Comic-Regal. Elftes Buch von rechts.

Hannes Hegen: MOSAIK. Die Digedags in Amerika

Erworben: Irgendwann in den 80ern oder 90ern ging dieser Comic vom Besitz meiner Schwester in den meinen über. Sie interessierte sich einfach nicht dafür.
Status: Mehrfach gelesen.
Erster Satz: "An der Mündung des gewaltigen Mississippi, des Vaters der Ströme, liegt New Orleans."
Kommentar: Die ersten Mosaik-Hefte sah ich im Alter von drei Jahren, und es war Liebe auf den ersten Blick. Mrs. Jefferson ("Die Dicke", wie sie in unserer Familie hieß), der Oberschurke Coffins, der starke Pedro, der Bootsmann Smoky, ich hatte sie alle in mein Herz geschlossen. Das Problem war nur, dass die Hefte sehr schwer erhältlich waren. Abos wurden vererbt. Wenn ein neuer Monat begann und ein neues Heft erschien, musste man möglichst früh am Kiosk danach fragen. Die Amerika-Serie ist eine äußerst gelungene Odyssee, die ein reiches Panorama Nordamerikas in den Zeiten des Bürgerkrieges zeichnen: Sklaverei, der Bürgerkrieg, Konflikte mit den Indianern, Goldrausch, Kalifornien, die Schwierigkeiten der westlichen Erweiterung, Panama, Piraterie. Die Digedags selber sind dabei weniger die Helden im eigentlichen Sinne als das Medium, durch das wir diese Reise miterleben. Besonders an Hegen mochte ich den etwas schwerelos anmutenden Stil. Zeitweise glaubte ich wirklich, dass man mit einiger Mühe vier Meter hoch springen könne. Später kamen die Folgen als Bücher heraus. (Von meinen Heften besitze ich kein einziges mehr.) Aus irgendeinem unerklärlichen Grund fehlen in jedem Buch zwei bis vier Seiten, was mit drucktechnischen Problemen allein nicht zu rechtfertigen ist. Hegen selbst gilt übrigens als schwieriger Typ. Aber das ist mir gleich. Wer solch schöne Sachen gemacht hat, kann kein böser Mensch sein. Dem Mosaik ist übrigens eine eigene WIKI gewidmet. Dort findet man auch ein paar Fehler, die mich schon als Kind irritiert haben: Z.B. sprechen die Mexikaner ein Mischmasch aus Spanisch und Italienisch!
Die ersten Folgen der Abrafaxe in Venedig und Österreich kann man noch als gelungen betrachten. Später, ab der Spanien-Folge wurde es nur noch ein Dahingewurschtel. Meine Vermutung, die Serie folge keinem richtigen Skript mehr, sondern würde nur noch Folge für Folge konzipiert, bestätigte einer der Autoren in einem Interview in den 80ern.

***

Die Geschichte vom Sakerfalken und den Raubvögeln

Ein Sakerfalke war ein rechter Tyrann unter den Vögeln. Als seine Stärke ihn verlässt, muss er die Überreste dessen fressen, was ihm die anderen Vögel übriglassen

Da beruhte denn seine Kraft auf List, nicht auf wirklicher Stärke.

(Geschichten, die keine sind)

*

Und so wäre auch der Fuchs, meint der Rabe. Und er erwähnt auch die Geschichte vom Sperling.

"Wie erging es denn dem Sperling?"

Die Geschichte vom Sperling und dem Adler

Ein Sperling beobachtet einen Adler, der ein Lamm fängt. Er versucht, es diesem gleichzutun, verfängt sich aber in der klebrigen Wolle und wird vom Hirten gefangen und seinen Kindern gebracht:

"Dies ist einer, der es einem Höheren gleichtun wollte und dadurch ins Verderben geriet."

Erinnert mich an eines meiner Lieblingsgedichte von Brecht:

Es war einmal ein Adler
Der hatte viele Tadler
Die machten ihn herunter
Und haben ihn verdächtigt
Er könne nicht schwimmen im Teich.
Da versuchte er es sogleich
Und ging natürlich unter.
(Der Tadel war also berechtigt.)

*

So könne es dem Fuchs auch ergehen, meint der Rabe. Der Fuchs wendet sich zähneknirschend ab.

"Ich knirsche nur deshalb mit den Zähnen, weil ich gesehen habe, dass du ein größerer Halunke bist als ich!"

Ende

***

Die Geschichte vom Igel und den Holztauben

Ein Igel bestiehlt eine Holztaubenfamilie, indem er sie zu asketischem, opferreichem Lebenswandel überredet und die Ernte selbst einfährt. Als der Holztauber bemerkt, dass er hereingelegt wurde, sagt er dem Igel:

Hüte dich vor Lug und Trug, auf dass es dir nicht ergehe wie es einst den beiden Gaunern erging, die den Kaufmann überlisten wollten!" "Wie war denn das?", fragte der Igel.

Die Geschichte vom Kaufmann und den beiden Gaunern

Einem Kaufmann folgen zwei Leute,

die zu den Schelmen gehörten.

Sie wollen ihn überfallen und einer dann dem anderen die Beute abluchsen und so vergiften sie sich gegenseitig.

Ende.

Die Geschichte vom Igel und dem Tauber, der diese Geschichte ja als Gleichnis erzählt, wird nicht wieder aufgegriffen.

***

Die Geschichte vom Dieb und dem Affen

Ein Dieb zieht mit einem Affen über den Markt, mit welchem er die Kaufleute ablenkt und einem von ihnen die Ware stiehlt und sie einem anderen Kaufmann weiterverkauft. Dieser trägt das wertvolle Tuch heim und seine Frau schilt ihn wegen der Hehlerei mit dem  Gleichnis vom Weber

Die Geschichte vom törichten Weber

Ein armer Weber überlegt, wie er ein schöneres Handwerk haben könne,

"das weniger Mühe macht, das höher geachtet und besser bezahlt wird, so würde ich mir auch prächtige Gewänder kaufen und mehr geachtet werden."

Auf einem Fest versucht er dann, es einem viel beachteten Gaukler gleich zu tun, kommt dabei zu Fall und bricht sich das Genick.

*

Der hehlerische Kaufmann hört nicht auf die Warnungen seiner Frau,

sondern fuhr fort, Waren zu erstehen und gewöhnte sich daran, von Dieben unter Preis zu kaufen, bis dass Verdacht auf ihn fiel und er umkam.

***

Die Geschichte vom Pfau und vom Sperling

Die Vögel versammeln sich:

"Wir sind jetzt so viele geworden, und viel Streit ist unter uns entstanden. Darum müssen wir einen König haben, der für unsere Angelegenheiten sorgt; dann werden wir uns einig sein, und der Streit wird aufhören."

Bemerkenswerte unausgesprochene Prämissen.

Der Sperling schlägt den Pfau vor, welcher ihn zu seinem Sekretär und Wesir ernennt. Bald darauf entdeckt er einen Vogelfallensteller in der Nähe seines Nests und meldet dies dem Pfau, der ihn beruhigt. Später gerät er ins Netz. Er zitiert darauf einen Dichter:

Was nicht geschehen soll, geschieht auch nie durch Listen;
Doch was geschehen soll, das wird geschehen.
Ja, was geschehen soll, geschieht zu seiner Stunde;
Allein ein Tor kann es doch nie verstehen.

Ende

***

Der König erbittet ein weiteres Märchen, und erstmals bittet Schehrezâd um Aufschub:

"In der kommenden Nacht, wenn der König, dem Allah Macht verleihe, mich am Leben lässt."

152. Nacht

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