Wachte heute morgen mit zwei Fragen zu Filmen auf:

  1. Nachdem Chris in Get Out das Anwesen der Armitages mit Hilfe seines Freundes verlässt, sind sämtliche Bewohner tot. Sämtliche Bewohner, aber eben nicht alle Anwesenden. Jim Hudson, der blinde Galerist, könnte noch am Leben sein. „Könnte“, da sich die OP-Liege entzündet hat, was nahelegt, dass er bei lebendigem Leib verbrennt. Eine andere Möglichkeit aber wäre auch, dass das Feuer nicht übergreift, und der Alte Stunden später erwacht und nun mit offener Schädeldecke durch ein verlassenes Anwesen taumelt.
    So oder so fragt sich, was die Polizei, die früher oder später auf all die Leichen treffen wird, aus der Geschichte machen wird.
  2. In Pulp Fiction wird Butch von Marcellus Wallace „begnadigt“, da der ihm das Leben gerettet (oder vor Versklavung bewahrt) hat. In Butch’s Wohnung liegt aber noch die Leiche von Vince Vega, den Butch auf dem Klo erschoss. Wie reagiert Marcellus, wenn er zur Wohnung zurückkehrt und dort die Leiche eines seiner Ober-Killer findet? Wird er sich an den Deal halten? Wird er die Leiche abtransportieren lassen? (Vielleicht vom Wolf, der dem Schrotthändler einen weiteren Auftrag verschafft? Oder lässt er sie liegen und überlässt der Polizei alles weitere? Schließlich gibt es ja noch Butchs Fingerabdrücke an der Waffe, die er nur oberflächlich gereinigt hat. Auf jeden Fall kann man sich kaum vorstellen, dass Butch und Fabienne ein sorgloses Leben führen werden, zumal er auch Zeds Chopper gestohlen hat, den er wahrscheinlich am Flughafen stehenlassen wird. Überwachungskamera, ick hör dir trapsen.

*

480. Nacht

(Fortsetzung der Geschichte der Schlangenkönigin)

Nachdem der griechische Weise seine Frau begattet hat, begibt er sich auf eine Schiffsfahrt, kann sich auf eine Planke retten, notiert dort auf fünf Seiten einige Wörter und reist dann nach Hause, um diese Seiten in einer Kiste zu verstauen und seiner Frau mitzuteilen, dass er bald stürbe, diese Zettel aber das Erbe an seinen Sohn sein soll.

Woher er weiß, dass es ein Sohn wird und ob er seiner Frau auch etwas vererbt, bleibt unklar.

Der Weise stirbt. Die Frau lässt für ihren Sohn, den sie Hâsib Karîm ed-Dîn nennt, ein Horoskop erstellen, das ihm Gefahr in jungen Jahren und mögliche Kenntnis der Wissenschaft prophezeit. Doch der Sohn taugt weder in der Schule noch in der Ausbildung etwas, und so nehmen ihn die Holzhauer mit zur Arbeit. Als diese eine Tages in ein Gewitter geraten, finden sie Zuflucht in einer Höhle. Hâsib Karîm ed-Dîn setzt sich etwas abseits und schlägt mit seiner Axt wie in Gedanken auf den Boden. Dabei erklingt ein hohles Geräusch, als schlüge er auf eine Platte.

484. Nacht

Hâsib Karîm ed-Dîn und seine Gefährten entdecken unter der Platte eine Zisterne voller Honig. Sie beschließen, den Honig zu sammeln und in der Stadt zu verkaufen, während Hâsib Karîm ed-Dîn Wache halten soll. Als die Zisterne fast leer ist, entscheiden sie heimlich, ihn bei der letzten Sammlung in der Zisterne zurückzulassen.

Wenn man die Trope des Zurücklassens im Loch (Josef und seine Brüder (Moses1), Das Blaue Licht (Grimms Märchen) usw.) kennt, kann man erahnen, dass nun das große Glück auf unseren Helden wartet. Und so geschieht es auch.

Die Holzfäller verkaufen den Honig, erzählen der Mutter von Hâsib Karîm ed-Dîn, er sei von einem Wolf gefressen worden;

und sie verbrachten ihre Tage mit Essen und Trinken, Lachen und Scherzen.

Das erinnert mich an die letzte Zeile der ersten Strophe von "Pioniere voran!" Vage klingt in meinem Kopf auch noch eine Verhohnepipelung dieses Liedes, die ich in einigen Ferienlagern hörte, die also eine gewisse Verbreitung gehabt haben muss.

„Wiener Würstchen voran, lasst uns vorwärtsgehn
Wiener Würstchen stimmt an, lasst die Fahnen wehn
Unsre Straße, die führt in den Suppentopf hinein
Wir sind stolz Wiener Würstchen zu sein.“

Wer mag der Dichter gewesen sein? Und wie hat sich das Spottlied über das ganze Land verbreitet. Es können eigentlich nur die Ferienlager gewesen sein.

Hâsib Karîm ed-Dîn entdeckt einen Skorpion, der durch einen Spalt gekommen sein muss. Er entdeckt den Spalt, zwängt sich hindurch und erblickt eine Vorhalle, ein gewaltiges Tor aus schwarzem Eisen, daran ein silbernes Schloss mit goldenem Schlüssel. Er spaziert hindurch und gelangt an einen See und einen Hügel aus grünem Chrysolith, auf dem ein edelsteingeschmückter Thron steht.

Es fragt sich allerdings: Wenn es in der Zisterne einen Spalt gibt, warum ist dann der Honig nicht daraus abgeflossen?

485. Nacht

Um den Thron herum zählt er zwölftausend Stühle. Davon wird er müde und schläft ein. Er wacht von einem Fauchen auf und begegnet der mit menschlichem Antlitz versehenen riesigen Schlangenkönigin und ihren Tausenden Untertanen. Die Schlangenkönigin bittet Hâsib Karîm ed-Dîn, ihr seine Geschichte erzählen, was er auch tut. Ihm solle nur Gutes widerfahren, sofern er sich auch ihre Geschichte anhört.

486. Nacht

Die erste Geschichte, die die Schlangenkönigin über sich erzählt, ist

Die Geschichte Bulûkijas

Wisse, o Hâsib, einst lebte in der Stadt Kairo ein König der Kinder Israel; und der hatte einen Sohn des Namens Bulûkija.

Ein jüdischer König in in Kairo? Bezieht sich der Erzähler hier auf die Königszeit Israels? Oder wird hier nahegelegt, Ägypten hätte einen jüdischen König gehabt?

Dieser König stirbt.

Sein Sohn Bulûkija aber ward zum Sultan über das Volk gewählt.

Es wird ja immer verrückter. Ein gewählter Sultan?

Bulûkija durchsucht nach dem Tod des Vaters das Haus und findet in einem Kästchen aus Ebenholz

einen Bericht über Mohammed – Allah segne ihn und gebe ihm Heil!

Daraufhin

ward sein Herz von Liebe zu ihm ergriffen.

Er macht die Vornehmen, Schriftgelehrten, Priester und Eremiten mit dem Buch vertraut und beschließt, seinen Vater zu exhumieren und zu verbrennen,

„weil er dies Buch vor mir verborgen und es mir nicht gezeigt hat.“ (…) Das Volk aber sprach: „O König, dein Vater ist tot; jetzt ruht er in der Erde, und seine Sache ist seinem Herrn anheimgestellt. Hole ihn nicht aus seinem Grabe hervor.“

Bulûkija beschließt, fortzugehen,

bis ich mit ihm vereint werde.

Er spricht offenbar von Mohammed. Unklar aber an dieser Stelle, ob Mohammed noch lebt oder welcher Art die Vereinigung sein soll.

Bulûkija macht sich auf die Reise, betritt ein Schiff, und sie gelangen auf eine Insel.

Und nun erblickte er auf jener Insel Schlangen, die so groß waren wie Kamele und wie Palmen, die den Namen Allahs, des Allgewaltigen und Glorreichen, anriefen…

Gläubige Schlangen! Wenn der Erzähler das für erwähnenswert hält, muss man vermuten, dass sie eigentlich verwunschen sind. Wir werden sehen.

Da bemerkte Schehrezâd, dass der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an.

480.-486. Nacht – Throw Down a Well Trope – Pioniere voran
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