Der Schneider ist völlig aus dem Häuschen über den Tod des Buckligen. Seine Frau aber beruhigt ihn mit den seltsamen Versen:

"Ich kann doch meine Seele nicht mir Unmöglichem trösten!
Ich finde ja keine Freunde, die meine Trauer tragen.
Wozu das Sitzen auf Feuer, wenn es noch nicht erloschen?
Das Sitzen auf Feuern bringt gefährliches Unbehagen."

Sie überredet ihn zu einem Trick: Sie bringen den buckligen Toten des Nachts zu einem jüdischen Heilkundigen und geben sich bei dessen schwarzer Sklavin (in China?) für dessen Eltern aus. Während die Sklavin die Nachricht überbringt fliehen der Schneider und seine Frau. Der Jude stürzt über den Buckligen, der umkippt, und er glaubt, ihn getötet zu haben.

Da rief er aus: "O Esra! O Moses und die zehn Gebote! O Aaron! O Josua, Sohn des Nun! (…) Wie soll ich mit einem toten Menschen aus dem Haus gehen!"

Seine Frau überredet ihn, die Leiche auf das Dach des Nachbarhauses, das einem Muslim gehört, zu werfen. Dieser ist der Küchenverwalter des Sultans (von China??), aus dessen Hof Hunde und Katzen oft Vorräte stehlen. Nun glaubt er, einen Dieb vor sich zu haben und schlägt dem Toten mit dem Hammer auf die Brust. Auch er glaubt, der Mörder zu sein und verflucht sich selbst, aber auch den Buckligen:

"Hattest du nicht an deinem Buckel genug und musstest auch noch ein Dieb sein und Fleisch und Fett stehlen?"

Er stellt ihn heimlich auf den Basar. Dort kommt betrunken der Makler des Sultans – ein "Nazarener" – daher.

Er wollte nämlich ins Bad gehen, da seine Trunkenheit ihm sagte, der Messias sei nahe.

Unklare Praxis: Ins Bad zu gehen, wenn der Messias nahe ist.

Vorher entleert er jedoch in der Hocke seine Blase in der Nähe des Toten und glaubt, der Bucklige wolle ihm den Turban stehlen, woraufhin er ihn verprügelt und würgt. Der Basarwächter kommt herbei

und sah, dass er tot war, da rief er aus: "Bei Allah, das ist ja herrlich! Ein Christ, der einen Muslim mordet!"

(In China??)

Und die ganze Zeit sprach der Nazarener vor sich hin: "O Messias! O Jungfrau! Wie ist es nur möglich, dass ich den da getötet habe!"

Man will ihn hängen, doch der Verwalter schreitet ein und bekennt sich, dann auch der jüdische Arzt und der Schneider. Der Bucklige jedoch war Narr an des Sultans Hof, dem man davon berichtet. Er findet die Geschichte so amüsant, dass er sie mit goldener Tinte aufschrieben lässt.

"Habt ihr je eine wunderbarere Geschichte gehört als die des Buckligen?"

Wir ahnen, was nun kommt.

Die Geschichte des christlichen Maklers

Der christliche Makler berichtet, früher Makler in Ägypten gewesen zu sein, wo ihm ein schöner Jüngling zu einem guten Geschäft mit Sesam verhalf. Jahre später kehrt er wieder und kehrt ins Haus des Maklers ein, lässt sich bewirten, isst aber mit der linken Hand. Auf Nachfrage zeigt er seinen Armstumpf, die rechte Hand habe man ihm abgeschlagen. 25
(Nun beginnt die eigentliche Geschichte)

Der Jüngling stammt aus Bagdad und reist nach dem Tod seines Vaters nach Kairo, wo er mit seinen Stoffen Handel zu treiben beginnt. Im Hause eines Kaufmanns trifft er auf eine schöne Dame, die ihn verführt,

"dass ich nicht mehr Herr meines Verstandes war."

Nach mehreren, scheinbar geschäftlichen Treffen, soll es nun zur Sache gehen.

Da flüsterte sie: "O mein Geliebter, in deinem Hause oder in meinem?"

Gut, wenn man in solchen Situationen über eine angenehme Wohnung verfügt und nicht, wie der Kaufmann in einem Gasthaus wohnen muss.

"Heute ist die Nacht auf Freitag, und so kann nichts geschehen vor morgen nach dem Gebet. Wenn du also gebetet hast, besteige deinen Esel und frage nach dem Quartier er-Habbanîja".

Er nimmt 50 Dinare mit und tut, wie ihm geheißen, und als er an besagte Pforte klopft,

"traten zu mir heraus zwei junge Mädchen mit jungfräulichem Busen, Monden gleich, und sie sagten zu mir: "Tritt ein!" Unsere Herrin erwartet dich, und sie hat die Nacht nicht geschlafen, da sie sich so sehr auf dich freute." Nun trat ich in eine Halle mit sieben Türen; ringsum waren Fenster, die führten auf einen Garten mit Früchten von mancherlei Arten, in dem die Bächlein sprangen und die Vögel sangen. Die Halle selbst aber war mit Sultanistuck so glänzend geweißt, dass ein Mensch sein Antlitz darin sehen konnte; die Decke war mit Goldornamenten verziert, und ringsum lief ein Inschriftenband aus Lasurstein von mannigfaltiger Schönheit, das den Beschauer blendete; der Boden war bedeckt mit weißem Marmor, in den buntes Mosaik eingelegt war. In er Mitte befand sich ein Springbrunnen; und an den Ecken des Brunnens waren Vögel, die mit Perlen und Edelsteinen besetzt waren. Die Halle war belegt mit Teppichen und bunten Seidendecken, und an den Wänden waren Polsterbänke…"

 

25Ich nehme an, dass Hauff sich bei seiner "Geschichte von der abgehauenen Hand" hier bedient hat, die freilich sehr viel kunstvoller komponiert ist. Wie in allen seiner Märchen-Zyklen verbindet sich eines der erzählten Märchen auf unerwartete Weise mit der Rahmenhandlung. Die Rahmenhandlung selbst wird außerdem zwischen den Geschichten weiterverfolgt. Hier beschränkt es sich ja offenbar darauf, dass Dinazâd ab und zu fragt, ob Schehrezâd nicht noch eine Geschichte kennt.

 

 

25. Nacht
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