Allah dankend kraxelt unser dritter Bettelmönch in spe den Berg hinauf bis zur Kuppel, wo er die religiöse Waschung vollzieht, und sich niederlegt und schläft.

Auf Reisen in fremde Länder schickt es sich ja oft, nicht gleich zu fragen, sondern das Merkwürdige erst mal zu beobachten und zur Kenntnis zu nehmen. Und so nahm ich es 1996 eher mit neugieriger Verwunderung zur Kenntnis, als sich bei meiner Reise durch den Iran die einheimischen Männer auf den öffentlichen Toiletten nicht nur die Hände, sondern auch die besockten Füße wuschen. Natürlich wusste ich von der rituellen Waschung, konnte aber dieses Wissen nicht mit der aktuellen Beobachtung verknüpfen.

Im Traum hört er eine Stimme, die ihm komplizierte Anweisungen gibt, die sich so zusammenfassen lassen:

  1. Schieß den Bronzereiter auf der Kuppel mit einem von dir noch auszugrabenden Bogen ab!

  2. Setze dich in das Boot, mit dem gleich darauf ein weiterer Bronzetyp angerudert kommt, da das Meer steigt!

  3. Lass dich von diesem fortrudern und verschweige den Namen Allahs!

Das Gebot etwas nicht zu tun, wirkt natürlich mindestens so stark wie das Gebot, etwas zu tun. Beispiel: Schließen Sie die Augen und denken Sie nicht an einen grünen Gorilla. Wenn Sie sich auf diese Aufgabe konzentrieren, werden Sie selbstverständlich an den Gorilla denken. Vermeiden kann man das, einfach, indem man an etwas völlig anderes denkt, beispielsweise an die Funktionsweise eines Kohlekraftwerks. Ebenso unfruchtbar ist es, Kinder vor etwas zu trösten, vor dem sie Angst haben könnten (was die Angst verstärkt) oder sie negativ zu korrigieren: "Andreas, du Pottsau, lass die Tante in Ruh!" Besser: "Andreas, jetzt kannst du auch mal auf den Onkel hopsen!"
Was ich damit sagen will: In Märchen können wir darauf wetten, dass ein ausgesprochenes Verbot gebrochen wird. Welche narrative Funktion hätte es sonst? Vielleicht sollte mal jemand so ein Kindermärchen schreiben: in dem alle sich an die von den Erwachsenen ausgesprochenen Ge- und Verbote halten. Andererseits traue ich es Schehrezâd zu, dass sie auch noch so einen Joker für uns bereithält. Darüberhinaus scheint ja das (dreimalige!) Verbot, Allahs Namen zu rufen, auf eine teuflische Macht hinzudeuten.

Tatsächlich wird unser Prinz gerettet, wie man es ihm vorhergesagt hat. Aber leider funktionieren seine muslimischen Reflexe zu gut. Er dankt Allah bei seiner Errettung, und das Schiff geht unter. Mit letzter Kraft rettet er sich auf eine Insel. Als sich ein Schiff nähert, klettert er auf einen Baum.
Warum, so fragt man sich, bittet er nicht darum, mitgenommen zu werden.
Zehn schwarze Sklaven öffnen eine Platte im Erdboden und geleiten einen Jungen, Schönen und einen Alten hinein.

Der war zu dem geworden, was von ihm noch übrig war…

Man lässt den Jungen zurück, und als das Schiff fort ist, betritt der Prinz das Gewölbe und freundet sich mit dem Jungen an, dem geweissagt wurde, er würde 40 Tage, nachdem die kupferne Reiterstatue von einem gewissen Adschîb, Sohn des Chadîb herabgeschossen, von ebendiesem Adschîb getötet. Leider handelt es sich bei unserem Prinzen um Adschîb, der seine Identität zwar verschweigt und sich als Diener des Jungen anbietet, ihn aber genau am Stichtag (!) mit einem Melonenmesser aus Versehen umbringt.l

Unklares Entspannungsmittel: Rauchbad aus Weihrauch

15. Nacht
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