In unserem Sommer-Experiment näherten wir uns in den Proben den Genres (auf die wir uns natürlich zuhause bereits vorbereitet hatten), über typische Szenen. Kurze Assoziationsrunden – Wie könnten typische Shakespeare- oder Tschechow-Szenen aussehen? Kurz anspielen, nächste Szene. Wie sprechen die Figuren miteinander? Was sind typische Figuren, und in welchen Problemen und szenischen Settings finden wir sie? Die einzige Ausnahme, bei der das nicht so funktionierte, war wohl, wie ich bereits berichtete, Brecht, da bei ihm das Faszinierende eher ist: Wie bringt er seine Themen auf die Bühne, welche Mittel und Parabeln benutzt er, was will der Mann überhaupt?
Man könnte auch sagen, dass wir uns den Stilen und Genres vom Faszinosum her genähert haben. Sehr sinnfällig wurde es bei der Probe zu Tschechow. Im Grunde wussten wir nicht so recht, was wir damit anfangen sollten: Figuren, die aneinander vorbeireden, die nur reden und nichts tun. „OK. Dann probieren wir doch mal genau das.“ Und damit war die Nuss geknackt.
Die Probe zum Genre Surrealismus hingegen war einerseits sehr leicht: Wir alle hatten unsere Freude an der Verspieltheit und am Zulassen von seltsamer Symbolik und von Traumwelten – die Freilassung sämtlicher Impro-Spinnereien. Die Schwierigkeit bestand vielmehr darin, wie sich das Ganze so eindämmen lässt, dass am Ende doch eine aufführbare und anssehenswerte Form entsteht.
(Im Übrigen haben wir uns bei den Proben gar nicht erst mit irgendwelchen Warm Ups aufgehalten, sondern sind sofort zur Sache gekommen. Und man kann nicht sagen, dass das geschadet hätte.)
Wie fühlt sich das Genre an