Comedy bleibt reaktionär, wenn sie Vorurteile bestätigt, und zwar auch die „progressiven“ Vorurteile. Sie wird relevant, wenn sie den Vorurteilen eine genauere, eine schärfere Perspektive liefert. Und diese Perspektive kann befreiend wirken, aber auch mit Verunsicherung spielen.
Impro-Terror (5) – Partner lässt sich nicht verändern
Dagmar: „Möchtest du noch einen Pudding?“
Lars: „Danke. Schatz, ich muss dir etwas sagen.“
Dagmar: „Was denn?“
Lars: „Ich habe wieder angefangen zu zocken.“
Dagmar: „Im Glücksstern-Casino?“
Lars: „Ja, genau. Ich habe alles verspielt.“
Dagmar: „Na, das ist ja schade.“
Lars: „Schatz!! Ich habe gestern Abend unser komplettes Vermögen verzockt! Das Konto, das Auto, das Haus – alles!“
Dagmar: „Hm. Dann wirst du dir einen Zusatz-Job suchen müssen.“
Die Spielerin arbeitet zwar inhaltlich-konstruktiv mit: Sie fügt den Namen des Casinos hinzu und sie bietet an, wohin die Szene inhaltlich führen könnte (ein Zweit-Job für den Mann), aber sie lässt sich nicht emotional auf die Szene ein. Der Satz „Das ist ja schade“ akzeptiert das Angebot auf einer rein rationalen Ebene.
Lars verstärkt die Wucht seines Angebots sogar, indem er die Konsequenzen radikalisiert. Da die Partnerin aber auch an dieser Stelle emotional unbeteiligt bleibt, wird es nicht helfen, hier weiter nachzustochern. Vielmehr muss das Opfer dieser emotionalen Blockade sich selbst emotional verändern.
Dagmar: „Hm. Dann wirst du dir einen Zusatz-Job suchen müssen.“
Lars (nickt unterwürfig): „Ja, Schatz. Auf jeden Fall. Und… danke!“
Dagmar: „Danke? Wofür?“
Lars (zu Tränen gerührt): „Danke, dass du mir nicht böse bist, dass du Verständnis hast für meine Sucht, dass du mir hilfst, aus dieser Misere herauszukommen… Schatz, ich liebe dich so sehr…“