4. Nacht

Doch als die Vierte Nacht anbrach, sagte ihre Schwester zu
ihr: „Erzähle uns doch deine Geschichte zu Ende, wenn du nicht schläfrig bist!“
und so fuhr sie fort.

Die Übergänge zwischen den Nächte werden also immer straffer.
Das Einverständnis des Königs ist ihr schon gewiss.

Wie zu erwarten, fällt der Dämon (auch ‚Ifrît genannt) auf den
Trick herein, verkleinert sich und verschwindet in der Flasche, aus der er nicht
herauskann,

denn das Siegel Salomos hinderte ihn.

Der Dämon bittet den Fischer, doch dieser entgegnet:

Ich und du, wir stehen wie der Wesir des Königs Junân und der weise Dubân.

In einer Flasche eingesperrt, und die Aussicht nun bis an den
Tag des Gerichts darin hocken zu müssen, reduziert natürlich das akute Interesse
an Gleichnissen und Märchen, aber es wäre töricht, vom Dämon, den Fischer nun
mit Ungeduld zu reizen. Und so beginnt der Fischer

Die Erzählung von dem Wesir des Königs Junân

Junân, König von Fârs, im Lande Rumân (??) ist vom Aussatz befallen,
und kein Arzt weiß ihm zu helfen. Aber glücklicherweise erfährt der weise Dubân,
der sich mit Linguistik, Philosophie, Astrologie, Pflanzenkunde, Medizin
auskennt, von des Königs Unglück. Er blieb

eine ganze Nacht in tiefen Gedanken sitzen.

Diese Nachdenklichkeit wünschte ich mir auch von meiner Ärztin,
die, wenn ich ihn ihrem Behandlungszimmer sitze, eher mit ihrem Computer zu
sprechen scheint als mit mir. Im Gegensatz zu anderen Doktoren spricht sie mit
mir auch nicht in der ersten Person Plural, sondern in der dritten Person
Singular: „Raucht er noch?“

Dubân will Junân ohne Arznei oder Salbe heilen:

Er stellte einen Schlegel her; den höhlte er aus und machte
einen Griff daran, und dazu machte er einen Ball mit großer Kunst.

Dem König rät er:

„Nimm diesen Schlegel und fasse ihn mit diesem Griffe an;
so! Jetzt reite auf den Platz und lehne dich gut übers Pferd und schlage den
Ball so lange, bis Hand und Körper dir feucht werden: dann wird die Arznei durch
deine Handfläche dringen und deinen ganzen Leib durchziehen.“

Wer würde sich heute an so einen Rat halten?
Dann soll der König flugs ins Bad gehen.
Mir kommt allerdings der Verdacht, dass die Krankheit des Königs allein durch
Unreinheit verursacht ist. Da man aber einem König schlecht sagen kann: „Du
stinkst. Wasch dich!“, brauchte der Arzt eine ganze Nacht, um sich eine elegante
Lösung auszudenken, damit man den König endlich mal wieder ins Bad kriegt.

Der König gesundet tatsächlich, und der Dubân wird mit
Geschenken überhäuft. Aber es gibt, wie der Geschichtentitel schon andeutet
einen neidischen Wesir, denn:

Neid lauert in jedem Leib.

Der Wesir versucht, beim König Hass zu säen, doch dieser
durchschaut ihn und sagt:

„Ich muss wohl glauben, du sprichst nur aus Neid, wie man
mir vom König Sindibâd berichtet.“

Die Antwort des Wesirs ist gewiss nicht schwer zu erraten, doch
Schehrezâd, die Queen of Cliffhanger bricht hier ab.