Endlich: Das neue Impro-Buch ist fertig

Ich hatte ja geglaubt, ich könnte das Buch „Die Magie der Szene“ schon im Januar 2020 herausbringen. Es war ja schon zu 85 Prozent fertig. Dann gab es eine unglückliche Verzögerung nach der anderen, und schließlich kam der Lockdown: Kein Theaterspielen, keine Workshops. Eigentlich müsste man meinen, das seien die idealen Bedingungen zum Schreiben. Aber denkste. Nicht bei mir. Im Rückblick denke ich, dass mir gerade der externe Antrieb fehlte: der aktive Austausch mit anderen Improvisierern und mit meinen Schülern. Wie viele Andere auch musste ich erst mal einen neuen Arbeitsrhythmus finden, ihn mit Homeschooling und anderen Projekten abstimmen. Vor allem aber musste ich lernen, die neue Situation innerlich zu akzeptieren, was für mich eine größere Herausforderung war als vermutet. Dieses Scheitern am Akzeptieren war mir auch peinlich gegenüber mir selbst, hatte ich mir doch eingebildet, das müsse ja gerade einem professionellen Improvisierer leichtfallen. Und immer wenn ich meinte, jetzt hätte ich die innere Balance gefunden, riss es mir wenige Wochen später wieder die Füße unterm Boden weg.
Aber es wäre zu einfach, nur der Pandemie die Schuld an der Verzögerung zu geben. Ich muss ach gestehen, dass ich auch mit einem formalen Problem zu kämpfen hatte: Das Thema dieses Bandes ist die improvisierte Szene. (Zuvor erschienen „Die Grundlagen„, „Gruppen, Geld und Management“ und „Impro-Shows„. „Impro-Schauspiel“ ist bereits in Arbeit.) Im Improtheater läuft aber am Ende alles auf die improvisierte Szene hinaus. Die Frage war, wie ich das Ganze auf den Kern reduzieren könnte. Und so bestand der Hauptteil meiner Arbeit der letzten anderthalb Jahre an diesem Buch nicht nur darin, die Lücken zu füllen, sondern viel mehr noch, Überflüssiges zu streichen. Dieses „Überflüssige“ sind, wie jeder, der sich mit kreativem Schreiben beschäftigt hat, weiß, oft die Passagen, an denen man hängt, die vielleicht sogar der Ausgangspunkt des Schreibens waren. “Kill your darlings, kill your darlings, even when it breaks your egocentric little scribbler’s heart, kill your darlings.” (Stephen King. „On Writing“)
Dazu kamen Selbstzweifel: Gerade übers szenische Improvisieren ist bereits eine Menge (vor allem im amerikanischen Raum) geschrieben worden. Hatte ich überhaupt noch etwas Sinnvolles zu sagen? Manchmal musste ich das Manuskript über eine Woche liegenlassen, um es mit frischen Augen zu betrachten und mir sagen zu können: „Ja, es lohnt sich. Viele Themen sind so noch nicht in der Impro-Literatur besprochen worden.“
Was ich auch immer wieder als Herausforderung empfinde: Wie sehr lässt man den eigenen Impro-Geschmack einfließen? Das Problem dabei ist, je klarer man hier die Kante setzt, umso dogmatischer wirkt es. Ich habe aber in meinen Büchern (und so auch in diesem) immer wieder versucht, deutlich zu machen, dass Improtheater Dutzende von Ansätzen ermöglicht: Von trashigem Impro-Game bis zur subtil aufgeführten Langform, von flotter Comedy bis ruhigem Melodram. All das ist legitim und bedarf unterschiedlicher Herangehensweisen.
Ich hoffe, dass ich auch mit diesem Band Impro-Spielern helfen kann, ihren Weg zu finden. Über Feedback jeder Art (hier oder anderswo) freue ich mich wie immer.

Wiedersehen


Ihr Haar war ergraut, die Augen getrübt,
so sah ich sie wieder, die einst ich geliebt.
Wir setzten uns nieder aufs Gras gleich am See,
ich und die Vettel, die einst eine Fee.
Wir schauten aufs Wasser und sprachen kein Wort.
Eine halbe Stunde, dann musste ich fort.
Wir blickten einander noch kurz ins Gesicht.
Ob sie mich erkannt hat, das weiß ich nicht.

Am Zaun

Sie hatten lange Zeit mich eingezäunt
ganz zwischen Mauern und Befehle.
So macht’ ich mir die Einsamkeit zum Freund,
dass ich mich nicht noch im Alleinsein quäle.

Im Herbst: Die Krähen über uns im Kreis.
Des Nachts: Mein Schatten hinter der Laterne.
Und stets: Ein Lied, das ich alleine weiß
und leise pfeif am Zaune der Kaserne.

So müht ich mich, nicht den Verstand zu lassen.
Womöglich ist mir das auch halb gelungen.
Doch manchmal schien der Wahn nach mir zu fassen.
Ich sag’s euch, ich hab schwer mit mir gerungen.

Die Magie der Szene

In meiner Reihe „Improvisationstheater“ erscheint in den nächsten Tagen der neuste Band „Die Magie der Szene“.
Ich hoffe, es macht euch Spaß, dieses Buch zu lesen. Wie der Titel nahelegt, ergründe ich hier die Techniken, die improvisierte Szenen faszinierend machen. Vom Szenen-Anfang bis zum Ende. Von der Frage des Rechtfertigens bis hin zu heiklen Situationen. Vom Verhalten im Off bis zu Solo-Szenen.
Sobald das Buch im Laden, im Online-Shop oder hier zu kaufen ist, gebe ich Bescheid. Bis dennewitz.

Liebeskummer

Ich hatte geglaubt, durch langes Spazieren
könnt dein Gesicht ich vergessen.
Ich wollte entfliehen dem stumpfen Sinnieren.
Es plagten die Leut mich stattdessen.

Und wenn ich von weitem ein Mädchen erspähte,
dann glaubte ich stets, das seist du.
Der Gott, der so herzlos mein Schicksalsrad drehte,
er spielte mit mir Blindekuh.

Wie konnte die Liebe die Zeit mir versauen.,
die knapp nur gegeben uns ist.
Erst dann ließ die Eifersucht mich aus den Klauen,
als ich eine andre geküsst.