Partisan

Die Wunden schwarze Löcher.
Ohne Heimat sterben
gönnt man doch keinem, nicht wahr?
So pflegten wir ihn, wie wir’s konnten,
mit tröpfelnder Hoffnung im Bauch
und Angst man würde ihn finden
und ihn erwürgen.

Im Juni stand er auf und ging
ohne ein Wort
und gab keinen Blick,
als gehörte Undank zu seiner Sorte
wie der Stein zur Pflaume.

Geruch der Kälte

In einer alten Laube,
der Tisch bedeckt vom Staube,
sucht’ ich des Nachts Asyl.
Ich fand zwei Tagebücher,
inmitten dicker Tücher.
Ich warf sie über: Es war kühl.

Schlaflos las ich die Seiten
aus längst vergangnen Zeiten.
Wer war wohl wer darin?
Autorin ist gestorben
Die Zeilen sind verdorben,
verfasst von der Selbstmörderin.

Über-Engagement

Es gibt Spieler, die wunderbare Figuren spielen, ihren Mitspielern zuhören, einen Sinn für gute Storys haben und auch hinter der Bühne angenehme Zeitgenossen sind. Aber trotzdem zögert man, mit ihnen zu spielen, da ihr überbordendes Engagement den Mitspielern kaum Luft lässt. Kaum wird das Licht aufgeblendet, sind sie schon mit ihrer Idee auf der Bühne. Sie geben die Richtung der Story vor, spielen die merkwürdigsten Figuren und dominieren überhaupt das gesamte Geschehen. Wenn eine Szene zwischen zwei anderen Spielern gut läuft, finden sie einen Grund, sich noch irgendwie einzumischen.
Ob du zur Sorte der über-engagierten Spieler gehört erkennst du an folgenden Merkmalen:

  • Bei einer Szene, in der du nicht mitspielst, fragst du dich: „Wie kann ich mich daran beteiligen?“
  • Du bist überwiegend derjenige, der die Szenen beginnt.
  • Die Mitspieler scheinen dir zu langsam.
  • Deine Ideen scheinen dir origineller als die deiner Mitspieler.

Was ist die Lösung? Zunächst einmal: Entspann dich. Der Erfolg einer Show ruht nicht allein auf deinen Schultern. Selbst wenn du deine Stärken kennst, solltest du den anderen die Gelegenheit geben, ihren Platz zu finden. Wenn das für „Lücken“ in der Show sorgt, ist das vielleicht nur deine Wahrnehmung und dein zu hektisches Timing.
Mit vollem Einsatz zu spielen bedeutet auch, zu wissen, wann man sich zurückzunehmen hat. Ein Kunstwerk wird nicht unbedingt besser, indem man immer mehr hinzufügt. Es ist dann perfekt, wenn man mit möglichst wenig Mitteln das beste Ergebnis erzielt hat. Wenn du also meinst (oder von deinen Mitspielern hörst), du seist über-engagiert, dann frage dich: Wie wenig kann ich tun? In Sinfonie-Orchestern sieht man bei einigen Konzerten den Percussionisten mit den Becken, der eine halbe Stunde im Hintergrund wartet, um schließlich beim Finale für den großen Krach zu sorgen. Vielleicht bist du bei eurer nächsten Show dieser Percussionist.

Nachruhm

Erst als er starb, begann man, ihn zu loben.
Ihr rühmtet ihn, obschon ihr früher schwiegt,
was nur zum Teil an euren Drecksmanieren liegt.
Ihr habt das Loben vor euch hergeschoben.

Und nun erfolgreich aufs Podest gehoben:
Er hat vom Lob nicht mehr viel mitgekriegt.
So geht’s: Der Körper kämpft, die Seele fliegt.
Er – noch hier unten. Sie – schon fast da oben.

Wir preisen den Versterbenden in hohen Tönen.
An sein Versterben muss man sich gewöhnen.
Die Rührung fett euch aus den Ohren quillt.
Jetzt, da er leider muss für immer dösen,
sagt ruhig, ihr wärt mit ihm ganz dick gewesen.
Denn Nachruhm nur den Lebenden was gilt.

Genuss

Einatmen, ausatmend seufzen.
Kein Andres jetzt existiert.
Der Geist ist wach und doch unbewusst übermannt vom gewaltigen Schauer.
Licht und Wärme und Harmonie und ein samtiger Kitzel.
Es schwillt und quillt, und du bleibst ganz und gar fokussiert.
Alle Morgen und alle Gestern verschmelzen in diesem Moment.

Geradheit

bereit, sich niemals aufzugeben, wie’s auch kommt,
so schlackerten nun die dürren arme, das haar zerzaust
zeugte von kämpfen, die er selten gewann.

die freunde wussten, auf ihn können wir uns verlassen,
der steht zu einem, komme was da wolle, doch viele
freunde waren ihm nicht geblieben.

ehrlichkeit währt am zweit- oder drittlängsten
geradheit ziert den, der den sturm überlebte
wenn du’s überlebt hast, lieben wir dich.

Kleine Panik

Zu seiner Hochzeit hatte er uns eingeladen.
„Was solln wir mit Geschenken! Schenkt uns lieber Geld!
Sucht euch in Monte Carlo ein Hotel!
Und sucht es schnell!“
Fürwahr, ein Mann von Welt,
der pendelt zwischen Geiz und Prahlerei
– das Kleid, der Porsche und der Ring.
Und doch, in seinem Blick noch stets ein Rest von Panik hing
des stets zu kurz gekommnen.

Kinderlied (Version: Alter Mann)

Liebe, liebe Sonne
komm ein bisschen runter.
Wärm mein kahles Hinterhaupt
(kahl, da es des Haars beraubt).
Wärme des Gesichtes Falten
(ich gehöre zu den Alten).
Wärme meinen schlaffen Po
(sitzen kann ich grad noch so).
Wärm mir den behaarten Bauch
(an Verdauung hapert’s auch).
Wärme mir die dürren Schenkel
(sind zu schwach für meine Enkel).
Spende Wärme meinen Eiern
(ham ja sonst nicht viel zu feiern).