Sa, 18.11.06

Auch H. will Agent für die Chaussee spielen, und ich habe inzwischen nichts dagegen, wenn mehrere gleichzeitig ihre Fühler ausstrecken. [Nachtrag 2008: H. wird nichts unternehmen.]
Fast den ganzen Tag bin ich mit der Organisation der Silvesterfeier beschäftigt. Studieren der beiden Verträge, Telefonate mit R., Nachbessern der Verträge, Kalkulationen.
C. hat die Impro-Pause genutzt und schlägt eine neue Langform vor. Ich bin überrascht.
Diskussion im Schusterjungen mit Volker, Kathrin, Heiko: Kann man trainieren, sich Gesichter zu merken? Die Höhe des allgemeinen Alkoholpegels ist wie immer umgekehrt proportional zum Niveau des Gesprächs.

Keine Proust-Lektüre von Jochen

*

So, 19.11.06

Impro-Marathon: 15.30 – 21.30 Uhr erst mit den Wrestlern, dann mit meiner Impro-Gruppe. Erstaunlich manchmal die Talente, und zwar in beiden Gruppen. Dann wieder völlig überraschend, wenn das Gespür für dramaturgische oder spielerische Momente fehlt, und zwar besonders dann, wenn man selbst nie damit Probleme hatte.
Lasse den Abend noch mal im Kültürzeit ausklingen. Habe das Gefühl, dass das Essen schlechter geworden ist. Dass sie die Musik immer wieder laut stellen, ist kein gutes Zeichen. Als wollten sie mit lauter Musik von der mangelnden Qualität des Essens ablenken.
Später noch die erste Hälfte von Eyes Wide Shut. Bis dahin sehr merkwürdige Adaption von Schnitzlers Traumnovelle. Seltsames Spiel mit Farben und Raum. Die Charaktere glaubwürdig, im Gegensatz zum Buch. Die Eifersucht schön gezeigt und die sexuelle Besessenheit. Man will über die Stränge schlagen, aber dennoch nichts aufgeben. Die Brutalität des kaum verkniffenen Lachens bei Kidman, oh das kenne ich auch von Frauen, die mich verließen.

Jochen trägt seine Aufzeichnungen vom 20.11. zusammen. Unklar, warum sich Buch und Blog beim Datum wieder widersprechen.
2002: Im Fernsehen ein Toilettenmann von Hagenbeck in Hamburg. Er trinkt ein Glas Wasser aus seiner Kloschüssel, um zu beweisen, wie sauber es bei ihm ist.
Erinnert an den Chef jener Firma, die damals eine Zugladung Milchpulver durch die BRD hin und her gondeln ließ. Dieser Chef entblödete sich nicht, einen großen Haps Milchpulver vor laufenden Kameras zu schlucken, um dessen Ungefährlichkeit zu beweisen. Die Ironie – gerade die Unnatürlichkeit dieses Vorführ-Effekts wirkte abschreckend. Ich würde schon von einem halben Teelöffel unverstrahltem Milchpulver drei Tage Durchfall bekommen.

J.S.: "Albertine kennt nicht nur die Tochter Vinteuils, sondern hat auch mit deren Freundin eine Seereise unternommen und wird sie wiedersehen. Jetzt wird dem Leser endlich klar, warum wir im ersten Buch Zeuge der lesbischen Fensterszene in Vinteuils Haus geworden sind, denn diese Enthüllung dürfte seiner Eifersucht einen Schlag versetzen, ist er doch sowieso schon davon überzeugt, daß Albertines Neigungen in Gomorra siedeln, und dort sind ihm als Mann bekanntlich die Hände gebunden."
Gomorra? Wofür steht denn Gomorra? Vor allem auf Sodom beziehen sich Neues und Altes Testament sowie spätere Referenzen – Bruch der Gastfreundschaft und Homosexualität.

*

Mo, 20.11.06

Diskussion, ob wir bei der Brillenschlangenparty ungewöhnliche Orte ausprobieren wollen. Wir diskutieren anscheinend wieder zu prinzipiell statt konkret.
M. wird, nachdem er eine Bühnenpause eingelegt hat, auch wieder juckig, denn immerhin macht er Technik für uns und bleibt dadurch mit uns verbunden. Ein wenig scheint er unter post-examinalem Stress zu leiden.
Treffen zur Gründung eines Impro-Verbands, der die Interessen deutscher Impro-Theatergruppen vertreten soll. Aber wer entscheidet über Qualitätskriterien? Soll beraten werden? Soll es eher ein Dachverband ^^^^^^ oder eine Plattform ______ werden?

*

J.S.: "Der Brief kam vom SOS-Kinderdörfer-Fonds aus München: ‚Sehr geehrter Herr Schmidt, Weihnachten ist die Zeit, in der kein Mensch gerne alleine ist.‘ Und da mußte ich irgendwie lachen, weil sie mich so nett an mein Unglück erinnerten."
Schrieb er nicht vorher, dass ihn seine Eltern besuchen wollten?

J.S./M.P.: "Marcel hatte ja damals in Montjouvain durchs Fenster die leicht sadomasochistische Szene zwischen Vinteuils Tochter und ihrer Freundin beobachtet und in seinem Innern eingelagert. Als Albertine nun beiläufig erwähnt, daß sie mit ebendieser Freundin befreundet war, erscheint das Bild wieder ‚…zu meiner Marter, zu meiner Züchtigung, wer weiß?’"
Was quält ihn eigentlich genau? Die Vorstellung, Albertine sei eventuell lesbisch? Oder die Ahnung, er könne selbst s/m-veranlagt sein?

18.-20.11.2006
Markiert in:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert