376. Nacht
Uns el-Wurdschûd entdeckt die Käfige mit den Vögeln, die
darin sangen und priesen den Herrn.
Vor dem Käfig der Turteltaube, der Ringeltaube, der Spottdrossel, der Nachtigall und der wilden Taube beginnt er zu weinen, als er ihre Äußerungen vernimmt. Er rezitiert auf die Schnelle ein paar Verse und fällt hier und da in Ohnmacht.
*
377. Nacht
Aber die Waldtaube gurrt,
bis schließlich ihr Gurren wie menschliche Rede erklang:
O du, der Liebe Knecht, du hast mich jetzt erinnert
An jene Zeit, da mir die Kraft der Jugend schwand,
Und den geliebten Freund; von Wuchse war er herrlich,
Und seine Schönheit verwirrte den Verstand.
Ach, wenn er in den Zweigen dort auf dem Hügel gurrte,
Dann galt die traute Stimme mir mehr als die Schalmei.
Allein der Vogler stellte ein Netz, und der Gefangne
Hub an und klagte laut: O, ließ er mich doch frei!
Ich hoffte wohl, er sei ein Mann der milden Sinnes
Beim Anblick meiner Liebe mit mir Erbarmen kennt.
Doch möge Gott den Mann erschlagen, da er grausam
Von dem geliebten Wesen auf ewig mich getrennt!
Nun wird in mir die Sehnsucht nach ihm noch immer größer.
Mich hat der Trennungsschmerz mit Feuersglut durchwühlt.
O Gott, behüte jeden, der fest in seiner Treue
Mit seiner Liebe ringt und meinen Kummer fühlt!
Und sieht er mich gefangen hier in dem Käfig mein,
So mög er für den Freund aus Mitleid mich befrein!
Der Eunuch verrät, dass der Wesir das Schloss für seine Tochter hat bauen lassen.
„Nur einmal im Jahr öffnen wir die Burg, wenn Vorräte für uns kommen.“ Da sprach Uns el-Wurdschûd in seiner Seele: „Jetzt habe ich mein Ziel erreicht; doch ich muss noch lange warten.“
In ihrer Trauer verweigert indessen El-Ward fil-Akmâm Nahrung und Trank. Stattdessen dichtet sie. Und schließlich, bis sie den Erdboden erreichte; sie trug aber die prächtigsten Gewänder, die sie besaß, und um ihren Hals lag eine Kette aus Edelsteinen.
stieg sie zur Dachterrasse des Schlosses hinauf, nahm einige Kleider aus Baalbeker-Stoffen, band sich damit fest und ließ sich hinab.
Gemeint ist wohl: reißfestes Leinen.
Dann wandert sie durch die Einöde, bis sie ans Meer kommt, wo sie einen Fischer trifft, den sie bittet, sie mit fortzunehmen. Auf gut Glück vertrauen sie sich dem Meer an. Und nach drei Tagen gelangten sie
zu einer Stadt am Meeresufer.
*
378. Nacht
Von seinem Fenster aus entdeckt der König der Stadt, Dirbâs, die im Boot schlafende El-Ward fil-Akmâm,
die so schön war wie der Vollmond am Himmelsrande; an ihren Ohren hingen Geschmeide aus kostbaren Ballasrubinen, während um ihren Hals Juwelenketten herrlich schienen. (…)
„Ich bin die Tochter Ibrahims, des Wesirs von König Schâmich.“
So erfahren wir nun auch den Namen des Königs, der bisher immer nur „Soundso“ genannt wird.
Dirbâs schickt nun seinen Wesir mit einem ungeheuren Schatz zu König Schâmich, um ihn zu bitten, den Untertan Uns el-Wurdschûd zu senden, damit sich El-Ward fil-Akmâm vor Ort vermählen könne. Den Inhalt des Briefes, in welchem Dirbâs behauptet, es ginge um die Vermählung der eigenen Tochter, kennt der Wesir nicht. Der König droht dem Wesir, ihn seines Amtes zu entheben, wenn er ohne Uns el-Wurdschûd zurückkehre.
Schâmich weint beim Lesen des Briefs und lässt nach Uns el-Wurdschûd suchen, von dem man nun feststellt, dass er seit einem Jahr verschwunden ist.
Das ist seltsam, da es doch hieß, dass Schâmich „große Zuneigung“ zu Uns el-Wurdschûd spüre.
Schließlich schickt Schâmich seinen eigenen Wesir mit auf die Suche.
376.-378. Nacht
Markiert in:             

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert