Sind wir in der Lage, eine wirklich komplexe Geschichte, sagen wir so wie den Film “Usual Suspects” oder “Bourne Identity” frei zu improvisieren? Je mehr Einzelinformationen zu verarbeiten sind, umso komplexer wird das Storygebilde, werden die Möglichkeiten der Interpretation. Und wenn wir es als Mystery aufziehen, als Wer-war’s-Krimi kann man rasch die Fäden verlieren.
Einige Impro-Krimi-Formate behelfen sich damit, dass sie eine bestimmte Storystruktur bedienen oder wenigstens einer weiß, wer der Täter war. Aber so amüsant das ist (empfehlenswert besonders MordArt mit Paternoster), es entsteht ja nicht aus der freien Improvisation, in der das Ende der Story für alle offen ist, das heißt auch für die Story selber.
Ein zweites Problem, mit dem wir umgehen müssen, besteht in der Größe der Gruppe. Je größer die Gruppe, umso eher die Wahrscheinlichkeit, dass sich jemand verhört, einen Aspekt nicht versteht, etwas vergisst oder einfach nur einen schlechten Tag hat. Ganz abgesehen davon deutet ja jeder Spieler die Bedeutung der Elemente komplexer Geschichten unterschiedlich, was ja auch der Sinn dieser Geschichten ist.
Ich vermute, wir kommen aus diesem Problem als Improspieler nie ganz heraus. Simpel bleiben ist die große Tugend. Gebt der Story nicht zu viel Bedeutung, dann kann sie ihre Bedeutung entfalten.
Und in jeder Spieler-Konstellation neu austesten, was an Komplexität möglich ist, was man einander zumuten kann.

Wieviel Komplexität ist im Storytelling möglich?
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Ein Kommentar zu „Wieviel Komplexität ist im Storytelling möglich?

  • 2010-09-02 um 12:55 Uhr
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    manchmal erklärt einem das publikum ja auch hinterher, was man da gespielt hat. Gerade in der verwurschtelten, absurden geschichten steckt ja oft irgendwas, was einem vielleicht gerade nicht bewusst ist, was dem publikum aber trotzdem etwas gibt…

    ansonsten denke ich auch, mit 2-4 spielern kriegt man einfacher eine komplexe geschichte noch rund als mit mehr…

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