Park ohne dich

Park ohne dich

Der Park ist in diesem Jahr ohne dich grün.
Und ohne dich gurren die Tauben.
Ich muss ohne dich meine Runden ziehn
und kann es noch immer nicht glauben.

Auf der Bank vor dem Beet sitzt ein greises Paar.
Ich glaubte, ich würd mit dir altern.
Die Zukunft zu schauen, man glaubt es zwar,
doch Fortuna dreht irr an den Schaltern.

Ich werd ohne dich meine Runden ziehn.
Wir hatten nichts zu bereuen.
Der Park ist in diesem Jahr ohne dich grün,
doch versuch ich, mich dran zu erfreuen.

November

November

(für Tamino)

Ein letztes Blatt am Lindenbaum
zeigt mir, was einst der Frühling war,
der heute wie ein ferner Traum
erscheint – so vage und doch klar.

Das Blatt gibt Hoffnung mir, ich weiß,
dass, selbst wenn dieses letzte stirbt,
und unsre Welt voll Schnee und Eis
ein neuer Frühling kommen wird.

Ich atme tief und find zu mir –
ins Hier, ins Jetzt, in das, was ist.
Darum, November, dank ich dir,
dass du mein Hoffnungsmonat bist.

Schulhausmeister

Herr Hausmeister, haben Sie’s gefunden?
Freundlich lässt er die Bockwurst liegen,
ist, wie alle seiner Art, kurz angebunden.
Und ich muss mich seinem Tempo fügen.

Das Fundbüro der Schule – eine Kiste
gleich neben der Erwachsnen-Toilette.
Das Dinosaurier-T-Shirt, das ich auch vermisste.
Und auch, schau an, die grüne Zahlenkette.

Zwei Minuten später wieder im Büro.
Der Hausmeister entspannt und heiter.
Ich sage: „Danke!“ Er sagt: „Ach, i wo!“,
setzt sich hin und isst die Bockwurst weiter.

Ausruhen im Prinzenbad

Das kieksende Jauchzen beim Sprung ins Nass.
Das Kleine-Jungen-Geprahle.
Ein Kreischen beim Springen – nur zum Spaß.
Die Pommes gibt’s aus der Schale.

Wie hab ich vermisst das Life-Zelebrieren
In der dürren Zeit von Coröna.
Ich kann mich beim Lesen jetzt nicht konzentrieren.
Doch ist’s mit Kinderlärm schöner.

Nach zwei Corona-Jahren

Ein letztes Keuchen quält sich aus der Lunge.
Dann, noch mit Argwohn, bin ich frei,
in neuem Optimismus etwas Zweifelei.
Doch geb ich hin mich meinem neuen Schwunge.

So wie des Frühlings Grüßen ich misstraue,
kann ich Coronas Ende nicht recht glauben.
Lass mich vom Schalk kein zweites Mal berauben.
Wer will schon weiter als zwei Wochen schauen?

Es löst sich noch ein Blatt von unsrer Linde.
Gehalten hat es bis zum Februar.
Die Schwerkraft, ist sie Segen oder Hohn?

Ob ich mich auch im freien Fall befinde?
Mit meinen Plänen schein ich wie ein Narr.
(Und alle Steuerung wie Illusion.)

20.2.22

Dein Üben

Leise übtest du Klavier
Das Stück hieß irgendwas mit „Regen“.
Ich schlich vorbei an deiner Tür
und wollt mich nicht bewegen.

Und wie die Finger die Tasten klopften
im völlig selbstvergessnen Spiel
(die Töne perlten wie kleine Tropfen),
der Regen dann tatsächlich fiel.

Resignation

Ich stehe vor den Trümmern
wie der, der stets verliert.
Wollt mich ums Lieben kümmern
und hab doch resigniert.

Ich weiß nicht, wer die Gaben
des Glücksgotts von mir schiebt.
Ich weiß nur dies: Ich habe
dich wahnsinnig geliebt.

Wer nicht die Zeit erkannte,
wär besser nicht geborn.
Wenn ich auch zu dir rannte
– ich habe dich verlorn.

Zwecke

Vor Jahren die Kette der Tür erneuert
und dann nie benützt.
Im Business der schönen Kunst angeheuert,
wo man auch nur schwitzt.

Sie haben bei mir noch nie eingebrochen,
soweit ich es weiß.
Es wurden Jahrzehnte, was einst nur zehn Wochen.
So schließt sich der Kreis.

Übergang

Der Spätsommer bleibt noch im Ungefähren,
fährt der Schwänin unters Federkleid,
so dass sie sich noch einmal räkelt und zappelt.
Gnädig spendet er warme Tage wie Kleingeld,
die Mücken, wie aus dem Halbschlaf erwacht,
zu unmotiviert, mich beherzt zu stechen.
Die Frühlingslieben werden jetzt sich entscheiden,
ob sie den Spätherbst gemeinsam verbringen.
Und eins der Schwanenküken
ging doch schon verloren.
Die Übrigen trainiern ihre Flügel.

(9.9.2021)