Wieviel Körperkontakt ist bei Anfängergruppen in Ordnung? In vielen Kursen wird diese Frage oft gar nicht gestellt. Und in den meisten Fällen ergeben sich auch erst mal keine Probleme: Die Schüler improvisieren so wie sie auch im normalen Leben miteinander umgehen: Die freundschaftliche Distanz einer Armlänge wird gewahrt. Allenfalls gibt man sich die Hand. Die Probleme kommen später: Wenn die improvisierten Szenen etwas interessanter werden sollen, muss auch Körperkontakt involviert sein. Aber welche Grenzen sollen hier gelten, wenn man nie darüber geredet hat? Auf einmal gibt es eine Umarmung oder einen Klaps auf den Po, und beides ist überhaupt nicht willkommen.
Ich halte es zunächst so: Vor der ersten Stunde etabliere ich als Lehrer, dass körperliches Spiel gewünscht ist. Allerdings schließen wir die Bikinizone ebenso aus wie Gewalt-Szenen. Wer es darüber hinaus unangenehm findet, an bestimmten Körperteilen berührt zu werden, kann das äußern. Auch ich musste diese Lektion auf die harte Tour lernen: Als ich eingeladen war, auf einem Team-Tag eine internationale Gruppe junger Leute einen Improkurs zu unterrichten, unterließ ich mein Körperkontakt-Intro. Als ich dann nach einer halben Stunde den Klassiker Freeze Tag einführte, zuckte eine Schülerin bei der Demonstration weg, als ich sie nur an der Schulter antippen wollte. Kurz darauf erfuhr ich, dass ein Viertel der Teilnehmer orthodoxe Juden seien, bei denen die Berührung zwischen fremden Männern und Frauen verboten war.
Ein weiterer Grund, die Grenze von vornherein klar zu ziehen, besteht darin, dass manchmal junge Männer die Theaterszene nutzen, um sich auf unangenehme Art an Frauen heranzumachen. In meinen Kursen ist das in den ersten zehn Jahren (als ich in der Beziehung noch etwas wischiwaschi war) zwei Mal passiert.

 

Berührungen im Anfängerkurs
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