Wissend scheu betritt er einen kahlen Raum.Die Ruine wird wohl fallen. Aus der Traum. Sie diente einst den Weichenstellern als Zentrale.Im Handwaschbecken liegt noch eine Kaffeeschale.Im Spind ein pralles Pin-Up. Die ist heute Greisin.Ein karger Baum ragt tapfer zwischen rostgen
Neben mir auf der Kirchbank
Ich höre ein Gehechel,die Dame betet leisund presst die Fingerknöchel.Sie sind vom Druck schon weiß. Wie schwer glaubt sie ihre Sünde,die solche Buß erheischt?Ach, dass sie Ruhe finde!Dann wär das Herz ihr leicht.
Mitgefühl
Herz zum Herzen braucht nicht viel.Grenzen überschreitenwirst du leicht durch MitgefühlFriede dir bereiten. Hast du’s? Und wenn ja, wieviel?Und die Frage stellt sich:Wann bist du von Mitgefühlvöllig überwältigt.
Dreifaltigkeit
Körper, Geist und Seele– verbunden und gelöst.Was ich euch erzähle– was ihr von mir lest. Denken, Tun und Fühlenhält ein starkes Band.Planen, Fordern, Zielen.Auge, Hirn und Hand. Halte stets zusammenKörper, Seele, Geist.Glückliche entstammendiesem Bunde meist.
Der Ehebruch
Als er eines Abends nach Hause kam,vom Einkauf waren die Taschen so schwer,da nahm sie, wie immer, ihn in den Armund merkte dabei: Ich lieb ihn nicht mehr. Die Große saß an den Hausaufgaben.Der Kleine war in der Wanne Pirat.Sie
Besserung
Wir haben dich, du Bösewicht.Heut stehst du endlich vor Gericht.Du hast die Richterin bedroht,schlugst ihren Perserkater tot. Hast in die Bibliothek gepisst,obwohl das auch verboten ist.Du hast die eigne Frau erwürgtund einen Fahrausweis getürkt. Im Schwimmbad warst du viel zu
Überreif
Meine Kirschen auf dem Tischesehen nicht mehr knackig aus,(Ich verpasste ihre Frische.)warten überreif im Haus. Noch nicht schlecht, man könnt sie essen,doch ich warte Tag um Tag,lass mich von ihrem Anblick stressen,weil ich Kirschen gerne mag. Ob ich wohl den
Auf in den Krieg
Heute ziehst du in den Krieg,auch wenn wir es nicht so nennen.Wer in Uniformen stieg,der darf keine Liebe kennen.Was wir von dir wolln, sind Siege.Kampf und Härte sind Gebotin dem Kriege, nach dem Kriege.Bist ja eh bald tot.
Erinnerung an ein Weihnachtswestpaket
Ein Riegel Mars. Brav eingeteilt.Er musste bis Januar reichen.An jedem Häpschen aufgegeilt.Ein Geschmack zum Herzerweichen. Und heute krieg ich’s im Überfluss,rasch nebenbei noch weggefressen.Die Sucht wird gestillt ganz ohne Genuss.Vom kleinsten Mangel lasse ich mich stressen. Hab ich denn je
Wunsch
Ich wär gern zuhaus in der Welt.Die Welt hätt ich gerne zuhause.
Besonnenheit
Ich gliche gern dem Kapitän im Sturme,des Handeln weder Furcht noch Zorn bedrückt,der unverzagt auf dem Kommandoturmeentscheidet und dabei den Tod erblickt.Nicht übermannt vom Wirrwarr der Momente,und was zu tun ist, wird auch ohne Klag getan.Selbst wenn noch neben ihm
Über Geld…
Ich würde über Geld nichts sagen,tät ich’s in meinen Taschen tragen.Ich führt’ Gespräche mit Nivau,erzählte Witze voller Schärfe,statt dass ich euch mit Unglück nerve,dem Unglück einer armen Sau. Ach, leider muss ich euch jetzt quälenund euch von meinem Leid erzählen,von
Unschöne Begegnung
In Magdeburg traf ich ihn. Sein Charakterwar ein ungewöhnlich abgefuckter.Ein Personalchef. Und sein Name Steffen.Zum Glück für uns blieb es bei diesem Treffen.
Ideenflug
Langsam segeln die Ideenstill heran.Können klar wir sie erspähen,ziehn sie uns in ihren Bann. Ist’s die falsche Zeit im Leben,ist’s für sie der falsche Ort,halten sie nicht an und schwebenstill hinfort.
Sport
Wer Sport treibt, züchtigt seinen Leib,wer Sport treibt.Wer schlabbrig, schlapp und fett will bleiben,muss aufhörn, immer Sport zu treiben.Wer Sport treibt. Oh Sport, oh Sport, du drillst den Geist,oh Sport, oh.Ich war so lang unkonzentriert,bevor ich fleißig hab trainiertmit Sport,
dank dem trank
wie dankbar bin ich dem trank,der mich erfrischt, wenn ich trink.ich denk, wie frisch der trunk!wenn ich getrunken, bin ich frisch.tränk ich mehr, wär ich nicht frischer.drum dank dir, getränk.
Lebenspläne
Hat der Storch die Rückkehr aus dem Süden,bevor er uns verließ, bereits geplant?Er findet unser Dorf und hat geahnt,dass sein Nest noch auf dem Schlot hockt. Wie denn! Sind auch meine Pläne nur Instinkt,nachgeschob’ne Gründe meines Tuns?Mein Hirn nicht weiter
Dreifaltigkeit
Körper, Geist und Seele– verbunden und gelöst.Was ich euch erzähle– was ihr von mir lest. Denken, Tun und Fühlenhält ein starkes Band.Planen, Fordern, Zielen.Auge, Hirn und Hand. Halte stets zusammenKörper, Seele, Geist.Glückliche entstammendiesem Bunde meist.
Fanatismus
In der Menge standeinst ich in hellem Herbst.Dröhnend scholl der Gesang:Tragende Welle schob’szwischen die sehnenden Leiber hindurch.Fahnen, Lachen und Wut.Selbstgerecht trunken die Masse bewegt. Meine Seele, ein Segelboot, geschubst,schwamm, wie unsichtbarheimlich vom Menschenmeer hinweg,taumelnd und ohne Einigkeit.Ob mich jemand gesehn?
Grillen im Juni in Berlin
Luftig lockt die unberührte WieseFachgerecht gehackte Schweineteile.Bald schwebt eine leichte Kohlenbrisedurch den Park. Verweht nach einer Meile.Zwölf Familien. Türken und Deutsche.Fett tropft in die Glut, mit Pilsner löschen.Wurst im Wanst und Alkohol im Blute.Karin mampft wie eine fette Stute.Heute Abend
Klagelied
Pfeifend saust die Krankheitspeitsche nieder.„Gewähre Gnade!“, ächzen meine Glieder.Mein Hirn ein Moshpit. Tanzende Gedankenhüpfen auf den Nerven eines Kranken. Beginnt die Heilung mit Verschlimmerung?Was aß ich heut? Und wen traf ich noch gestern?Fieberwahn gebiert Erinnerung.Vision und Wahrheit wie zwei längst
Oack ne jechn!
Ich hab mir den Fuß gestoßen.Genauer: Den rechten Zeh.Den Kleinen, nicht den großen.Es tut so unfassbar weh. Am Stuhlbein. Um zehn Millimeterhab ich mich beim Gehen verschätzt.Ich dacht, ich sei spät. Jetzt wird’s später.Ich geb zu, ich bin vorhin gewetzt.
Überfluss
Ich höre so oft, dass man sparenund stets genügsam sein muss.Mag sein, doch hör zu: Meine Liebedie gibt’s im Überfluss Ich freu mich dran, sie zu verschwendenwie Wasser nach Platzregenguss.Und sollt es mit mir einmal enden,hab ich noch für dich
Fehler
Ach, nun lagst auch du mal schief. Hör auf dich zu quälen.Fehlerlos bleibt nur, wer schlief. Denn wer nichts tut, wird nicht fehlen.
Beim Waschen der Füße nach langer Reise
Nun hab ich euch, Füße, in fremden undbisweilen recht fernen Ländern probiert,mal mühelos, geschmeidig, vertraut fast,als wäre ich längst schon dort heimisch. Doch birgt die Scheinvertrautheit Tücke,und bald hielt Einsamkeit mich gefangen,schlimmer als an jenen Gestaden,wo ich nie Tritt zu
Ehegelöbnis
In unserem Zusammenlebensoll Fairness unsre Regel sein.Man halte nicht den andern klein,so dass wir zwei zum Glücke streben.Und sollten wir einander stressen,so schenken wir uns Raum und Zeit,dass Friede kommt nach jedem Streit,Wir wolln das Spielen nicht vergessen.Die Zärtlichkeit sei
Noblesse oblige
Zwanghaft wolln sie alten Glanz bewahrn.Dinosaurier der modernen Zeiten.Zähln sich immer noch zu edlen Leuten.Doch es ist vorbei seit hundert Jahrn. Während Privilegien entgleiten,muss man doch in altem Stil verharrn,darf sich stets nur miteinander paarnund am Ende übers Erbe streiten.
Morgendliche Lektion
Meines Spiegels scharfe Reflexionenlehrn mich unbarmherzige Lektionen.Ins Gesicht des frühren glatten Jungenist die äußre Welt scharf eingedrungen.„All das ist Erfahrung“, könnt ich mich belügen.Doch das Alter würd’ die Haut auch so besiegen.Und so pflügt die Zeit des Antlitz’ Falten.Lach gequält
Unglaube
Im Lebenswirrwarr dieser Postmodernekann man sich leicht im Nirgendwo verlieren.Wenn wenig gilt, so schaut man in die Ferne.Ein Glaube hilft, sich klar zu orientieren. Doch was der Glaube nicht verändern kann,ist, dass in ander’n auch ein Glaube ruht.So kommt’s zum
Sympathie
War’s ein flüchtig Lächeln, das ich glaubt’ zu haschen?Hallte ihre Stimme in mir nach?Kurz blieb ich stehen, doch mit raschenSchritten folgt ich ihr. Und in mir sprachdie Stimme meines Sehnens, meiner Lüste.Wie töricht diese Stimme ich auch achte –ich hör