In einem Hildebrandt-Nachruf der heutigen taz verweist der Autor auf den Kabarett-Theoretiker Henningsen, der Kabarett so definiert: „Kabarett [ist das] Spiel mit dem erworbenen Wissenszusammenhang des Publikums.“ (Henningsen, Theorie des Kabaretts 1967)
Im Grunde lässt sich das auch auf die Lesebühnen-Texte anwenden. (Obwohl es bei vielen Lesebühnen einen Anti-Kabarett-Reflex gibt, richtet sich der eher gegen das prätentiös-theatrale Element des Kabaretts, in ihrer Form müssen die Lesebühnen im Grunde wohl dazugerechnet werden.)
Und doch wird in viel zu vielen Texten von viel zu vielen Autoren mit dem Publikum gekungelt, der billige, auf Äußerlichkeiten oder Vorurteilen beruhende Witz wird mitgenommen. (Da reicht’s schon, wenn man „Merkel“ sagt oder den Zusammenhang „Latte Machiato – Prenzlauer Berg“ herstellt.
Meine Lieblings-Ausnahmen: Jochen Schmidt, Ahne, und der vor inzwischen sechs Jahren verstorbene Michael Stein.

(Ich könnte sicherlich noch 5-10 Namen nennen, aber dann wäre meine Liste weniger knackig, und die Leserin dieser Zeilen hätte weniger Gelegenheit, darüber zu spekulieren, wer diese anderen 5-10 sind.

Publikums-Irritationen
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