Sorg dich nicht um alte Zeiten.
Was geschehn ist, ist geschehn.
Was das Morgen wird bereiten,
das wirst du erst morgen sehn.
Nur die gegenwärtge Zeit
liegt allein in deiner Hand.
Ehrfurcht und Gerechtigkeit:
halte durch und halte stand!
Sorg dich nicht um alte Zeiten.
Was geschehn ist, ist geschehn.
Was das Morgen wird bereiten,
das wirst du erst morgen sehn.
Nur die gegenwärtge Zeit
liegt allein in deiner Hand.
Ehrfurcht und Gerechtigkeit:
halte durch und halte stand!
Die U-Bahn rattert
am Viadukt.
Der Eis-Wimpel flattert.
Mein Mundwinkel zuckt.
Ich schwimme zehn Bahnen
und hab schon genug
und muss mich ermahnen
der Zeiten Flug.
Die U-Bahn rattert.
Ich fress es. Ich kau’s.
Der Eis-Wimpel flattert.
Ich fahre nach Haus.
Herr Hausmeister, haben Sie’s gefunden?
Freundlich lässt er die Bockwurst liegen,
ist, wie alle seiner Art, kurz angebunden.
Und ich muss mich seinem Tempo fügen.
Das Fundbüro der Schule – eine Kiste
gleich neben der Erwachsnen-Toilette.
Das Dinosaurier-T-Shirt, das ich auch vermisste.
Und auch, schau an, die grüne Zahlenkette.
Zwei Minuten später wieder im Büro.
Der Hausmeister entspannt und heiter.
Ich sage: „Danke!“ Er sagt: „Ach, i wo!“,
setzt sich hin und isst die Bockwurst weiter.
Sonntags knallen die Kawasakis
durch die antrainierte Idylle
des märkischen Dorfs.
Wöchentliche Zäsur.
Sonst wüssten wir nicht zu schätzen
die Ruhe hier.
Du bist mir treu so wie ich dir.
Wir sind einander eine Zier.
Ich lieb dich und du liebst mich.
Die Schwänin und der Schwanerich.
Der trübe See ist dies Jahr klarer als der klare.
Der klare deutlich trüber als der trübe.
Und schon frag ich mich, ist das noch die wahre,
die große unbedingte Liebe.
Die Sonne ist heut aufgestiegen
und strahlt, wie um uns aufzuheitern.
Sie will, scheint’s mir, uns arg betrügen,
weil wir am Ende doch nur scheitern.
Ich nehm es hin
mit leichtem Sinn.
Kann sie nur einen Tag uns borgen,
verschieb ich meine Sorg auf morgen.
Das kieksende Jauchzen beim Sprung ins Nass.
Das Kleine-Jungen-Geprahle.
Ein Kreischen beim Springen – nur zum Spaß.
Die Pommes gibt’s aus der Schale.
Wie hab ich vermisst das Life-Zelebrieren
In der dürren Zeit von Coröna.
Ich kann mich beim Lesen jetzt nicht konzentrieren.
Doch ist’s mit Kinderlärm schöner.
Ein Park in Hamburg, kurz nach Zehn.
Hoffnungsfrohe Geschäftigkeit.
Zur Arbeit oder zum Spielplatz geh’n.
Des Abends Enttäuschung noch weit.
Auf Rollen die Kinderwagenflotte.
Ein Jogger mit Mickymaus-Shirt.
Im Schokoklecks ertrinkt eine Motte.
Ein Rasenmäher die Stille stört.
Wärst du heut ein Punkrockstar?
Hättst du eine Kinderschar,
Und wenn ja, von wieviel Frauen?
Könnt ich heut noch dir vertrauen?
Wärst du heute Germanist
(der du ja stets gewesen bist)?
Warum ich frage? Bitte sehr:
Weil heute dein Geburtstag wär.
Was soll die Scham, was soll der Geiz.
Was habe ich mich aufgeregt.
Der Erde Stumpfheit und ihr Reiz.
Ein Kriegswind kommt herangefegt.
(22.2.22)
Ein letztes Keuchen quält sich aus der Lunge.
Dann, noch mit Argwohn, bin ich frei,
in neuem Optimismus etwas Zweifelei.
Doch geb ich hin mich meinem neuen Schwunge.
So wie des Frühlings Grüßen ich misstraue,
kann ich Coronas Ende nicht recht glauben.
Lass mich vom Schalk kein zweites Mal berauben.
Wer will schon weiter als zwei Wochen schauen?
Es löst sich noch ein Blatt von unsrer Linde.
Gehalten hat es bis zum Februar.
Die Schwerkraft, ist sie Segen oder Hohn?
Ob ich mich auch im freien Fall befinde?
Mit meinen Plänen schein ich wie ein Narr.
(Und alle Steuerung wie Illusion.)
20.2.22
Die Türen fallen lauter heut ins Schloss.
Die Krankheit unsres Nachbarn ist der Boss.
Hat er nicht Ruhe, Klarheit, Sicherheit,
weiß man, es gibt heut Krach für lange Zeit.
Durchs Treppenhaus kann man ihn rasen sehn,
wenn er so leidet, und er ist erst zehn.
Leise übtest du Klavier
Das Stück hieß irgendwas mit „Regen“.
Ich schlich vorbei an deiner Tür
und wollt mich nicht bewegen.
Und wie die Finger die Tasten klopften
im völlig selbstvergessnen Spiel
(die Töne perlten wie kleine Tropfen),
der Regen dann tatsächlich fiel.
Langsam richte ich mich auf
gleich dem Lindwurm,
der zu lang gedöst
und nicht mehr weiß,
was er dort bewacht
und ob die Kräfte,
die einst in ihm wohnten,
ihm noch gehorchen.
Ich huste Asche,
statt Feuer zu spei’n.
Du bist krank und ich gesund.
Du liegst und ich steh.
Dir tun Nas und Hals und Mund
und die Därme weh.
Wenn ich dich so seh,
scheint mir das Leben wahrlich dumm.
Ich koch dir einen Tee.
Gestern war es andersrum.
Putin und der Olaf Scholz.
Der Eine Gas, der Andre Holz.
Leise ziepelt der letzte Kiebitz im Hain
unter der Eiche.
Wir sind allein.
Bald brechen für ihn und mich die letzten Deiche.
Lübeck, Oktober 2021
Freue dich des Miteinanders.
Es werden Tage kommen,
da streitet ihr um ein Ei.
Freue dich der Musik.
Bald sind die Klänge nur
schurfiges Gebrüll und Kinderwimmern.
Freue dich,
denn bald
wird’s Ärger geben.
Ich stehe vor den Trümmern
wie der, der stets verliert.
Wollt mich ums Lieben kümmern
und hab doch resigniert.
Ich weiß nicht, wer die Gaben
des Glücksgotts von mir schiebt.
Ich weiß nur dies: Ich habe
dich wahnsinnig geliebt.
Wer nicht die Zeit erkannte,
wär besser nicht geborn.
Wenn ich auch zu dir rannte
– ich habe dich verlorn.
Bin um vier schon aufgewacht.
Hab im Traum recht laut gelacht.
Draußen früher Nebeldunst.
Unter uns der Nachbar grunzt.
Zum Glück wachst du dabei nicht auf.
Und wovon träumt’ ich? Komm nicht drauf.
Unbeschadet der Verpflichtung
unseres Saunabetriebs,
die Gäst’ zu schützen vor Vernichtung
und der langen Hand des Diebs,
werden wir, falls was zerbricht,
während Sie sich still entsaften,
egal, ob’s schlimm ist oder nicht,
nicht für Zufalls-Schäden haften.
Die Streits unsrer Zeit
– wie entnervend
und doch, wie banal, wie banal,
das Denken, die Sinne entschärfend,
dem Zuhörer nur eine Qual,
ich halt mich bereit.
Freue dich des Miteinanders.
Es werden Tage kommen,
da streitet ihr um ein Ei.
Freue dich der Musik.
Bald sind die Klänge nur
schurfiges Gerüll und Kinderwimmern.
Freue dich,
denn bald
wird’s Ärger geben.
Aus einem Bächlein helle
da wurde rausgefischt
die schmackhafte Forelle
und mir dann aufgetischt.
Ihr Schicksal war bestimmet,
bevor sie war gebor’n.
Sie lebte stets am Limit
– unfrei doch ohne Zorn.
Vor Jahren die Kette der Tür erneuert
und dann nie benützt.
Im Business der schönen Kunst angeheuert,
wo man auch nur schwitzt.
Sie haben bei mir noch nie eingebrochen,
soweit ich es weiß.
Es wurden Jahrzehnte, was einst nur zehn Wochen.
So schließt sich der Kreis.
Der Spätsommer bleibt noch im Ungefähren,
fährt der Schwänin unters Federkleid,
so dass sie sich noch einmal räkelt und zappelt.
Gnädig spendet er warme Tage wie Kleingeld,
die Mücken, wie aus dem Halbschlaf erwacht,
zu unmotiviert, mich beherzt zu stechen.
Die Frühlingslieben werden jetzt sich entscheiden,
ob sie den Spätherbst gemeinsam verbringen.
Und eins der Schwanenküken
ging doch schon verloren.
Die Übrigen trainiern ihre Flügel.
(9.9.2021)
Von vier Eiern aus dem Schwangelege
sind vier Küken doch geblieben.
Noch ging keines seiner Wege,
keins erlegt von fiesen Dieben.
Glück gehabt.
Übern Griepensee sie leise gleiten
wie ein Wasserhelikopter,
lernen Schwimm und Gründeln schon beizeiten.
Mutter Schwan noch skeptisch, ob der
Fuchs sie schnappt.
(7.9.21)
Sie war auch eine von denen,
die, von Neid geplagt,
stets sich nur nach anderm sehnen
und blieb stets die Magd
ihrer düstren Emotionen.
Und es stimmt mich froh,
dass ich nicht mit ihr muss wohnen
oder leben oder so.
Vom Palast, den jeder hasst,
ist so gut wie nichts geblieben.
Das alte Schloss ist jetzt der Boss.
Ich wird’s wohl niemals lieben.