Fortsetzung der Lektüre Daily Rituals. How Great Minds Make Time, Find Inspiration, and Get To Work

Im ersten Kapitel der Reihe zu den Arbeitsroutinen beschrieb ich den Anteil meiner verschiedenen Arbeits-Bereiche an der Gesamt-Arbeit.

Seit Mai führe ich nun dieses Zeitprotokoll und fast müsste ich mich gegenüber einem normalen Angestellten schämen, wenn ich gestehe, dass meine wöchentliche Arbeitszeit nur ca. 27 Stunden beträgt. Und ich weiß natürlich selber, dass ich auch Zeit verplempere. Andererseits: Führen nicht auch Angestellte Privattelefonate während der Arbeitszeit, erstellen Einkaufslisten, sind „mal kurz“ bei Facebook, gucken nach ihren Privat-E-Mails, erlauben sich ein Schwätzchen mit ihren Kollegen, dehnen die Raucherpause etwas länger aus?
Aber warum bescheißt man das eigene Unternehmen – sich selbst?

***

Friedrich Schiller (1759-1805)
Nachtarbeiter. Der ihn angeblich beflügelnde Duft verfaulender Äpfel ist so legendär, dass ich es schon kaum mehr glauben mag.
Sommers im Gartenhaus. (Da ist es wieder, das Gartenhaus, die Laube, der Pavillon. Das eigene Haus scheint für viele Schriftsteller ein schlechter Ort zum Schreiben zu sein.)
Weitere Drogen: Kaffee, Wein, Schokolade, Tabak und Schnupftabak.

Franz Schubert (1797-1828!!)
Einer der Junggestorbenen.
Arbeitete von 6 Uhr morgens bis 13 Uhr. Dabei andauerndes Pfeiferauchen. Komponierte nie nachmittags. Dann nämlich ins Kaffeehaus, Zeitunglesen.
Im Sommer Spaziergänge in den ländlichen Außenbezirken Wiens. Vermied trotz andauernder Geldnöte andere Arbeiten, wie Klavierunterricht. „Komponieren war für ihn die einzige Arbeit, die zählte.“

Franz Liszt (1811-1886)
4 Uhr morgens Aufstehen, auch nach übermäßigem Alkoholgenuss am Abend zuvor. Den ganzen Tag über Briefe beantworten und Musik ausprobieren.
Starker Alkoholkonsum am Abend.

George Sand (1804-1876)

Täglich ca. 20 Manuskriptseiten, die sie nächtens in einer Art schlaflosem Delirium verfasste. Zur Frage der Drogen meinte sie:
„Inspiration kann durch die Seele sowohl in einer Orgie als auch in der Stille des Waldes erfassen. Aber wenn es daran geht, den Gedanken eine Form zu verpassen, musst du – egal ob auf der Bühne oder in deinem Schreibzimmer – völlig Herr deiner selbst sein.“

Honoré de Balzac (1799-1850)
Er hat einen der seltsamsten Schlafrhythmen: 18 Uhr ins Bett, 1 Uhr Aufstehen und sieben Stunden lang Schreiben. (So kommt er auch auf seine sieben Stunden. Es wirkt auf uns ziemlich kurios, aber wenn man um 23 Uhr zu Bett geht und um 6 Uhr morgens aufsteht, hat man auch nicht mehr oder weniger vom Sonnenlicht des Tages.
8 Uhr ein 90-Minuten-Nickerchen, dann Weiterschreiben.
Massen an Kaffee. Kurz vorm Schlafengehen Besucher empfangen.

Victor Hugo (1802-1885)

Ab seiner Zeit in Guernsey auf den Kanalinseln verfolgte Hugo ein strenges Regime.
Früh aufstehen und zwei rohe Eier zum Frühstück, bis 11 Uhr Arbeiten.
Nachmittags Zeit für Briefe und Familie.

Charles Dickens (1812-1870)
7 Uhr Aufstehen
8 Uhr Frühstück
9 Uhr Schreiben. Totale Stille und Ordnung auf seinem Schreibtisch nötig. Kurze Mittagspause, in der er oft mechanisch dasaß und aß (was auch bei Picasso beobachtet wurde), da er noch von der Arbeit absorbiert war.
14 Uhr weiter schrieben.
Blieb bei seinem strengen Plan auch dann, wenn er statt der üblichen 2.000 Wörter kein einziges zu Papier zu bringen vermochte.

Arbeitsroutinen von Künstlern XV – Und was zählt eigentlich zur Arbeit?
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