Nun hat SAM geschlossen, das "Salads and More" in der Plesserstraße. Ein Reszaurant, dass einen Tick zu teuer war, um dort wöchentlich essen zu gehen, aber einmal im Monat habe ich mir dort einen sehr schmackhaften Tagliatelle-Teller gegönnt. Gratis als Vorspeislein gab#s meist noch solche Häppchen wie Entenleber an Erdbeer-Mousse. Gute Weine. Kleine aber feine Auswahl. In Mitte würde man dafür mindestens das Doppelte zahlen. Aber ich hatte im letzten Jahr immer wieder Schlimmes befürchtet, wenn ich da abends manchmal alleine oder zu zweit saß und das Personal beflissen das Besteck drapierte, höflich, aber mit routiniert, als wäre ich einer von fünfzig, die hier gerade säßen. Gestern Abend noch versuchte ich die Gespielin einzuladen (sie hatte bereits gegessen). Heute früh nun Laufschrift im Fenster: Neueröffnung Indisches Restaurant. Und die Geschmacklosigkeit der hingeworfenen Laufschrift sagt schon viel über die Sorgfalt, die die Indisch-Köche in der Küche walten lassen werden. Nachdem drei Freunde zu drei verschiedenen Zeitpunkten in drei verschiedenen Restaurants eine Lebensmittelvergiftung bekamen, stehe ich dieser Nationalküche etwas skeptisch gegenüber. Hähnchen-, Lamm oder Veggie-Gulasch in mehr oder minder variierten Curry-Soßen. Dazu eine Mikro-Salat-Imitation, die die Inder wahrscheinlich als Garnitur: Vierteltomätchen, ein Scheibchen blasse Gurke, drei Streifchen Möhre, ein vertrocknetes Salatblatt und ein schöner Klecks Joghurt obendrauf. Ach, meine Trauer über die SAM-Schließung ventiliert sich nun in Inder-Bashing. Ausländerfeindlichkeit unsubtil. Ach was: In der Plesserstraße gibt’s schon einen Billig-Inder. Ich frage mich, was sie mit dem Klavier machen werden.
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Auf dem Basar drängen sich die Kaufleute. Und Alî Schâr bemerkt, dass eine Sklavin verkauft wird;
die war fünf Fuß hoch, ihr Wuchs von ebenmäßiger Art, ihre Wangen waren rosig zart und ihre Brüste waren rund gepaart. (…) Der Name jenes Mädchens aber war Zumurrud.
Beim Bieten tut sich besonders ein hässlicher Alter namens Raschîd ed-Dîn hervor, dessen Hässlichkeit durch seine teuflisch blauen Augen noch unterstrichen wird. Er gewinnt die Auktion, aber der Eigentümer meint zum Makler:
"Ich habe geschworen, sie nur einem Manne zu verkaufen, den sie selber auswählt. Frage sie also um ihre Meinung."
Warum lässt er sie dann nicht einfach frei?
Angesichts des Alten rezitiert sie:
Ich bat sie einst um einen Kuss; doch sie erblickte
Mein Weißhaar, das mir Gut und Wohlstand nicht erspart.
da wandte sie sich eilends ab und sprach die Worte:
Bei Ihm, durch den der Mensch aus nichts geschaffen ward,
Mit grauem Barte schließe ich wahrlich keinen Bund!
Stopft man mir denn im Leben schon Watte in den Mund?
So werben verschiedene Alte um sie, und jeden verspottet sie durch ein Gedicht, bis ihr Blick auf Alî Schâr fällt.