

Ob ich wohl den Kirschen gleich’?
Leute geh’n an mir vorüber.
“Ach, der Herr ist reif und weich.
Frischer wäre er mir lieber.”

Erinnerung an ein Weihnachtswestpaket

Ein Riegel Mars. Brav eingeteilt.
Er musste bis Januar reichen.
An jedem Häpschen aufgegeilt.
Ein Geschmack zum Herzerweichen.

Und heute krieg ich’s im Überfluss,
rasch nebenbei noch weggefressen.
Die Sucht wird gestillt ganz ohne Genuss.
Vom kleinsten Mangel lasse ich mich stressen.

Hab ich denn je im Ernst geglaubt,
man könnte Genuss sich erkaufen?
So bin ich meiner Freude beraubt,
man könnt im Vergnügen ersaufen.

Besonnenheit

Ich gliche gern dem Kapitän im Sturme,
des Handeln weder Furcht noch Zorn bedrückt,
der unverzagt auf dem Kommandoturme
entscheidet und dabei den Tod erblickt.
Nicht übermannt vom Wirrwarr der Momente,
und was zu tun ist, wird auch ohne Klag getan.
Selbst wenn noch neben ihm das Steuer brennte,
er hielte aus wie Maynard, unser Steuermann.
Doch statt mich an Fontanes Held zu messen,
der schließlich auch verbrannte wie ein Docht,
sollt ich beim Schreiben nicht die Milch vergessen,
die grad in meiner Küche überkocht.

Über Geld…

Ich würde über Geld nichts sagen,
tät ich’s in meinen Taschen tragen.
Ich führt’ Gespräche mit Nivau,
erzählte Witze voller Schärfe,
statt dass ich euch mit Unglück nerve,
dem Unglück einer armen Sau.

Ach, leider muss ich euch jetzt quälen
und euch von meinem Leid erzählen,
von meinen finanziellen Sorgen.
Ja, bald könn’ wir uns amüsieren
und über Kunst philosophieren.
Doch jetzt: Könnt ihr mir mal was borgen?

Sport

Wer Sport treibt, züchtigt seinen Leib,
wer Sport treibt.
Wer schlabbrig, schlapp und fett will bleiben,
muss aufhörn, immer Sport zu treiben.
Wer Sport treibt.

Oh Sport, oh Sport, du drillst den Geist,
oh Sport, oh.
Ich war so lang unkonzentriert,
bevor ich fleißig hab trainiert
mit Sport, oh.