Fortsetzung der Lektüre Daily Rituals. How Great Minds Make Time, Find Inspiration, and Get To Work
Letzte Woche musste ich, nachdem ich den  Montag mit guter Arbeits-Routine abgeschlossen hatte, eine Pause einlegen: In der Nacht packte mich ein furchtbares Fieber. Die Nachwirkungen waren noch bis Donnerstag zu spüren.
Krankheit ist wohl das Schlimmste, was unsere Arbeitsroutine stoppen kann. Entscheidend ist, rechtzeitig wieder anzufangen, und das Gammel-Leben des Kranken nicht in die gesunde Phase mitzunehmen. (Bei einem normalen Büro-Job geht das ja auch nicht.) Schwierig vor allem dann, wenn man nur halb auf den Beinen ist, vielleicht gerade mal eine halbe Stunde etwas lesen kann oder ein paar Mails beantworten und sich dann schon wieder ausruhen muss. Wichtig: Den Flow nicht abreißen lassen. Sich wenigstens ein paar Minuten am Tag Gedanken zum Thema machen, Notizen aufschreiben und vielleicht ein paar ausformulierte Sätze.

***
Philip Roth (geb. 1933)
„Schreiben ist keine harte Arbeit, es ist ein Alptraum.“
Das wichtigste Herausforderung für den Schriftsteller, so beschrieb es Roth, liege darin, still zu sitzen in diesem extrem ereignislosen Geschäft.
Nach dem Frühstück Sport.
10-18 Uhr Schreiben in einer abgelegenen Hütte auf seinem 25 Hektar großen Grundstück in Connecticut.
1 Stunde für Mittagessen und Zeitung.
Lebt seit 1994 allein, ohne dass es ihn zu stören scheint.
Seine Ex-Frau Claire Bloom beschreibt ihn als „Psychopath, tablettenabhängig, voller Hass auf Frauen, paranoid, ein Sadist. Und krankhaft geizig.“ Als sie die Scheidung einreichte, verlangte er per Anwalt eine Entschädigung von 60 Milliarden (!) Dollar.
P.G. Woodhouse (1881-1975!)
7:30 Uhr Aufstehen und Calisthenics-Übungen.
Dann Frühstück mit Buch (Krimi oder Humor), Pfeife-Rauchen, Spaziergang mit Hunden.
9 Uhr Schreiben auf Schreibmaschine.
2.500 Wörter in jüngeren, 1.000 in späteren Jahren.
14 Uhr Mittagessen.
Nachmittags Fernsehserie.
Abendessen 18 Uhr mit Martini.
Edith Sitwell (1887-1964)
5:30 Uhr Beginn des Schreibens im Bett. Meist nur vormittags, manchmal auch den ganzen Tag bis zur Erschöpfung.
„Jede Frau sollte einen Tag pro Woche im Bett verbringen.“
Thomas Hobbes (1588-1679!!)
7 Uhr Aufstehen und Frühstücken.
Danach Morgenspaziergang, bei dem er meditierte. (Hobbes ist hier eine der wenigen bemerkenswerten Ausnahmen; denn die meisten Autoren unternehmen diese Spaziergänge eher am Nachmittag.)
Nach Heimkunft Notizen über die beim Spaziergang aufgekommenen Gedanken.
Mittag 11 Uhr. Dann Pfeife und halbstündiger Mittagsschlaf.
Am Nachmittag wurden die Gedanken des Vormittags ausformuliert.
Hübsche Marotte: Laut Singen vorm Schlafengehen, um die Lungen zu stärken.
John Milton (1608-1674)
4 Uhr Bibel Vorlesen lassen.
Danach Kontemplation und Verfassen von Versen im Kopf (Milton war in den letzten Jahrzehnten seines Lebens blind.)
7 Uhr Diktieren der erdachten Verse. Kam der Diener zu spät, beschwerte sich Milton, er müsse endlich „gemolken“ werden.
Danach wieder Vorlesen lassen.
Vormittags Spazieren im Garten.
Mittag.
Nachmittags und Abends Gäste.
21 Uhr Schlafen.
René Descartes (1596-1650)
Lange Schlafen. Aufstehen gegen 11 Uhr. Müßiggang sei wichtig für geistig tätige Menschen.
Nachmittags Spazieren und Konversationen.
Abends Korrespondenz.
[Wann verfasste er seine Werke?]
1649 wurde er an den Hof der schwedischen Königin gebeten, was er annahm. Er ahnte nicht, dass sein vorgeschriebener Tagesablauf Unterricht ab 5 Uhr umfasste. Einen Monat später war Descartes tot.
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)
Als junger Mann schrieb er den ganzen Tag. (Ergebnis laut eigener Aussage: Eine Druckseite. Was wohl heißen muss, dass er viel Zeit aufs Korrigieren verwendete.)
Im Alter nur morgens und auch nur wenige Zeilen.
Er weigerte sich außerdem, zu schreiben, wenn er uninspiriert war. Man möge das nicht forcieren.
Arbeitsroutinen von Künstlern XIV – Krankheit
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