Gedicht des Tages
Statt Kuckuck sagte ich Good-bye.
In einem kleinen Nestlein,
da wohnten einst drei Vöglein.
Zwei Amseln und ein Kuckuck,
gar drollig anzuschaun.
Der Kuckuck war geschlüpfet
aus einem Kuckuscks-Eie,
das seine Mutter legte
den Amseln in die Wohnung.
Sie fütterten ihn fleißig.
Instinkt ihr Kompass war.
Wärn Amseln Säugetiere,
sög Kuckuck aus den Zitzen.
Wir Menschen bémitléiden
die Amsel-Eltern gern,
denn ihre Liebe, scheint uns,
wird schamlos ausgenutzet.
Warum versetzen wir uns
nur ungern in den Kuckuck,
der ohne Amseln stürbe?
Wie kurzsichtig von uns!
*
Dies bedenkend schritt ich neulich
durch die U-Bahn-Unterführung,
als ich ein Akkordeon
mit Zigeuner sah.
Obwohl – man muss ja Sinti sagen.
Oder Roma. Kommt drauf an.
Davon wird die Músik aber
auch nicht angenehmer.
Abwärtsterzen deuteten
jenen Kuckucksruf an. „Hä?“
dachte ich, „ich hab doch
grad an Kuckucke gedacht!“
Doch um wieviel wuchs mein Staunen
als der greise Sinti plötzlich
ein gekochtes Ei verspeiste.
Ein Vogel hätt draus werden können!
Andrerseits besaß er keinen
gelben Schnabel wie die Amseln.
Vögeln nur gebühret diese
smarte Laune der Natur.
Als ich später mit dem Omni-
busse heimfuhr, da bemerkt‘ ich
keine weitren Gleichnisse,
denn ich hielt ein Nickerchen.
Fatalerweise fuhr ich deshalb
bis zum Busbahnhofe mit,
wo man meinen Omnibus
pflichtgemäß polierte.
Stämmig war der Busputzér.
Zierlich seine Buskollegin,
die, als ich sie fragte, wie
ich denn jetzt nach Hause käme,
ohne sich noch lang zu zieren,
mich nach Weißensee mitnahm,
wo sie ein Apartment hatte.
Ich zögerte nicht lange.
Und gleich einem Kuckucks-Ei
wurde ich von ihr bebrütet.
Öko-Futter fand ich reichlich
in ihrem Kühlschrank. Mnjam-mnjam!
Flügge wurd ich Stunden später.
Statt Kuckuck sagte ich Good-bye.
Und mit einer Kuckucksfeder
schrieb ich dies Gedicht.
Oder nicht.
***
Da Alâ ed-Dîn nicht zur Sklavin eingegangen war, lässt ihm der Kalif Harûn er-Raschîd vom Wesir Dscha’far eine neue Sklavin für zehntausend Dinar auf dem Sklavenmarkt kaufen. Die beiden begeben sich dorthin und ahnen nicht, dass auch der Polizeipräfekt beauftragt wurde, eine Sklavin zu kaufen, denn er und seine Frau haben einen hässlichen Sohn namens Habzalam Bazzâza 262, der
hatte noch nicht reiten gelernt.
In welchem Sinne?
Polizeipräfekt und Alâ ed-Dîn überbieten sich gegenseitig, als sie eine schöne Sklavin namens Jasmin entdecken.
Schließlich erhält Alâ ed-Dîn den Zuschlag, und Habzalam wird liebeskrank.
Wie [die Mutter] so in Trauer um ihren Sohn zu Hause saß, da trat plötzlich eine Alte zu ihr ein, die bekannt war als die Mutter des Erzdiebes Ahmed Kamâkim. Dieser Erzdieb pflegte mitten durch die Wand zu bohren und oben auf eine Mauer zu klimmen und die Schminke von den Augenwimpern zu stehlen.
Dieser Erzdieb war zuvor Wachhauptmann gewesen, ließ sich aber beim Klauen erwischen, wird zum Tode verurteilt, aber zu lebenslanger Haft begnadigt, auf seine Fesseln wird geschrieben:
„Bestimmt, bis zum Tode an ihm zu bleiben und erst auf der Bank des Leichenwäschers zu lösen.“
Die beiden Frauen gehen nun einen Deal ein: Chatûn, die Mutter des hässlichen Habzalam, legt bei ihrem Mann, dem Präfekten ein gutes Wort für den Erzdieb ein, und umgekehrt soll der Erzdieb dem Habzalam helfen.
Chatûn soll sich nun schöne Gewänder anlegen, und
„wenn er dann von dir verlangt, was die Männer von den Frauen verlangen, so versage dich ihm und sei ihm nicht zu Willen!“
Durch den Schwur der Scheidung soll sie ihm einen Wunsch abringen – die Freilassung des Erzdiebs.
262 deutsch: Schwarzbeule Dickwanst