Das Publikum, das du verdienst

In gewissem Maße hat man auf lange Sicht das Publikum, das man verdient:
Spielt man trashig oder lädt zu Trashigkeit ein, wird sich das Publikum ermutigt fühlen, auch entsprechende Vorschläge zu machen. Intelligente Comedy zieht intelligentes Publikum an. Fangen die Shows generell zu spät an, kommt auch das Publikum zu spät (nicht umgekehrt!).
Ist man freundlich zu den Zuschauern, sind sie es ebenfalls.
Das ist freilich lediglich eine Tendenz. Gegen die angetrunkene Truppe, die sich in der Show geirrt hat und deren vom Gröhlen heiserer Oberkasper Heinzi glaubt, der Lustigste im Raum sein zu müssen, gibt es nur selten bessere Hilfsmittel als einen höflichen aber durchtrainierten Einlasser.
Damit ist allerdings noch nichts über die Anzahl der Zuschauer gesagt, die zwar oft mit der Qualität der Shows korreliert, aber auch von vielen anderen Dingen, wie clevere PR, glückliche Umstände von Zeit und Ort usw. usf. abhängt, auf die manchmal als Spieler wenig Einfluss hat.

240. Nacht

Die Gattin des Kalifen antwortet ihm auf die Nachricht der Ankunft einer neuen Sklavin: “Allah mehre seine Huld gegen dich!”

Unklar: Warum erzählt er ihr es überhaupt? Braucht er ihr Einverständnis? Ahnt er, dass sie verletzt sein könnte? Ist sie überhaupt verletzt?

Inzwischen geht die Schwester des Kalifen zu Nu’m, um sie auf ihren Bruder vorzubereiten. Nu’m erfährt zum ersten Mal, wo sie überhaupt ist:

“Fürwahr, die List, die man wider mich ersann, ist gelungen.” (…) Dann trat auch der Beherrscher der Gläubigen zu ihr ein. (…) “Lüpfe den Schleier von deinem Antlitz.

Sie weigert sich, aber er verliebt sich schon in sie, nur beim Anblick der Handgelenke. Er verlässt sie, in der Hoffnung, sie werde sich ihm noch hingeben. Aber in der Folgezeit erkrankt Nu’m,

und ihre Schönheit schwand dahin.

Inzwischen kommt Ni’ma nach Hause und entdeckt, dass seine Frau und Sklavin entführt wurde. Von seiner Mutter erfährt er, was geschehen ist und beschwert sich beim Wachhauptmann, dem er droht, beim Kalifen Klage gegen ihn zu führen. Der Statthalter, bei dem sich Ni’ma ebenfalls beschwert, lässt den Wachhauptmann scheinbar nach der Sklavin und der Alten suchen.

239. Nacht

Mehrer Wochen verbringt die Alte jeden Tag im Haus des Nu’m mit der Sklavin Ni’ma und berichtet ihr von den Heiligen, die sie immer abends besucht. Ni’ma bittet sie, mitgehen zu dürfen. Heimlich.
Die Alte führt nun Ni’ma zum Palast des Kufaer Statthalters el-Haddschâdsch, der sie per Reitkamel und Kammerherr zum Kalifen nach Damaskus führen lässt. Dieser lässt ihr ein Zimmer einrichten, und sucht im Harem seine Gemahlin auf.

238. Nacht

Die Alte geht tatsächlich zum Haus von Ni’ma ibn er-Rabî und bittet um Einlass mit der Begründung, sich zum Mittagsgebet verspätet zu haben. Nachdem der Pförtner ihr den Eintritt zunächst verweigert, gewährt ihn Ni’ma. Man richtet der Alten sogar ein Zimmer ein, damit sie bleibt, denn

"ihr Antlitz trägt die Zeichen der Frömmigkeit."

Nachdem sie die Nacht dort verbracht hat, kehrt sie zu el-Haddschâdsch zurück und erbittet einen Monat Frist, um sie zu entführen. Diese Frist wird ihr gewährt.

237. Nacht

Der Sultan lässt den Magier kommen und befiehlt ihm den Kopf abzuschlagen. Dieser bittet um einen kleinen Moment,

Dann senkte er das Haupt zu Boden, und als er es wieder erhob, sprach er das Glaubensbekenntnis und wurde Muslim als Schutzbefohlener des Sultans.

Sehr schwer verständlich. Der Rechtsbruch wird dadurch ungültig? Oder sind all die Verbrechen nur dem falschen Glauben zuzuschreiben? Was wird el-As’ad nun denken, der ja die ganze Zeit gefoltert wurde? War es tatsächlich Rechtspraxis, dass ein Verbrecher einfach sich durch das Glaubensbekenntnis der Vollstreckung entgehen konnte? Was bedeutete dann "Glauben" überhaupt?

Bahrâm bietet den Brüdern sogar an, sie auf ihrer Rückreise zu begleiten.

Man würde sicherlich Arges vermuten, aber Bahrâm ist ohne List. Das Glaubensbekenntnis wirkt offenbar Wunder.

"Ihr werdet doch schließlich mit den Euren vereinigt werden, wie auch Ni’ma und Nu’m vereinigt wurden."

Und so hören wir endlich mal wieder eine Geschichte in der Geschichte.

Die Geschichte von Ni’ma ibn er-Rabî und seiner Sklavin Nu’m

Ein Vornehmer in Kufa hat einen Sohn namens Ni’mat Allâh. Eines Tages kauft er eine Sklavin, die eine wunderschöne Tochter auf dem Arm trägt. Und diese Tochter nennen sie Nu’m. 237
Die beiden wachsen auf wie Bruder und Schwester und nennen einander auch so. Erst als die beiden zehn Jahre alt sind, klärt der Vater Ni’ma auf, Nu’m sei Ni’mas Sklavin. Da begehrt er, sie zu heiraten, was ihm gewährt wird.

Mit zehn Jahren!

Nu’ms Schönheit wird bekannt, und sie lernt Wissenschaften, Musikinstrumente und den Koran.
Der Statthalter in Kufa El-Haddschâdsch befiehlt einer alten Aufwärterin, Nu’m zu entführen, damit er sie dem Kalifen Abd el-Malik ibn Marwân als Geschenk schicken könne. 237a
Die Alte verkleidet sich als fromme Pilgerin und zieht los.

 

237 Ni’ma = Huld (Allahs), Nu’m – gleicher Wortstamm – Bedeutung = ??

237a Die beiden lebten um 700. In diese Zeit können wir also die Geschichte verorten.

Maryam Schumacher: “War das auch wirklich improvisiert?”

Artikel in der heutigen taz über die Jackpot-Show von Paternoster.
Es gelingt ihr nicht, sich über die Improvisation als solche zu freuen, über das Entstehen im Augenblick. Stattdessen immer wieder der Verdacht, dass sei ja alles clever vorbereitet und die Aufgabe des Publikums sei es, den Schauspielern in die Parade zu fahren. Dass es auch die Möglichkeit gäbe, gemeinsam mit ihnen etwas aufzubauen, kommt Maryam Schumacher gar nicht in den Sinn.
Aber natürlich sind wir Improspieler auch nicht schuldlos. Solange wir Improtheater als Sensation aufziehen (und Formen wie Matches, Theatersport oder auch Jackpot verführen dazu), ändert sich auch die Haltung des Publikums nicht. Die Zuschauer stehen dann wie vor einem Zauberkünstler, dessen Tricks sie erraten wollen (natürlich gibt es auch bei solchen Shows Zuschauer, die sich auf die Magie des Moments einlassen). Die zerstörerische Haltung des Publikums wird angeheizt, wenn wir in den Vordergrund stellen, dass wir (Sensation, Sensation) aus wirklich allem etwas improvisieren können. Kein Wunder, dass dann Vorschläge wie Actionporno kommen.

236. Nacht – Lenin

Vitrine Gesamtausgaben

Dritte Reihe, elftes Buch von rechts

Lenin: Ein Schritt vorwärts, zwei Schritte zurück. Über die Krise in unserer Partei.

Erworben: 1990. Als ich mich im Jahr 1990 in Moskau aufhielt, war der Kurs des Rubels stark gefallen, und außerdem war in Deutschland Währungsreform. Die Lenin-Taschenbücher im Buchladen für Deutsche Literatur kosteten um die 80 Kopeken – ca. 5 Pfennig. Was hätte Lenin dazu gesagt?
Status: Zwangs- und auszugsweise bereits 1986 gelesen.
Erster Satz “Ist ein langwieriger, hartnäckiger, heißer Kampf im Gange, so kristallisieren sich nach Ablauf einer gewissen Zeit gewöhnlich die zentralen, grundlegenden Streitfragen heraus, von deren Lösung der endgültige Ausgang des Feldzugs abhängt und im Vergleich mit denen all die kleinen und geringfügigen Kampfmethoden in den Hintergrund treten.”
Kommentar: Lenin versuchte hier (1904) die Partei auf Linie zu bringen, d.h. streng zu hierarchisieren. Die üblichen Methoden: Abkanzeln, für doof verkaufen, Wahrheit pachten, drohen.

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Nun traf es sich durch die Vorbestimmung des Schicksals, dass diese Stadt dieselbe war, in der er gefangen gewesen und sein Bruder el-Amdschad Wesir des Königs war.

Das Stadttor ist verschlossen, und so übernachtet er in einer Gruft auf dem Friedhof.
Inzwischen ist es Bahrâm gelungen, das Geschwader von Mardschâna

durch List und Zauberei

zu schlagen.

Die armen Kapitäne und Seeleute. Mardschâna hatte ihnen bekanntlich für diesen Fall den Tod angedroht.

Bahrâm geht auf demselben Friedhof spazieren, schaut in das betreffende Grab und findet natürlich el-As’ad, den er abermals entführt, in ein unterirdisches Verlies,

das zur Folterung der Muslime bestimmt war.

Seine Tochter Bustân soll ihn bis zum Abend zu Tode foltern. Aber sie verliebt sich in ihn, und er bekehrt sie ruckzuck zum Islam.

Der Feuerdienst aber sei schädlich und fromme nichts.

Sie pflegt ihn und bereitet ihm Hühnerbrühe.

Hühnerbrühe tauchte schon des öfteren hier als Heilmittel auf.

Bustân geht auf die Straße und hört dort einen Ausrufer des Ministers, der immer noch nach el-As’ad sucht. Sie berichtet diesem davon und er begibt sich zu el-Amdschad.
Sie umarmen sich und fallen in Ohnmacht.
Der Sultan lässt das Haus von Bahrâm plündern.