Wieder erleben wir eine spiegelbildliche Handlung. (Der Wesir Dandân berichtet) Die hochbrüstigen Jungfrauen beweisen dem König ihr Wissen, so wie wir es vor einigen Nächten von Nuzhat ez-Zamân gehört haben, als sie vor Scharkân trat.
Die erste Jungfrau lobt wortreich die Tugend und schmäht das Laster
die auch in Europa zu jener Zeit typische, primitive, an Religion gebundene Form moralischer Kommunikation.
Einen Freund, so die Jungfrau, soll man gut auswählen,
Denn ein Freund ist nicht wie ein Weib, von dem man sich scheiden und das man zurücknehmen kann. 79
Eine beachtliche Feststellung: Das legt nahe, dass die Bindung an einen Freund eine tiefere sein müsste und dass die Bindung an das Weib viel weniger mit Vertrauen zu tun haben könnte.
Strebe danach, den Herzen Verletzungen zu ersparen;
Nach der Entfremdung ist die Umkehr ihnen so schwer
Denn sind die Herzen der Liebe einmal erst entfremdet,
Sind sie dem Glase gleich – gesprungen, heilt es nicht mehr
Weitere Feststellung:
Wer viel Wesens macht, aus seinem kleinen Leiden, den schlägt Allah mit einem noch größeren.
Es folgen Bemerkungen zu Kadis, die im Wesentlichen darauf hinauslaufen, dass Kadis gerecht und unabhängig sein sollten.
Az-Zuhri 79a meinte, man möge einen Kadi aus drei Gründen entlassen:
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wenn er die Gemeinen ehrt,
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wenn er das Lob liebt,
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wenn er die Absetzung fürchtet.
Zumindest den letzten beiden Gründen hat das bundesdeutsche Recht die Grundlage weitgehend entzogen: Richter dürfen sich nicht zu laufenden Fällen öffentlich äußern, und sie sind de facto unabsetzbar.
79 Die Scheidung von einer Frau ( طلاق – talaq) kann der Mann zwei Mal zurücknehmen, erst beim dritten Mal ist sie unwiderruflich (Koran 2:229). Es genügt die verbale Verstoßung. Davon gibt es diverse Ausnahmen: z.B. ist ein Scheidung ungültig, wenn sie während der Monatsblutung der Frau ausgesprochen wurde. Frauen dürfen sich auch scheiden lassen, allerdings nur vor Gericht.
79a Ich vermute, es geht um Ibn-Schihab az-Zuhri (auch el-Zuhri oder al Zuhri) – der zurzeit von Omajadenkalif Omar II. die prophetischen Lehren und Traditionen (Hadith) bewahrte, aus Furcht sie könnten verloren gehen. Anscheinend ein Mann mit ausgezeichnetem Gedächtnis, lernte er mit sieben Jahren den Koran innerhalb von acht Tagen auswendig.