Man lasse seine Intelligenz und sein Wissen in die Improvisation einfließen. Die Figur sollte das, was sie tut, gut beherrschen. Also statt den trottligen Zahnarzt, einen guten Zahnarzt usw. Trottligkeit ist eben auch ur für einen schnellen Lacher gut. Aber auch das eigene Wissen wirklich einbringen. Warum sollen z.B. nicht zwei Truckfahrer in eine moralphilosophische Diskussion abdriften? Viele Improspieler halten mit ihrem Wissen und ihren Fähigkeiten hinterm Berg. Ein großartiger Spieler, den ich kannte, hielt sich lange Zeit für „zu ungebildet“ (weil er der Jüngste war), bis ihm seine Teamkollegen vor Augen führten, das er am längsten von allen Theater spielte, sowohl ein abgeschlossenes Studium als auch ene Berufsausbildung hatte, einen Sportsverein leitete und diverse Instrumente spielte. Allmählich ließ er dann davon einiges in seine Bühnenfiguren einfließen, und er wurde brillant.
Als Zuschauer will man ja nicht nur oberflächlich spannendes („Sie haben mit meiner Frau geschlafen, Herr Pfarrer“), sondern eben auch Interessantes. Man halte die Augen offen. Ein Improspieler muss eigentlich ein Hans Dampf in allen Gassen sein – kein Thema, was ihn nicht interessiert, egal ob Politik, Philoophie, Naturwissenschaft, Psychlogie usw. Man erkenne Pros und Contras und beziehe auf der Bühne Position – als Figur kann das natürlich eine andere Position sein als die eigene.
Auf der anderen Seite: Doofe Figuren zu spielen, wie Betrunkene, Kleinkinder, geistig Behinderte, demente Greise usw. ist oft auch eine Wahl der Angst. Den diese Figuren brauchen die Folgen ihres Handelns nicht zu tragen, sie sind sozusagen per se amoralisch, da sie nicht für die Folgen ihres Handelns verantwortlich sind. Das heißt wiederum nicht, dass man kein Kind und keinen Betrukenen spielen solle. Es gehört aber ein waches Auge dazu und ein Blick für die Fallstricke. Besoffene und Kinder sind in der Regel höchstens als Passenger gut.
Man sieht es leider auch manchmal bei ausgebildeten Schauspielern, dass sie zwar sehr gut spielen können, ihnen aber nicht mehr einfällt als der Kantinentratsch und die letzte Sommerkomödie.
Wir haben es uns tatsächlich zur Aufgabe gemacht, uns wöchentlich mit einem Thema zu beschäftigen, dass wir nicht kennen und darüber einen kurzen Text zu schreiben. Das Wissen, dass ich dabei bereits gesammelt habe bereichert auch – und dass finde ich besonders gut – mein alltägliches Leben und nicht nur meine Bühnenfiguren.