Zimbardo und Boyd unterscheiden sechs Aspekte der Zeitwahrnehmung:

– positive Vergangenheit
– negative Vergangenheit
– hedonistische Gegenwart
– fatalistische Gegenwart
– positive Zukunft
– transzendentale Zukunft

Diese Aspekte sind voneinander unabhängig, d.h. eine hohe oder niedrige Ausrichtung auf einem Aspekt bewirkt nicht unbedingt die Ausrichtung auf einem anderen. Die Lektüre ist überaus befruchtend, auf jeder Seite Anstreichungen. Jeder dieser Aspekte wird durch Fragebögen operationalisiert. Die transzendentale Zukunft, welche sich auf Fragen nach dem Tod bezieht, wird allerdings im Fragebogen nur mit religiösen Fragen erfasst, obwohl, wie die Autoren meinen, durchaus auch säkulare Probleme angesprochen werden, so etwa, wenn das eigene Handeln auf ökologische Nachhaltigkeit ausgerichtet ist, die das Leben künftiger Generationen einbezieht.
Steffi und ich in der Warteschlange zum Boarding in Istanbul. Ich referiere ihr meine Lektüre alle zwei Stunden, so auch jetzt. Und für die Mitwartenden, für die mein Satz völlig aus dem Zusammenhang kommt, muss ich wie ein irrer Philosoph wirken:

 "Der Aspekt der transzendentalen Zukunft scheint mir nicht hinreichend operationalisiert."

***

Ali Baba und die vierzig Räuber

Wir haben es hier mit der zweiten Geschichte zu tun, bei der wir annehmen müssen, dass Galland sie sich ausgedacht hat. Bei Alâ ed-Dîn lag die Vermutung schon nahe, weil er völlig skrupellos Namen benutzte, die in den vorangegangenen Geschichten auftauchten – nämlich Prinzessin el-Budûr und eben Alâ ed-Dîn. Hier hingegen müsste man sich in die Forschung vertiefen – das Motiv des Eingeschlossenen im Berg, der den falschen Zauberspruch ruft, ist ziemlich weit verbreitet, hierzulande durch die Gebrüder Grimm – der Simeliberg. Andererseits war natürlich Galland mit seiner Übersetzung eher da als die Grimms mit ihrer Version. Das Motiv mit dem beschmierten Maß kennt man auch von Andersens "Der große und der kleine Klaus" (meine Lieblingsgeschichte von Andersen). Aber auch Andersen hat sich wahrscheinlich bei 1001 Nacht bedient oder bei ähnlichen europäischen Motiven.
Der deutsche Übersetzer Littmann meint:

Diese Erzählung ist erst 1910 im arabischen Urtexte bekannt geworden durch Macdonalds Ausgabe der Oxforder Handschrift; nach ihr habe ich übersetzt. (…) Die Schreibung Ali, nicht ‘Alî, ist hier gewählt, weil der Träger des Namens als Türke gedacht wird.

Dass er als Türke gedacht wird, scheint schon auf der ersten Seite Fraglich, da die beiden Brüder

Kâsim, der andere aber Ali Baba (…) in einer Stadt von Chorasân im Perserlande lebten.

Der Vater der beiden stirbt. Kâsim heiratet eine reiche, Ali Baba aber eine arme Frau,

und doch war er ein Mann von Wissen und Verstand, in Gelehrsamkeit und feiner Bildung gewandt.

270. Nacht a)
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