Man möge nur irgendein Buch, irgendeinen Artikel über die Geschichte des Improvisationstheaters lesen – als Vorläufer des modernen Improvisationstheaters wird fast ausschließlich die Commedia dell’arte erwähnt. Ich vermute, dass es daran liegt, dass diese über ein derart markantes und gleichzeitig universelles Figurenensemble verfügte, dass gerade darüber besonders viel geschrieben wurde und sie in Mittel- und Westeuropa einige Ableger hatte.
Sicherlich haben wir es mit einem Quellenproblem zu tun. Was können wir schon wissen von den Theaterspielern, die fahrend durchs Land ziehen? Wir wissen von ihren Lebensbedingungen, teilweise vielleicht von einigen Inhalten – wenn sie skandalös genug waren. Aber von deren improvisatorischen Kenntnissen und Fähigkeiten haben wir keine Ahnung. Ich denke, so ähnlich wie die improvisierte Musik im 19. Jahrhundert in Europa fast verstummt ist, ging es auch dem improvisierten Theater. Die Stückeschreiber setzten sich durch.
Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie im Mittelalter nach einer vergeigten Vorstellung die Schauspieler zusammensaßen und einander rieten, mehr auf die Angebote des jeweils anderen einzugehen.
Und im 20. Jahrhundert musste das Rad neu erfunden werden.

http://www.youtube.com/watch?v=gooZ7HO42Xo
Ab 0:50
“I think improvisation in the culture has always been important. (…) The written theater has hardly ever existed. 83 years in Greece, 150 years in the Renaissance (…). In the last 2,500 years we’ve had two or three hundred years when people have been writing plays that they have endured, where you had a living theater. But meanwhile you had the improvisers. In Greece, commedia dell arte in Italy, Circus, Burlesque, all of that is another substream of comedy. You had the improvised comedy which went unbroken for 2,500 years. So, when you’re improvising today, you are representing a tradition that’s 2,500 years old and you better remember it.” (Bernie Sahlins)

Vorfahren des modernen Improtheaters – nicht nur Commedia dell’arte
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