Gute und schlechte Zugaben

Gute und schlechte Zugaben

Die Show ist wunderbar gelaufen, ihr habt zu zehnt gespielt. Und nun kommt der Moderator auf die Idee, dass alle noch gemeinsam ein Lied singen sollen, zu dem jeder eine Strophe beitragen soll. Das Lied zieht sich in die Länge, die Hälfte der Spieler hat keine Lust auf Singen oder es klingt grausam. Am Ende gehen die Zuschauer mit dem Gefühl nach Hause, dass es zwar insgesamt recht nett war, aber man müsse es sich nicht so schnell noch mal antun.
Eine gute Zugabe ist knapp und spritzig und entlässt die Zuschauer noch mit einem kleinen Extra-Lachen. Gerade bei großen Besetzungen lassen sich Moderatoren vom Gedanken der „Gerechtigkeit“ dazu verleiten, jedem einzelnen Spieler noch mal angemessen viel Raum zu geben, um sich ein letztes Mal zu entfalten. Lieber zwei, drei kleine Freeze-Tag-Szenen von 15 Sekunden als ein ausuferndes Rein-Raus-Spiel mit dem gesamten Riesen-Ensemble.
Als Zugabe eignen sich zum Beispiel:

  • knackige Gag-Spiele, die kürzer als eine Minute sind,
  • eine Kaskade von „Was-danach-geschah“-Szenen aus den verschiedenen Storys,
  • ein kurzer Abschluss-Monolog einer zentralen Figur
  •  ein Game, das das Format abschließt. So könnte das Sieger-Team eines Theatersport-Matches als Einwort-Geschichte erzählen, was die Mitglieder nach diesem phänomenalen Sieg als nächstes für Ziele haben.

(Dies ist ein Auszug aus “Improvisationstheater. Band 9. Impro-Shows“)

Zugabe im Improtheater – Ja oder Nein?

Zugabe im Improtheater – Ja oder Nein?

Als erstes sollte man sich fragen: Wollen wir überhaupt eine Zugabe? Für manche scheint diese Frage absurd, gehört die Zugabe doch „irgendwie zur Show dazu“. Und tatsächlich kann eine Zugabe wie ein kleines Dessert nach einem Hauptgang wirken. Besonders in einer game-orientierten Kurzform-Show kann ein besonders flottes Game oder ein „Best Of“ die Show abrunden.
Aber stellen wir uns vor, ihr habt eine Langform gespielt, deren Ende überaus gelungen war. Das Publikum ist gerührt, amüsiert, erschüttert. Der Abend ist „rund“. Was kann dann noch kommen?
Am Ende von Comedy-Filmen werden manchmal Ausschnitte von Versprechern, Schnitzern und Malheuren gezeigt. Bei „Das Schweigen der Lämmer“ oder „Schindlers Liste“ würde man das nicht tun.
Aber auch eine comedylastige Impro-Show profitiert nicht immer von einer Zugabe. Man lasse sich nicht vom lange klatschenden Publikum in die Irre führen. Gerade deutsches Publikum neigt zum Klatsch-Exzess. Es ist, als wollten die Zuschauer den schönen Moment auf ewig ausdehnen. Aber sind sie mit Zugabe tatsächlich glücklicher?
Ich denke, man sollte eine Zugabe nur spielen, wenn
– das Format viele kleine Storys und Szenen beinhaltet,
– die Zugabe die Show wirklich abrundet,
– wenn es das Publikum wirklich will.

[Dies ist ein Auszug aus „Improvisationstheater. Band 9. Impro-Shows„]

Schulhausmeister

Herr Hausmeister, haben Sie’s gefunden?
Freundlich lässt er die Bockwurst liegen,
ist, wie alle seiner Art, kurz angebunden.
Und ich muss mich seinem Tempo fügen.

Das Fundbüro der Schule – eine Kiste
gleich neben der Erwachsnen-Toilette.
Das Dinosaurier-T-Shirt, das ich auch vermisste.
Und auch, schau an, die grüne Zahlenkette.

Zwei Minuten später wieder im Büro.
Der Hausmeister entspannt und heiter.
Ich sage: „Danke!“ Er sagt: „Ach, i wo!“,
setzt sich hin und isst die Bockwurst weiter.