Hatte hier vor längerer Zeit mal eine umfangreiche Zusammenstellung der Western-Merkmale gegeben: http://improgedanken.blogspot.com/2010/03/western-fur-impro.html Gestern fragte ich mich, ob (unabhängig vom Improtheater) ein Western eigentlich auch woanders spielen könnte als in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Westen der USA. Die vorläufige Antwort lautet Nein. Die historische Situation ist einmalig, und es kommen mehrere Faktoren zusammen, die das Thema ausmachen: – Wir sehen die Landnahme in der gefährlichen Wildnis und den beginnenden Aufbau von Zivilisation. – Die Protagonisten tragen Waffen. – Wir sehen dem Übergang von Rechtlosigkeit zu moderner, bürgerlicher Rechtstaatlichkeit zu. Alles, was vor und nach dieser Zeit spielt, ist eigentlich nur noch mit Abstrichen als Western zu bezeichnen. Und dass es diese Kombination von Ereignissen gleichzeitig woanders gegeben hätte, ist mir zumindest nicht bekannt.

Western – Ergänzung
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7 Kommentare zu „Western – Ergänzung

  • 2011-12-28 um 23:59 Uhr
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    Western, Monumentalfilm, Science Fiction und noch konkretere Gattungen wie Nazi-Film o.ä. beziehen sich halt auf bestimmte Orte und Zeiten.

    Dagegen bezeichnen halt Romanze, Komödie, Horrorfilm etc. eher Stimmungen.

    Daher sind auch Western-Komödie, Science-Fiction-Horror und eine Monumentalfilms-Romanze recht verbreitet, während ein Monumentalfilms-Western oder Horror-Romanzen eher absurde Sonderstücke sind.

    Interessanter Gedanke: Western sind im Grunde Ritterfilme in einem bestimmten Setting, gibt ja auch erhebliche Nähe zu den Samurai-Filmen.

    Elemente des Western gibt es aber in vielen Filmen und Stücken und vergleichbare Situationen schon öfter auch im Science Fiction oder Monumental-Werken wie Steven Kings Dark Tower.

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  • 2011-12-29 um 10:57 Uhr
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    Danke für den Kommentar, Chris. Was ich meinte: Natürlich beschreibt der Western (schon durch seinen Namen) eine Kombination aus Ort und Zeit. Aber auch die inhaltliche Grundsituation – das Aufeinanderprallen von bürgerlicher Zivilisation und Wildnis – ist m.E. einmalig.

    Die Horror-Romanze ist übrigens gar nicht so absurd, wie du meinst, der Terminus lautet "Gothic Romance", z.B. "Jane Eyre" und "Rebecca". In diesem Genre haben wir bei Foxy Freestyle bereits zwei Abende improvisiert.

    (Guten Rutsch!)

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  • 2011-12-29 um 11:21 Uhr
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    Hi Dan,

    Quentin Tarantino hat mit "Inglorious Basterds" einen Film gedreht, der viele Western-Elemente enthält, aber zur Nazizeit spielt.

    Grüße
    Micha

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  • 2011-12-29 um 12:16 Uhr
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    @Micha: Ich scheine diesen Blog-Eintrag undeutlich formuliert zu haben. Natürlich findet man Elemente des Western-Genres auch in anderen Filmen, wobei "Inglorious Basterds" m.E. kein gutes Beispiel ist, da Tarantino sich eher bei den Schreckens-Elementen bei Sergio Leone bedient hat. Er mixt eher Horror, Kriegsfilm, Comedy.

    Fantasy- oder Sci-Fi-Filme können den Western in der von mir beschriebenen historischen Situation am ehesten nutzen, da sie nicht an historische Gegebenheiten gebunden sind.

    Aber es lässt sich sozusagen kein Western über die Erschließung Sibiriens erzählen. Oder über die Kolonialisierung Afrikas oder über die Besiedlung Australiens.

    Ich habe im Blog-Eintrag oben versucht, darzustellen, was die unverzichtbaren Elemente des Westerns sind:

    – bürgerliche Zivilisation vs. Wildnis
    – Rechtlosigkeit vs. Rechtsstaat
    Und meine These ist, dass man dies nur in einem bestimmten realen Setting wiederfindet:
    – Zeit: ca. 1820-1890
    – Ort: Westen der USA

    Andere Elemente, wie Rache, Fehde, Suche nach dem Ganoven usw. sind lediglich Themen, die sich der Western zueigen macht.

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  • 2012-01-01 um 13:57 Uhr
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    Was ist mit Mad Max? Der spielt in Australien und hat genau diese Themen (und wirkt auch ansonsten wie ein Endzeit-Western).

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  • 2012-01-02 um 17:46 Uhr
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    Mit welchen "diesen" Themen spielt Mad Max? Aufbau von Rechtsstaatlichkeit in der Wildnis? Landnahme? Beides aus meiner Sicht nicht.
    Und was ist denn ein Endzeit-Western?
    Aus meiner Sicht ist das ein Fantasy/SciFi-Western/Action Crossover.
    Wie überhaupt der Actionfilm den Western in vielerlei Hinsicht abgelöst hat. Früher hieß es für einen Western braucht der Typ "a girl, a gun and a horse."
    Jetzt ist es: "a girl, a gun, and a fast car"

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  • 2012-01-03 um 10:55 Uhr
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    Ja, ich denke auch dass der Western im Grunde der Actionfilm ist. Themen sind ja auch Ehre, usw. und es ist klar, dass ne Massenkarambolage in der Zeit des WEsterndrehs nicht so leicht realisierbar war, mit Pferden braucht man die aber auch einfach nicht. Interessant, wie WEstern dann anders Spannung aufbauen als klassische Actionfilme (viel mehr Zeit, etc.).

    Je mehr ich drüber nachdenke desto mehr finde ich das Genre "Endzeit" faszinierend, also post-apokalyptische, wenn du so willst dystopische Science Fiction. Praktisch immer geht es um Zivilisation vs. Wildnis, evtl. um die Suche nach dem "gelobten Land" (nicht direkt das Landnahme-Thema, sogar eher religiös), i.d.R. sind die Waffen-technologien eher veraltet, daher werden häufig revolver usw. benutzt. Vielleicht ist das Genre aber tatsächlich in gewisser WEise auch eine Hommage an den WEstern, Schauplatz sind halt auch häufig die (Ex)-USA. Beispiele sind z.B. Mad Max, aber auch etliche Stephen King-Bücher/Verfilmungen wie The Stand, The Dark Tower…

    Ich verstehe offenbar wirklich noch nicht ganz, worauf du hinaus willst. Klar hat das Genre bestimmte Elemente die es genau definieren. Aber deine These war doch, dass die konkreten Western-Themen nur funktionieren im Zusammenhang mit der Erschließung des Westens, also bestimmter Ort, bestimmte Zeit. Und das denke ich nicht: Kolonialisierung, theoretisch Landnahme bestimmter Planeten (unterdrückung außerirdischer aborigines), usw. gibt es auch in anderen Filmen. Dass es Pferde, Revolver etc. gibt aber keine Laser, keine Mutanten, keine Heilsbotschaft gut, das ist dann wohl wirklich typisch Western.

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