(Ergänzung: Diese Gedanken habe ich bearbeitet und weiter ausgeführt im Buch „Improvisationstheater. Band 8: Gruppen, Geld und Management


In Pausen müssen wir den Spagat schaffen, einerseits den Show-Fokus nicht zu verlieren und andererseits wirklich zu pausieren, also uns körperlich und geistig zu erholen.
Eine Pause sollte nicht länger als fünfzehn Minuten dauern, da sonst das Publikum ungeduldig wird. Das bedeutet aber für uns Spieler, dass wir die Pause auch gezielt als solche nutzen sollten, denn diese Zeit geht oft schneller vorbei als man glaubt.
Zunächst gilt es, rasch die körperlichen persönlichen Bedürfnisse zu befriedigen: Ein kurzer Toilettengang und ein Getränk.
Längere Diskussionen gilt es in der Pause auf jeden Fall zu vermeiden, um die zweite Hälfte nicht mit etwaigen Meinungsverschiedenheiten zu belasten. Insofern verbietet sich auch eine Auswertung des ersten Teils in der Pause. Selbst wenn du die erste Hälfte als positiv wahrgenommen hast, solltest du deine Meinung in der Pause erst mal zurückhalten, da deine Mitspieler es unter Umständen auch anders wahrgenommen haben könnten.
Für die zweite Hälfte der Show kann man sich unter Umständen noch ein paar Fokuspunkte ins Gedächtnis rufen, vor allem wenn im zweiten Teil ein anderes Format gespielt wird.
Wenn man ein längeres Stück improvisiert, liegt manchmal die Versuchung nahe, die Story zu besprechen. Ich rate davon dringend ab, da das bisweilen darauf hinausläuft, vorauszugreifen oder verschiedene Perspektiven gegeneinander abzuwägen. Behaltet das Risiko für den zweiten Teil. Allenfalls ein zwei Nachfragen bei akustischen Missverständnissen oder eine Rekapitulation von Namen und grobem bisherigem Storyablauf sind aus Impro-Perspektive angemessen.
Was aber, wenn man sich nach der ersten Hälfte nicht ganz und gar nicht wohlfühlte, etwa weil man das Gefühl hatte, nicht wahrgenommen zu werden? Auch dann verbietet es sich, sämtlichen Frust auf die anderen abzuladen. Wenn du merkst, dass du mit deinem Unwohlsein allein bist, während alle anderen abfeiern, bitte einen Mitspieler um ein Warm-Up-Quickie, um wieder zusammenzukommen. „Peng!“, Reimen, Assoziieren oder Singen bieten sich an: Alles, was schnell geht, gute Laune schafft und die Spieler zusammenführt.
Was aber, wenn sich das schlechte Gefühl auf die ganze Gruppe gelegt hat, weil man das Gefühl hat, gründlich zu scheitern? In solchen Situationen hilft es, erst einmal für einen Moment gemeinsame Stille auszuhalten. Denn das Gute ist selbst in diesen Augenblicken: Wir arbeiten zusammen, nicht gegeneinander. Auch wenn es auf der Bühne Missverständnisse gegeben hat, haben wir ein gemeinsames Ziel. Findet schnell eine neue Energie, einen gemeinsamen Fokus, auf den ihr euch einigen könnt. Diskutiert nicht lange. Findet rasch den kleinsten gemeinsamen Nenner. Das kann unter Umständen bedeuten, dass man sich darauf einigt die Reißleine zu ziehen und den zweiten Teil völlig anders zu gestalten. Aber das empfehle ich nur als allerletzte Notmaßnahme.

Backstage – In der Pause
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