Ich hatte immer den Eindruck, dass sich Luhmann, sobald er auf das Wirtschaftssystem zu sprechen kam, doch zu sehr von seinen persönlichen politischen Präferenzen leiten ließ: Mit der Diagnose, die Politik könne das Wirtschaftssystem nicht steuern, schüttete er das Kind mit dem Bade aus. Die Politik hat letztlich, so Luhmann, so gut wie gar keinen Einfluss auf das Wirtschaftssystem. Der Kern dieser soziologischen Beobachtung: Das politische System kann die Wirtschaft nicht anweisen, besser zu wirtschaften. Die überbordende Bürokratisierung und Verplanung der Wirtschaft im real existierenden Sozialismus ist ein schönes Beispiel dafür, wie die Allesplanung die Wirtschaft letztlich lähmte.
Und doch werden im politischen System verbindliche Entscheidungen getroffen, wie gewirtschaftet wird. Das beginnt natürlich mit der Vertragsfreiheit und deren Kehrseite – der Haftung. Das Wirtschaftssystem ist außerdem nicht in der Lage, sein eigenes Kommunikationsmedium – nämlich das Geld – bereitzustellen. Das muss die Politik tun, und zwar mit gehörigem Augenmaß, sprich genauer Beobachtung der wirtschaftlichen Kommunikation, also der Zahlungen in Industrie, Geldmärkten, Arbeitsmarkt usw.
Aber kann das Funktionssystem Wirtschaft derzeit überhaupt angemessen seine Funktion erfüllen? Und kann es das in Zukunft? Wirtschaften beginnt, wenn der Weizen nicht heute aufgefressen wird, sondern man anfängt zu kalkulieren: Der Weizen wird heute schon an den verkauft, der ihn nächstes Jahr braucht. Die Funktion des Systems besteht darin, trotz allgegenwärtiger Knappheit Versorgung sicherzustellen. Dafür eignet sich Geld, wie wir es heute kennen, eigentlich ziemlich gut, denn es hat seinen Eigenwert verloren, d.h. es nutzt nichts, es zu horten, wie man es mit den Golddukaten noch tat. Nicht Haben/Nichthaben ist die Leitcodierung, sondern Zahlen/Nichtzahlen.
Und was die kurz- und mittelfristige Versorgung betrifft, macht der Kapitalismus seine Sache zumindest dort einigermaßen gut, wo auch die politischen und rechtlichen Systeme einigermaßen stabil sind. Was aber die langfristigen Knappheiten betrifft, so muss man sagen, erscheinen sie schlicht nicht auf den Monitoren des Wirtschaftssystems oder nur undeutlich als Rauschen. Die Zukunft ist insgesamt zu unsicher, als dass sich lohnen würde, über Investitionen zu spekulieren, die sich vielleicht in fünfzig Jahren auszahlen. Oder anders gesagt: Warum sollte ich nicht in ein Kohlekraftwerk investieren, wenn es in den kommenden Jahren Rendite abwirft? Warum sollte ich in energiesparende Autos investieren, wenn das a) die Konkurrenten nicht tun und b) sich Dreckschleudern schneller verkaufen lassen?
Es gilt als umstritten, wie lange die Erdölvorräte noch reichen – 30, 50 oder 150 Jahre. Aber es ist klar, dass sie in einem absehbaren Zeitraum äußerst knapp werden. Das spiegelt sich aber ebensowenig in den heutigen Preisen wieder wie die Begrenztheit berechenbaren Klimas. Für diese Art von Knappheiten ist das Wirtschaftssystem nicht ausgerüstet. Und hier stimme ich wieder mit Luhmann überein: Da nützen auch keine wohlmeinenden Appelle. In 100 Jahren etwas zu verdienen, lohnt sich einfach nicht. Die Aufgabe der Politik bestünde nun darin, die Sensoren für diese Knappheiten neu zu justieren. Oder anders gesprochen: Die Systeme Wissenschaft, Politik, Recht und Wirtschaft brauchen neue Kopplungen. Das politische System muss die wissenschaftliche Erkenntnis, dass wir einigen enormen globalen Gefährdungen gegenüberstehen, für die Wirtschaft übersetzen. Harte Steuerpolitik, wo dem Ökologischen System die Puste ausgeht. Wirtschaftliche Anreize, wo es sich bisher noch nicht lohnt (denn die Pioniere scheitern fast immer).
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Tatsächlich rudert das Boot mit Harûn er-Raschîd, Dscha’far und el-Masrûr an der Seite des Boots mit dem falschen Kalifen. Man geht auf der anderen Seite des Ufers an Land und die drei versuchen, sich unter den Mamluken hindurchzuschmuggeln, werden aber von den Leuchtenträgern gefasst und vor den falschen Kalifen geführt, vor dem sie sich damit rechtfertigen, sie seien Fremde.
"Euch soll kein Leid widerfahren, da ihr fremdes Volk seid. Wäret ihr von Bagdad, so würde ich euch die Köpfe abschlagen lassen!" Dann wandte er sich an seinen Wesir mit den Worten: "Nimm sie da mit dir; sie sind heute nacht unsere Gäste!"
Seltsam, dass er die drei nicht erkennt, hat er sich doch seinen falschen Wesir und seinen falschen Schwertträger nach den Äußerlichkeiten der Originale ausgesucht.
Man kommt an ein Schloss,
einem Bau auf festem Fundament, wie ihn kein Sultan sein eigen nennt.
Nicht einmal der Kalif?
Die drei werden zum Gelage eingeladen.
Nachdem die Schüsseln abgetragen und die Hände gewaschen waren, wurde das Weingerät gebracht.
Weinkaraffen oder -kannen?
Aber Harûn er-Raschîd weigert sich zu trinken, mit der Begründung, lange nicht getrunken zu haben. Man bietet ihm stattdessen Apfelwein an.
So blieben sie beieinander in Fröhlichkeit und widmeten sich den Bechern der Seligkeit, bis der Wein ihnen zu Kopfe stieg und ihrer Sinne Herr ward.