“An absurd offer is really only as absurd as the reaction it generates. (…) If your partner refuses to be affected, then this is still platform.” (Salinsky/White – The Improv Handbook)
Das trifft nicht nur auf absurde Angebote zu. Je größer die Reaktion auf das Angebot, desto stärker schwankt die Plattform. Je gleichmütiger die Reaktion, desto “normaler” ist die etablierte Welt.

Der Film “Leningrad – Die Blockade” beginnt damit, dass schlecht ausgerüstete Leningrader Zivilisten an die Front gefahren werden und als Kanonenfutter verheizt werden, da selbst taktische Rückzüge verboten sind. Für alle Beteiligten scheint das Normalität zu sein, nur ein Leutnant protestiert schwach. Das für den Zuschauer Haarsträubende ist die Normalität des Films. Für den Zuschauer ist kurioserweise gerade die NKWD-Frau Nina, die die wahnsinnigen Befehle weitergibt und per Waffe durchsetzt, der positive Ausgangspunkt und die Protagonistin der Story.

Angebote und Reaktionen – Plattformen und Kippen
Markiert in:         

2 Kommentare zu „Angebote und Reaktionen – Plattformen und Kippen

  • 2015-05-28 um 12:21 Uhr
    Permalink

    Allerdings sind Film und Impro unterschiedliche Welten..
    Diese Theorie bestärkt im Prinzip Improkollegen, die bei keinem Angebot große Reaktionen zeigen, in Workshops wird oft gecoacht "mach es groß! Zeig Emotionen!". Inwiefern hätte die Plattform jetzt geschwankt, wenn einer der Zivilisten voller Panik geweint hätte?

    Antworten
  • 2015-05-28 um 14:12 Uhr
    Permalink

    @McCoy: Es geht um Folgendes: Solange wir uns im Plattform-Bau befinden, sind große Reaktionen gerade NICHT gewünscht. Worauf nicht groß reagiert wird, das ist das Normale.
    Die große Reaktion bedeutet: Bruch der Routine und Beginn der eigentlichen Story.
    (Ob "Leningrad" jetzt ein gutes Beispiel ist, weiß ich im Moment auch nicht so recht.)

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert