Gestern Vormittag zur Karl-Valentin-Ausstellung im Martin-Gropius-Bau. Man hätte es wissen können – es waren dann doch hauptsächlich erwartbare Dinge. Unter den Fotos kaum eines, das ich nicht schon kannte. Ein paar wenige beeindruckende Exponate wie eines seiner berühmten Dreiräder mit abgewetztem Sattel.
Ein Brief der Bayrischen Regierung aus dem Jahre 1942, in dem der Stummfilm „Der Sonderling“ von 1929 verboten wird, weil er zu absurd sei. Einiges aus der Ritterspelunke. Vielleicht hat Valentin wirklich seinen Draht zum Publikum verloren, als die grausame Wirklichkeit seine sadistisch-groteske Komik einholte. Er baut einen mittelalterlichen Folterkeller in München, während wenige Kilometer weiter in Dachau tatsächlich systematisch gefoltert wird. Die Menschlichkeit, die sozusagen die Grundlage ist, auf der sich das lustvolle Entsetzen der Groteske entfaltet, geht verloren, die Barbarei hält Einzug, der Krieg, die Bomben auf München macht die Unmenschlichkeit für jeden erfahrbar. Zaghafte Versuche, sich trotzdem zu behaupten, wie in den Feldpostbriefen. Dann der zwangsläufige Rückzug in die Burg und dann nach Planegg.Der Neustart nach dem Krieg geht fast ebenso zwangsläufig in die Hose. Der Humor wirkt schal, die Witze ausgedacht. Es fehlt das Überbordende, die Übertreibung, die Seele. Valentin schwankt zwischen schlecht gemachten moralisierenden Gedichten, anbiedernder Volkstümlichkeit und raren, verzweifelten Versuchen, an die alte Anarchie seiner Komik anzuknüpfen, aber man spürt dass das Herz alt geworden ist.
Karl Valentin Ausstellung im Martin-Gropius-Bau