Ein Narr, wer wider bessres Wissenden eitlen Pfad zu Ende geht,wer sinnlos quakt und abgerissensich in des Lebens Strudel dreht. Doch Narrheit mischt das Denken auf.Das Irre einen Reichtum birgt.Der grade Weg, der leichte Lauf.Ein Narr, wer seinen Narrn erwürgt.
Individualität
Ihr Augenglanz, das helle Strahlen ihrer Zähne,sie gleicht der Birke, die im Winde biegsam steht.Kein Gott könnt schaffen, was sich dort im Tanze dreht.Für solche Schönheit gibt es keine Musterpläne. Ich hielt im Arm sie, schau, da rollte eine Träne.War
Faulheit
Hingelegt. Ausgeruht. War gar nicht müde. Nur wahnsinnig faul. Ausruhn vom Hinlegen ermüdet. Paradox, wie das Ausruhn anstrengt. Ich leg mich noch mal hin.
Das Helfer-Paar
Ohne jede Klagertrugen sie die Klagen dessen, dem sie halfen.Nichts konnt sie stoppen, nichts,wenn wer sie brauchte.Obschon die zwei von fern betrachtet,oft Hilfe nötiger hatten als jene.Es ruhten nicht die Hände noch die Herzen.Nur selten leiser Zweifel: „Schaffen wir’s auch
Popularität des Hasses
In Deutschland war’n Ganoveneinst furchtbar populär.Sie angelten die Doofenmit Hass im Wähler-Meer. Ihr Hass schuf neues Hassen.Und das war auch ihr Ziel.Es gäbe schlechte Rassenin Deutschland viel zu viel. Die Hetzer wurden schlimmer,bis über lief das Fass.Bedenken wir nur immer:Vorm
Bitte
Nur noch einmal dreh das Rad, Fortuna, mir!Und gib ihm Schwung, dass es nicht stehenbleibe.Denn geplagt hab ich mich lange schon.Jetzt mag irres Spiel für mich entscheiden. Und sollt dabei ich stürzen, ganz zerbrechen,statt zu wachsen und zu strahlen, wie’s
Spätsommergewitter
Die Luft riecht elektrisch.Man spürt den Staub auf der Zunge.Zwei dicke Tropfen klatschen ins Haar.Sekunden später fliehen wir nass. Und sicher aus dem vierten Stockschreien wir gegen den Wind vom Balkon.Wir sehen die Blitze, bevor wir sie hörn.Sie markieren die
Letzte Worte
Sokrates gab seine Kraftganz der Geisteswissenschaft,bis er trank den Todessaft. Lag im Sterben, ächzte schon.War es Wahn? War’s Illusion?„Kriton kriegt den Hahn, mein Sohn.“
Die Ursache
Es war natürlich allen klar,dass ihr Fremdgehen die Ursache warfür all das Leid, das dann folgte.Seine Reaktion – verständlich. Was hat sie gelitten, geweint und gehofft,als alles noch heil war, ab seine Tür geklopft.Doch er gab ihr kein Lächeln und
Konstantin Simonow – Man wird nicht als Soldat geboren
Der zweite Teil der Trilogie umreißt die letzten Wochen des Kampfes um Stalingrad. Drei Hauptfiguren: General Serpilin, der inzwischen zum Bataillonskommandeur aufgestiegene Sinzow und die ehemalige Partisanin und Ärztin Tanja. Wie in „Die Lebenden und die Toten“ kreist Simonow auch
Auf der ersten Seite des dritten Hefts
Komm, Lyrik, feinstes meiner Kunstgeschäfte!Sollst die Gedanken durch die Formen leiten.Wenn so die Schemen nur mein Denken weiten,entfalten sich des Dichters pralle Kräfte. Und wenn ich auch die alten Dichter äffte,die das, was ich jetzt tu, getan vor Zeiten,ich öffne
Jetzt fehlte ihr ein Zahn
Er hatte es ja angekündigt.Ich hätte besser aufpassen sollen.Und nicht widersprechen.Er hat auch seine guten Seiten,zum Beispiel kann er lustig sein.Manchmal. Wenn wir nicht streiten.Ich provoziere ihn zu oft.Ich muss wirklich besser aufpassen.Er kann ja auch lieb sein.Der Olli war
Schmerz
Ich sink auf meine Knie nieder.Mir ist, als ob ich heute beten müsst,als verlör ich die Gabe zu lieben,und nur ein Gott könnt helfen. Ach, auch ich schrei aus tiefster Not zu dir.Du döst gemütlich, trinkst Kakao.Meine Stimme bleibt leer.
Der Pessimist
Ick kann die Sonne sehen,die unser Herz erfrischt,und soll uff Arbeit gehen.Dit wird doch allet nischt. Ick gebe mir ja Mühe.Für wen, frag ick, für wen?Und ick muss uf die Knie,wenn die am Zeiger drehn. Wenn ick dann bei dir
Wahn
Halbe Freunde raunen leise,doch mit Überzeugungsdrang:Hinter all der schlimmen Scheisesteht doch ein Zusammenhang. Und dann packt auch mich das Feuer,das mir den Verstand fast raubt,treibt mich in die Paranoia,wenn man diesen Spuk bald glaubt, Irre werden kann man nämlich,wenn man
Begräbnis
Frapp, frapp, frapp!Eine Handvoll Sand ins Grab.Helle Schleife, Blumenstrauß.Eine Blüte fällt heraus,die sich heimlich löste. Frapp, frapp, frapp!Eine Handvoll Sand ins Grab.Wir lebendig, du bist tot,was uns allen einmal droht.Wer ist wohl der Nächste?
Ruf
Auf seinen Namen ließ er nichts kommen.Das Wichtigste sei die Reputation.Wem einmal der gute Ruf genommen,sei kaum mehr wert als sein eigener Klon.So ließ er sich von der Vorsicht führen,um nur nicht den guten Ruf zu verlieren.*Er hatte noch vierzehn
Abschied von Buckow II – Sparsamer Spätsommer
Über das Wasser ein zarter Hauch, leicht nur gekräuselt scheint der See. Erste Kühle. Und letzte Mücken. Die Blätter der Linden, noch winken sie sachte und heiter, beschwingt. Eins fällt. So wie seit Jahren nehm ich hier Abschied vom Sommer.
Abschied von Buckow I – Die Perle
Es ruht der See, und faul sind heut die Mücken.Die Villa duckt sich fast, sie will nicht prahlen.Sie weiß durch ihre Schlichtheit zu verzücken.Und könnt ich’s, würd ich dieses Bild wohl malen. So hübsch der Ort, sie nennen ihn die
Der Anwalt
Der Riedel holt dich da schon raus.Du machst dir viel zu viele Sorgen.Ein harter Hund. Der kennt sich aus.Du siehst ihn ja am Dienstagmorgen.Glaub an das Recht.*Das Raushaun hat nicht ganz geklappt.Ich sitz hier drin schon sieben Jahre.Den schlimmsten Anwalt
Balkonblick
Balkonblick Berlin. Zwei Uhr zwei.Lebendiges Flackern und Glimmern.In Wohnzimmern Fernseher schimmern.Aus Angst oder Freude – ein Schrei.Ich kann mich jetzt nicht darum kümmern.Sie lachen und gehen vorbei. Ein Fenster, ein Schicksal, ein Glück.Von Lichtenberg schau ich nach Westen.Charlottenburg, da sei’s
Introspektion
Wenn die Selbstschau ist beendetund du kennst dich nackt und gut,sei bewusst dir deiner Schwächen,denn sonst wird sich’s übel rächen.Vor dir selber sei auf der Hut.Dabadi dabndi dabndei. Allerdings, wenn Selbsterkenntnisnicht zu deinen Stärken zählt,dann ist Hopf und Malz verloren,und
Tod
Ein Knips, dann gehen die Lichter aus für immer,kein Klang, keine Wärme und kein Gedanke.Der Knipser wird kommen,doch du weißt nicht wann. Wir schwanken, wir wanken, suchen und fluchen.Was könnten wir strebend dem Leben entnehmen?Geschrei und Gebrabbel.Bald ist es still.
Sommernacht
Und es war alles gesagtUnd sie hatten alles gesehenUnd ihre Hand fand seine. Und schwül war die NachtUnd doch zitterte erwie beim schluchzenden Weinen. Und da war keine LügeUnd es gab nichts zu verbergenKeine Schuld, kein Verzeihen. Und später würden
Eigenlob und Stottern
Die ersten demokratischen Wahlen im Königreich Bhutanverliefen, so las ich, nur stotternd.Denn dort sei es Brauch,dass man den, der sich selbst lobt,auslacht.So hatten die Kandidaten es schwer,für sich zu werben.Ein solches Stot-ternwünsche ich uns bisweilen.
Resignation
Die Ziegen werden sterben, und zwar bald,da hege ich gar keine Illusion.Ich raste hier. Bedenke: Ich bin alt.Und dieses kranke Maultier ist der Hohn. Geh du ruhig weiter, doch auch dich erwischt’s.Dein Leib ist ebenfalls komplett verstrahlt.Das Schicksal lacht, und
Empörung des Mittelmäßigen
Glaubt mir, ich habe mich stets bemüht um die Regeln der Kunst.Und manchmal hab ich sie schelmisch gebrochen. Was’n jetzt!
Die Kunst der Pause
Wenn ich die Arbeit niederlege,gleich hibbelig ich mich bewege.Und frage mich nervös: Oh Mann,was fang ich mit der Pause an?Der Weise das Problem nicht kennt:„Ruhe. Oder sei präsent.“
Zukunftspläne
Für meine Zukunft hätt ich gerne Sicherheit,nach einem klaren Leben ich mich sehne.Für kurze und für lange Fristen fass ich Pläne,auf dass ich mir zum Freunde mach die künftge Zeit. Egal, was meine Zukunft hält für mich bereit– ich will
Körperbau relativ
Ich mach mich wieder mal bereit,betracht im Spiegel meine Falten.Und trotz der Spuren meiner Zeithab ich mich doch recht gut gehalten.Jetzt schau dir diesen Prachtkerl an:Ein reifer, beinah junger Mann. Mein Sohn kommt rein, studiert genaudie vielen kleinen Einzelheitenan seines