Ungebremst rasen wir
auf grauschwarze Wolkenberge,
die vorn sich drohend erheben,
zu.
Hängende Köpfe der Sonnenblumen,
als hätten sie resigniert.
Vorbei.
Die Zweijährige tritt gelangweilt
in die Rückenlehne
mir.
Ungebremst rasen wir
auf grauschwarze Wolkenberge,
die vorn sich drohend erheben,
zu.
Hängende Köpfe der Sonnenblumen,
als hätten sie resigniert.
Vorbei.
Die Zweijährige tritt gelangweilt
in die Rückenlehne
mir.
Ach, die Belgier sind fort, und die Russen sind’s auch.
Und ich bin mit den Deutschen allein.
Ja, ich feir’ ihre Feste und ich pfleg ihren Brauch.
Doch ich will bei den Belgiern und Russen jetzt sein.
Glocken klingen kurz vor Sieben.
(Werd’n vom Automat geschlagen.)
Wie an allen andern Tagen
ist die Kirch’ heut leer geblieben.
Während Jesus bleibt allein,
guckt der junge Kirchenchef
Nachrichten im ZDF.
Doch am liebsten würd er schrein.
August. Und eine erste Kühle
lässt das Ende schon erahnen
einer kurzen heißen Zeit.
Falken kreisen, und ich spüle
aus dem Aug mein kleines Leid.
Muss zu Gleichmut mich ermahnen.
Lächelnd schaute sie ihn an,
liebend-int’ressiert – den Mann.
Er sprach weiter
in die Runde.
Heiter
blieb sie Stund um Stunde.
Als sie sprach, blinkt’ er: Genau,
ich dein Mann,
du meine Frau.
Liebende, die sich verstehn,
kann man in ihrem Lieben sehn.
Alte Freunde, neues Lachen,
die Erkenntnis:
Brauchst, um wen vertraut zu machen,
Einverständnis.
Auf die freien, neuen Zeiten
zaghaft hoffen.
Bin vom durch die Halb-Zeit gleiten
schier besoffen.
Hoch knattert die gelb-rote Fahne
über den Dünen und mahnt die Schwimmer.
Wenn’s Tröpfeln beginnt, ich schon ahne,
das Wogen und Brausen verschärft sich immer.
Gesalzene Tropfen ins Näschen.
Die Möwen stellen sich gegen den Wind.
Und wie zwei verschreckte Häschen
wir aneinander gekuschelt sind.
Glatte See
auf der der Mond heut
nicht spiegelt.
Ich gleite hinein
wie schon Hunderte Male
zuvor. Doch nie
bereicherten beim Schwimmen das Meer
meine Tränen.
Kerze, Köpper, Tauchersprung.
Langer Anlauf und mit Schwung.
Bauch geklatscht und Arsch gebombt.
Vorsicht! Bademeister kommt.
Rückwärts, Starter und – auweia!
Jason schubst den Max vom Dreier.
Erst springst du, dann springen wir.
Morgen sind wir wieder hier.
Sechse saßen in dem Bus,
der einst als Leichenwagen diente,
nach Amsterdam (Stadt mit Genuss),
wo unser aller Hoffnung grünte.
Der Wagen war dem Ulf ein Graus.
Er stieg schon in Hannover aus.
Fünfe saßen in der Karre,
und leicht wir sangen NDW.
Frohsinn, wo einst Leichenstarre,
hier tat keiner einem weh.
Doch an der Grenze ohne Pass
war für Jan vorbei der Spaß.
Viere saßen in dem Wagen
und der Paule trank Mescal.
Und ich muss dazu noch sagen,
für die andern wurd’s zur Qual.
Carla war es ungeheuer,
denn der Paule saß am Steuer.
Dreie saßen im Vehikel,
Nebel auf der Autobahn.
Ted, Mescal und Jointpartikel
ließen uns nur langsam fahr’n.
Tom wollt dann ausführlich essen.
Hab’n bei Utrecht ihn vergessen.
Zweie fuhr’n im PKW.
Holland, monotone Staus.
Ich brauchte bald einen Kaffee.
Kurz vorm Ziel, da stieg ich aus.
Sah am Heck sein rotes Licht.
Ob Paul ankam, weiß ich nicht.
Manchmal schien’s uns wie ein Wunder,
als wir durch die Länder tobten.
Und die Erde schien uns runder,
wenn wir unsre Jugend lobten
in den Hier-und-Jetzt-Gesängen,
die man liebt als junge Männer,
die sich mit sich selbst vermengen
und so tun, als sein sie Kenner.
Freundschaft ist ein Zartgewebe,
leicht bekommt es schlimme Risse.
In der Früh ich manchmal bebe,
weil ich dich so sehr vermisse.
Geschwommen, getaucht.
Gevögelt, geraucht.
Gesehen, geliebt.
Geschrien, gepiept.
Vergessen, verbrannt.
Verlor’n, nie gekannt.
Dem Land meiner Dutzend Halbaufenthalte
gilt nun ein neuer Versuch,
auf dass sich meine Neugier entfalte
bei einem ernsthaften Vollwertbesuch.
Von der Historie angelockt,
die Innenstadt vollständig zubarockt.
Die Oper, die Kirche, das Parlament,
ich seh die Fiaker rumpeln.
Die Sonne als wie der Fußmückenstich brennt.
Ich muss in die Unterkunft humpeln.
Geimpft, getestet, genesen.
Fast ist’s, als sei nie was gewesen.
Maskiert, distanziert, isoliert.
Währenddessen die Seele erfriert.
Inzidenz und R-Wert und Wellen,
Begriffe aus Fachwort-Höllen.
Begegnungen zwischen dir, mir und ihr.
Ach, bleib zehn Minütchen noch hier.
Auswärts speisen, Filme schauen,
fast schon wirkt’s normal.
Will dem Glück noch nicht ganz trauen.
Kenne doch die Qual.
Vieles, was uns selbstverständlich
und gegeben scheint,
ist Geschenk, und es ist endlich,
wenn es uns vereint.
Fühle mich noch durchgeschüttelt
von der Pandemie.
Doch sie hat mich wachgerüttelt
aus der Apathie.
Und wieder blühen die Linden.
Und wieder sitz ich am See,
um wieder mal Ruhe zu finden.
Und wieder trink ich Kaffee.
Was kümmern mich eure Gerüchte.
Was kümmert mich euer Gezänk,
wenn leis ich am See sitz und dichte
und frührer Freude gedenk.
Am Lake Bosumtwí, nahe Kyekyewere
da fand ich Frieden und mich selber leer.
Alle Angst und Hoffnung eingedämpft.
Kein Ich, das gegen andre Iche kämpft.
Ich wurd nicht besser, doch mit mir im Reinen.
Nicht jeder kennt den Lake Bosumtwí,
doch jeder braucht so einen.
Ihr Haar war ergraut, die Augen getrübt,
so sah ich sie wieder, die einst ich geliebt.
Wir setzten uns nieder aufs Gras gleich am See,
ich und die Vettel, die einst eine Fee.
Wir schauten aufs Wasser und sprachen kein Wort.
Eine halbe Stunde, dann musste ich fort.
Wir blickten einander noch kurz ins Gesicht.
Ob sie mich erkannt hat, das weiß ich nicht.
Sie hatten lange Zeit mich eingezäunt
ganz zwischen Mauern und Befehle.
So macht’ ich mir die Einsamkeit zum Freund,
dass ich mich nicht noch im Alleinsein quäle.
Im Herbst: Die Krähen über uns im Kreis.
Des Nachts: Mein Schatten hinter der Laterne.
Und stets: Ein Lied, das ich alleine weiß
und leise pfeif am Zaune der Kaserne.
So müht ich mich, nicht den Verstand zu lassen.
Womöglich ist mir das auch halb gelungen.
Doch manchmal schien der Wahn nach mir zu fassen.
Ich sag’s euch, ich hab schwer mit mir gerungen.
Krumm geflohen ins Vertraute, ins Laue.
Zurechtgebogen das eigne Geschichtchen.
Geleckt die nicht vorhandnen Wunden.
Verraten die eigne kleine Sehnsucht.
Ermüdet vom eitlen Feilschen.
Ermüdet.
Haben sich nicht schon seit Jahren
Verzweiflung und Sucht dir genähert?
Hättest du dich und die Deinen
nicht eifriger schützen sollen?
Lydia/Denise/Jacqueline
geküsst/diskutiert/geschrien
gesungen/gelesen/versöhnt
gejauchzt/geflüstert/gestöhnt
Ich hatte geglaubt, durch langes Spazieren
könnt dein Gesicht ich vergessen.
Ich wollte entfliehen dem stumpfen Sinnieren.
Es plagten die Leut mich stattdessen.
Und wenn ich von weitem ein Mädchen erspähte,
dann glaubte ich stets, das seist du.
Der Gott, der so herzlos mein Schicksalsrad drehte,
er spielte mit mir Blindekuh.
Wie konnte die Liebe die Zeit mir versauen.,
die knapp nur gegeben uns ist.
Erst dann ließ die Eifersucht mich aus den Klauen,
als ich eine andre geküsst.
Uschi huschti ins Gebuschi
Mac versteckt den Schneck in der Heck
Liese pieselt in die Wiese
Maltes Alte schallte im Walde
Etes Käthe steht im Beete
Die Uschi, die Liese, die Alte, die Käthe und Mac
Das Gebuschi, die Wiese, der Wald, das Beet und die Heck
Huschi, Piesel, Schall, Steh und Versteck
Malte, Ete, der Schneck
Uschi und Malte
Mac und die Alte
Malte und Käthe
Liese und Ete
Das Piesel, das Huschi
Der Schneck, das Gebuschi
Zu viel vom „Noch nicht“, zu viel vom „Nicht mehr“.
Die Jugend verschwindet, das Alter kommt näh’r.
Das Gute vergessen, das Böse verdrängen.
Das Leben scheint kurz uns, doch hat es auch Längen.
Tänzelnden Schritts, ich weiß, es war Mai,
schien uns, was nicht Wir war, komplett einerlei.
Die Linden, die Amseln, Neukölln, der Kanal.
Die Welt stand uns offen, wir hatten die Wahl.
Die sommerliche Leidenschaft
zog eine tiefe Liebesschneise.
Lieb und Streit – mit aller Kraft
auf unbekannte Reise.
Der Herbst erfüllt den Zweck.
Man hat sich eingerichtet
so wie die Mad’ im Speck.
Die Bilder werd’n gesichtet.
Es klopft am Tor.
Das ist der Winter.
Was hat er vor?
Was ist dahinter?
Gott hat die allerhöchste Macht
und sich den Kosmos ausgedacht?
Erschuf die ganze schöne Welt.
Bloß: Wer hat Gott dann hergestellt?
Jesus predigte recht flott
und meint’, er sei der Sohn von Gott.
Es hat zwar niemand ihn gefragt,
doch schließlich hat er’s selbst gesagt.
Und was mich fast vom Hocker reißt:
Zu Pfingsten kommt der Heilge Geist.
Die Jünger haben Christ gelobt
und warn bis untern Hut gedopt.
Mir ist das alles einerlei.
Weiß nur: Ich hab am Montag frei.
Wann sie nach Griechenland reisen
(Die Mütter)
Ob sie‘s allein auf den Kletterbalken schafft
(Die Jelena)
Dass der Ahmed jetzt auch mal schaukeln darf
(Der Vater)
Daratta daratta daratta.
(Die Bauarbeiter auf der anderen Straßenseite)
Kälte hält uns noch gefangen.
Ist das Mai? So ist’s ein Joke.
Mai, den wir so gern besangen,
uns um Hoffnung nun betrog.
Der Juni wird, so schätz ich, lau.
Wir werdn wohl nicht in Urlaub fahrn.
Ich weiß es zwar nicht ganz genau,
doch auch der Juli wird nicht warm.
Zu früh, um die Prognos zu wagen:
Kalt wird’s sicher im August.
Doch trifft es ein, so kann ich sagen:
Ich hab’s von Anfang an gewusst.
Schließ die Fäuste, hörst du nicht die wilden Stürme,
die wie irre ganz in unsrer Nähe toben?
Sie umpfeifen schrill die hohen, schlanken Türme.
wo wir nunmehr wohnen – einsam und ganz oben.
Schließ die Augen, hörst du nicht mein wildes Zischen,
das dir sagen soll, ich hab dich ganz umfangen?
So kannst du nicht mir und ich nicht dir entwischen.
Unsre Küsse gierig. Unsre Zungen wie zwei Schlangen.
Wenn’s vorbei ist, zähln vielleicht wir zu den Freien,
die sich völlig auf sich selbst verlassen dürfen.
Doch bis dahin unsre Liebe muss gedeihen,
die wir fleißig weiter füreinander schürfen.