(Ergänzung: Diese Gedanken habe ich bearbeitet und weiter ausgeführt im Buch „Improvisationstheater. Band 8: Gruppen, Geld und Management„
Als Impro-Laien bezeichnen wir Spieler, die nur gelegentlich auf die Bühne gehen, etwa zum Abschluss eines Workshops. Von ihnen erwartet man keine großen dramatischen Leistungen, und auch die Toleranz des Zuschauers gegenüber dem Scheitern ist ziemlich hoch. Unperfektes Timing, mittelmäßiger stimmlicher Einsatz und grobe Figurenzeichnung, all das vergibt man jemandem gern, der zum ersten Mal auf der Bühne steht, sich aber hundertprozentig engagiert. Bei solchen Gelegenheitsauftritten wird Professionalität in der Regel nicht erwartet. Selbst innerhalb der Gruppe gibt es keinerlei Verbindlichkeiten. Und doch: Niemand wird etwas dagegen haben, wenn man als Laie mit Profi-Tugenden wie Pünktlichkeit, Respekt, Engagement und Verbindlichkeit glänzt.
Unter Dilettantismus verstehen wir wiederholte Stümperei. Wir wissen, dass die Möglichkeit des Scheiterns der Improvisation innewohnt. Aber wer sich nicht soweit mit den grundlegenden Techniken des Schauspiels, des Storytelling und der Improvisation auseinandergesetzt hat, dass das in den weitaus überwiegenden Fällen zu befriedigenden Ergebnissen führt, muss an sich arbeiten.
Von Dilettantismus sind übrigens auch Profis nicht immer völlig frei. Ich habe hier schon mehfrach die Problematik des „Absichtlich-schlecht-Spielens“ besprochen: Manche Impro-Spieler spielen bewusst ein bisschen „drüber“, um Klamauk-Lacher beim Publikum zu bekommen, sie singen bewusst schlecht, um für ihren Mut, überhaupt zu singen bewundert zu werden. Aber letztlich verderben sie dadurch ihre Kunst.
Und schließlich gibt es auch immer wieder Schauspieler, die frisch von der Schauspielschule kommen (und sich somit zu den Profis zählen) und glauben, mit den Impro-Übungen aus ihren Seminaren kurzerhand eine improvisierte Show zusammenbasteln zu können. Sie mögen Schauspiel-Profis sein und verstehen nicht, dass ihre Improvisation dilettantisch ist.
Amateure und Profis (5) – Laien und Dilettanten