390. Nacht
Als König Anuscharwân das Mädchen fragt, warum es so lange fortgeblieben sei, antwortet sie, sie hätte zum Auspressen der Stauden dreimal so viel Zeit benötigt, was ein Zeichen dafür sei, dass sich das Glück der Herrscher gewendet habe. Auf Nachfrage des Königs erläutert sie:
"Wir haben von den Weisen gehört, dass, wenn die Gesinnung eines Herrschers sich ändert, ihr Glück aufhört und ihr Gedeihen sich mindert." König Anuscharwân lachte und gab den Plan auf, den er gegen das Dorf gefasst hatte. Dann aber nahm er jene Jungfrau sogleich zum Weibe, da ihr scharfer Verstand, ihre Klugheit und ihre trefflichen Worte ihm gefallen hatten.
Nicht zum ersten Mal erfahren wir hier, dass der Herrscher lacht, wenn er etwas gelernt hat. Freilich nur, wenn es listenreich oder humorvoll geschieht. Die Belehrung erreicht ihn durch die Hintertür des Lachens. Zurechtweisen oder von oben herab belehren ginge ganz und gar nicht.
Außerdem interessant, dass hier unterschieden wird zwischen scharfem Verstand und Klugheit. "Verstand" scheint sich hier auf Logik und List zu beziehen, Klugheit auf Lebensweisheit.
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Die Geschichte vom Wasserträger und der Frau des Goldschmiedes
Ein Wasserträger in Buchara ["Bochara"] bringt einem Goldschmied seit dreißig Jahren Wasser, dessen Frau
war im ganzen Land als fromm, sittsam und keusch bekannt.
Kann man für Keuschheit im ganzen Lande bekannt sein? Oder nicht eher fürs Gegenteil? Oder ist das der holprigen Übersetzung geschuldet, die auf Teufel komm raus den Reim rüberretten wollte?
Eines Tages jedoch ist der Wasserträger von der Schönheit der Frau überwältigt und streichelte ihre Hand. Irritierenderweise macht sie ihrem Mann Vorwürfe:
"Bei Allah, du hast etwas getan, was den Zorn des Höchsten erregt."
Er gesteht ihr, dass er die Hand einer Kundin, als er ihr das Armband anlegte, an sich presste.
"Ich bereue, was ich getan habe; flehe du zu Allah um Vergebung für mich." doch die Frau sprach: "Allah verzeihe dir und mir und dir und gewähre uns einen guten Ausgang."
Will sie ihrem Mann ein Geständnis entlocken, um dann ein Gegengewicht auf der Waage der Gerechtigkeit zu haben