246. Nacht – Obama, McCain, Hilton, Günter Gaus und Jochen Schmidt

Auch wenn ich mich hier vor kurzem etwas enttäuscht über die Berliner Rede Obamas geäußert habe, ist doch seltsam, wie grundlos jetzt auf ihn eingedroschen wird. Die Reporter Michael Jach, Henning Krumrey und Rainer Pörtner vom FOCUS sind sich nicht zu blöde, zu behaupten, in der ersten Reihe hätten Amerikaner mit Sonderausweis gestanden. Kompletter Quatsch! In den ersten Reihen standen zwar viele Amerikaner, aber ebenso Deutsche, Afrikaner, Europäer, Latinos usw. usf.. Alle mussten die gleichen Sicherheitskontrollen über sich ergehen lassen, mit Ausnahme der Reihe, in der ich stand: Wie in der Kaufhalle hatte ich den dümmsten Security-Mann erwischt, der behauptete, man dürfe keine Taschen mit reinnehmen. Der Hinweis, alle anderen Sicherheitsleute würden das anders handhaben und bei einer Taschenkontrolle belassen, wirkten nichts, der Mann drehte sich nicht einmal zur Seite um, um unsere Behauptung zu kontrollieren. Erst sein Chef, der nach 10 Minuten ankam, musste ihn erweichen. Und so kam ich, obwohl ich einer der ersten 50 war, nicht in die erste, sondern nur in die dritte Reihe.
Hübsch auch: Nachdem Britney Spears und Paris Hilton von McCain für eine Unter-die-Gürtellinie-Kampagne eingesetzt wurden, schießt Paris Hilton mit erstaunlich viel Selbstironie zurück.

Das Original von McCain:

Paris Hiltons Antwort

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Die pseudofiktive Geschichte der Schwester des Kalifen endet damit, dass der König das Liebespaar hinrichten lässt. Der Kalif antwortet darauf, dass jener König doch hätte Gnade walten lassen sollen, denn
1. das Paar liebte einander
2. sie genossen Gastrecht

3. muss der König sein Urteil über Untertanen mit Überlegung fällen – wieviel mehr aber in einer Sache, die ihn selber angeht.

Bindung des Herrschers an das Recht ist also in einer Despotie nur über die Tugend des Herrschers zu haben.
Diskussion vor 2 Wochen mit Ivo, Robert Weber, Jochen Schmidt über Demokratie. Jochen führt Günter Gaus ins Feld, der ein Jahr vor seinem Tod sich von der Demokratie lossagte. Die Haltung kennen wir von der Frankfurter Schule: Sich ins Elfenbeintürmchen zurückziehen und über die Welt den Kopf schütteln. Gaus bleibt aber die Antwort schuldig, was er denn sonst ist, wenn nicht Demokrat. Natürlich ist es bedenklich, wenn politische Stimmungen bei Anne Will (oder damals Christiansen) erzeugt werden, wenn das Fernsehen einem das politische Denken abnimmt. Aber die ästhetische Widerwärtigkeit dieser Veranstaltungen zeigt uns noch keine Alternative. Und wenn man Gaus‘ Artikel genau liest, kann man herauslesen, dass er zu sehr Demokrat ist, um heute Demokrat zu sein.

Die Schwester klärt ihn auf, und der Kalif „schenkt“ die Liebenden einander, den Perser aber ernennt er zu seinem Vertrauten.

Ob hier Bahrâm bereits mit seiner Geschichte selbst auf ein Pöstchen spekuliert?

Nach einer Woche Feierns kehren die beiden Liebenden nach Kufa zurück und leben dort glücklich,

bis Der zu ihnen kam, der die Freuden schweigen heißt und die Freundesbande zerreißt.… Weiterlesen

242. Nacht – Such mich

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Der Perser befragt die Alte außerdem nach der Herkunft und dem Alter Nu’ms.
Ni’ma mischt nun eine Medizin, schreibt einen Vierzeiler, den er in die Kiste dazulegt

und schrieb auf den Deckel in kufischer Schrift: „Ich bin Ni’ma ibn er-Rabî aus Kufa.“

Nu’m gesundet, als sie die Arznei trinkt und die Botschaft liest, was man sofort dem Kalifen berichtet.

Der sich sicherlich schon freut.

Als Ni’ma indessen die Botschaft liest, die ihm die Alte bringt, beginnt er zu weinen.

241. Nacht – Hauptstädte die ich sah

Hauptstädte, in denen ich war. Mit Jahreszahl meines ersten Besuchs sowie gegebenenfalls Relativierungen für Kürzestaufenthalte und Hauptstädte, die keine waren oder mehr sind:

Berlin (DDR)

Bonn 1991 (BRD)

Berlin (BRD)

Warschau 1979

Prag 1990

Budapest 1981

Sofia 1997 (nur auf dem Flughafen)

Wien 1998

Bratislava 1981 (zu CSSR-Zeiten)

Vilnius 1989 (zu SU-Zeiten)

Minsk 1989 (zu SU-Zeiten)

Brüssel 1992

Amsterdam 1991

Moskau 1990

London 1993

Paris 1993 (nur wenige Stunden zwischen Bahnhof und Autobahnabfahrt)

Valletta 2001

Rom 2000

Madrid 1995

Accra 1997

Lagos (nur auf dem Flughafen)

Sarajevo 1999

Teheran 1996

Washington 1997 (nur ein paar Minuten am Busstop)

Kairo 2004

Abu Dhabi 2004 (nur auf dem Flughafen)

Edinburgh 1993 (naja)

Peking 2008

Colombo 2004

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El-Haddschâdsch vertröstet Ni’ma:

"Wenn deine Sklavin nicht wiederkehrt, so gebe ich dir zehn Sklavinnen aus meinem Hause."

Wahrscheinlich erkennt Ni’ma schon hier die Verstrickung el-Haddschâdschs.

Sein Vater er-Rabî‘ bestärkt ihn in dieser Vermutung. Der zu diesem Zeitpunkt vierzehnjährige Ni’ma wird krank, und die Ärzte sagen:

"Es gibt kein Heilmittel für ihn außer der Sklavin."

Eines Tages erreicht ein kunstvoller persischer Arzt die Stadt Kufa,

von dem man ihm [dem Vater] sagte, dass er Heilkunst, Astrologie und Geomantie genau kenne.

Geomantie kennt ja heute kaum mehr einer. Und wenn, möchte man ihm vielleicht nicht unbedingt den kranken Sohn anvertrauen.

Diagnose:

"Dein Sohn leidet am Herzen."

Der Perser weiß sogar noch mehr über die Angebetete:

"Diese Sklavin ist jetzt entweder in Basra oder in Damaskus."

Mit Ni’ma sowie tausend Dinaren plus Pferden und Kamelen macht sich er Perser auf nach Aleppo. Dort werden sie nicht fündig und reisen weiter nach Damaskus. Sie eröffnen einen Laden und kommen überein, miteinander auf Persisch zu reden und sich als Vater und Sohn auszugeben.
Der Trick funktioniert. Der Perser heilt einige Kranke, und eines Tages kommt eine Alte auf einem Esel zu ihm, die vorgibt, eine kranke Tochter namens Nu’m zu haben…

240. Nacht

Die Gattin des Kalifen antwortet ihm auf die Nachricht der Ankunft einer neuen Sklavin: „Allah mehre seine Huld gegen dich!“

Unklar: Warum erzählt er ihr es überhaupt? Braucht er ihr Einverständnis? Ahnt er, dass sie verletzt sein könnte? Ist sie überhaupt verletzt?

Inzwischen geht die Schwester des Kalifen zu Nu’m, um sie auf ihren Bruder vorzubereiten. Nu’m erfährt zum ersten Mal, wo sie überhaupt ist:

„Fürwahr, die List, die man wider mich ersann, ist gelungen.“ (…) Dann trat auch der Beherrscher der Gläubigen zu ihr ein. (…) „Lüpfe den Schleier von deinem Antlitz.

Sie weigert sich, aber er verliebt sich schon in sie, nur beim Anblick der Handgelenke. Er verlässt sie, in der Hoffnung, sie werde sich ihm noch hingeben. Aber in der Folgezeit erkrankt Nu’m,

und ihre Schönheit schwand dahin.

Inzwischen kommt Ni’ma nach Hause und entdeckt, dass seine Frau und Sklavin entführt wurde. Von seiner Mutter erfährt er, was geschehen ist und beschwert sich beim Wachhauptmann, dem er droht, beim Kalifen Klage gegen ihn zu führen. Der Statthalter, bei dem sich Ni’ma ebenfalls beschwert, lässt den Wachhauptmann scheinbar nach der Sklavin und der Alten suchen.

239. Nacht

Mehrer Wochen verbringt die Alte jeden Tag im Haus des Nu’m mit der Sklavin Ni’ma und berichtet ihr von den Heiligen, die sie immer abends besucht. Ni’ma bittet sie, mitgehen zu dürfen. Heimlich.
Die Alte führt nun Ni’ma zum Palast des Kufaer Statthalters el-Haddschâdsch, der sie per Reitkamel und Kammerherr zum Kalifen nach Damaskus führen lässt. Dieser lässt ihr ein Zimmer einrichten, und sucht im Harem seine Gemahlin auf.

238. Nacht

Die Alte geht tatsächlich zum Haus von Ni’ma ibn er-Rabî und bittet um Einlass mit der Begründung, sich zum Mittagsgebet verspätet zu haben. Nachdem der Pförtner ihr den Eintritt zunächst verweigert, gewährt ihn Ni’ma. Man richtet der Alten sogar ein Zimmer ein, damit sie bleibt, denn

"ihr Antlitz trägt die Zeichen der Frömmigkeit."

Nachdem sie die Nacht dort verbracht hat, kehrt sie zu el-Haddschâdsch zurück und erbittet einen Monat Frist, um sie zu entführen. Diese Frist wird ihr gewährt.

237. Nacht

Der Sultan lässt den Magier kommen und befiehlt ihm den Kopf abzuschlagen. Dieser bittet um einen kleinen Moment,

Dann senkte er das Haupt zu Boden, und als er es wieder erhob, sprach er das Glaubensbekenntnis und wurde Muslim als Schutzbefohlener des Sultans.

Sehr schwer verständlich. Der Rechtsbruch wird dadurch ungültig? Oder sind all die Verbrechen nur dem falschen Glauben zuzuschreiben? Was wird el-As’ad nun denken, der ja die ganze Zeit gefoltert wurde? War es tatsächlich Rechtspraxis, dass ein Verbrecher einfach sich durch das Glaubensbekenntnis der Vollstreckung entgehen konnte? Was bedeutete dann "Glauben" überhaupt?

Bahrâm bietet den Brüdern sogar an, sie auf ihrer Rückreise zu begleiten.

Man würde sicherlich Arges vermuten, aber Bahrâm ist ohne List. Das Glaubensbekenntnis wirkt offenbar Wunder.

"Ihr werdet doch schließlich mit den Euren vereinigt werden, wie auch Ni’ma und Nu’m vereinigt wurden."

Und so hören wir endlich mal wieder eine Geschichte in der Geschichte.

Die Geschichte von Ni’ma ibn er-Rabî und seiner Sklavin Nu’m

Ein Vornehmer in Kufa hat einen Sohn namens Ni’mat Allâh. Eines Tages kauft er eine Sklavin, die eine wunderschöne Tochter auf dem Arm trägt. Und diese Tochter nennen sie Nu’m. 237
Die beiden wachsen auf wie Bruder und Schwester und nennen einander auch so. Erst als die beiden zehn Jahre alt sind, klärt der Vater Ni’ma auf, Nu’m sei Ni’mas Sklavin. Da begehrt er, sie zu heiraten, was ihm gewährt wird.

Mit zehn Jahren!

Nu’ms Schönheit wird bekannt, und sie lernt Wissenschaften, Musikinstrumente und den Koran.
Der Statthalter in Kufa El-Haddschâdsch befiehlt einer alten Aufwärterin, Nu’m zu entführen, damit er sie dem Kalifen Abd el-Malik ibn Marwân als Geschenk schicken könne. 237a
Die Alte verkleidet sich als fromme Pilgerin und zieht los.

 

237 Ni’ma = Huld (Allahs), Nu’m – gleicher Wortstamm – Bedeutung = ??

237a Die beiden lebten um 700. In diese Zeit können wir also die Geschichte verorten.

61. Nacht

Nuzhat ez-Zamân fährt in ihrem Vortrag fort: Anekdoten- und gleichnishaft berichtet sie über Erlebnisse und Sprüche großer Könige und Weisen:

  • Ein Perserkönig, der mahnt, nicht zu freigiebig und nicht zu geizig gegenüber den Heerestruppen zu sein.

  • Kalif el-Mansûr 61 wird darüber belehrt, dass man das Volk an der kurzen Leine halten soll.

  • Die Kalifen Abd-el Malik ibn-Marwân und Omar ibn-el-Chattâb über die Behandlung von Gefolgsleuten und Truppen

"Bewache das Haupt und was darin ist, doch auch den Bauch und was er umfasst; denke an den Tod und an die Heimsuchung."

Sie zitiert Alî:

"Nehmt euch in Acht vor den Tücken der Weiber und seid auf der Hut vor ihnen; fragt sie nie um Rat; aber karget nicht mit Gefälligkeiten gegen sie, auf dass sie nicht nach Listen trachten."

Ein beachtlicher Hinweis, wenn man in Betracht zieht, dass er, von einem Weib ausgesprochen, schon beinahe paradox wirkt. Oder gilt Nuzhat, da sie eine jungfräuliche Sklavin ist, noch nicht als Weib?

Gerechtigkeit sei unentbehrlich in allen Dingen, selbst Straßenräuber bräuchten sie, sonst würde ihre Ordnung zerfallen.
Im Lob der Tugend endlich wieder einmal Verse:

Die Milde bringt Sicherheit, und das Verzeihen bringt Achtung,
Die Wahrheit ist eine Zuflucht für den aufrechten Mann.
Und wer durch seinen Reichtum hohe Ehren erreicht,
Kommt im Wettlauf des Ruhmes durch Milde als Erster an.

Sie fährt fort, solange über Regierungskunst zu sprechen, bis die Anwesenden ein anderes Kapitel zu hören wünschen. Nuzaht ez-Zamân lobt daraufhin die Tugend der feinen Bildung.  Sie beginnt eine Anekdote, in der der Kalif Mu’âwija von der Tugend der Iraker erfährt.

 

61 Erläuterungen zu den erwähnten Herrschern (die alle noch nicht in Bagdad, sondern in Damaskus bzw. Kufa regierten):