Unter mir Huangzhu.Ein nächtliches Glitzern.Mein Whisky leicht nussig.Nackt im vierzigsten Stock. Und gegenüber baun sieim Dunkelnein noch höhres Hotel.Ich seh den Schweißer. Sein schreiendes Kind,die kranke Frauseh ich nicht.
Der liebe Gott
Ja, Gott gab Hiob hundertfach zurück,was er ihm lax der Wette halber raubte.Was ist das für ein Gott, der so das Glück,zerstörte von dem, der so fest an ihn glaubte?
Quelle der Moral
Das neuste Ding in der Biologie:Auch Affen kennen die Moral.Sie sprechen nicht darüber, und doch wissen sie:Es ist nicht gut, wenn einer etwas stahl. Sie brauchen dafür Gott nicht, keinen Dekalogund keinen, der sie stets belehrt.Die Überbauten, die der Mensch
Lernen
Man lernt mit Freude, Lachen und Genuss,probiert das Denken, saugt das Wissen auf.Doch nimmt das Lernen einen andren Lauf,sobald man plötzlich dann zur Schule muss. Im Gleichschritt lernen Girls und Boys.Friss unsre Dogmen wie ein blödes Vieh.Was du nicht heute
An den Zauderer
Schon klar, du willst es nicht versauen,doch brauchst du erst mal Selbstvertrauen. Wer zögert, fängt nie an zu bauen.Beruhige dich, hab Selbstvertrauen. Sonst werden sich die Zweifel stauen.Du bist genug. Hab Selbstvertrauen. Du wirst am Scheitern nicht lang kauen.Nun lächle
Geheimnis
Im Frühling kamen sie sich nah.Dezember, und das Kind war da.Allein entbunden.Der Vater sitzt derweil im Knast.Sie nährt’s und pflegt’s und zählt die langen Stunden.„Nun sag uns schon, von wem du’s hast.“„Fragt nicht. Ich will doch mein Geheimnis hüten.“Ist keiner,
Gesicht
Ich glaub nicht, was ich sehe.Ich fühl nicht, wo ich stehe.Weiß nur, du bist bei mir.Bedrückt von den Geräuschen,die mich ja auch nur täuschen,sie führn mich aus dem Jetzt und Hier. Was ich auch riech und schmecke– egal, den ich
Kindheit
Driem a die Bache spielt e Kind.Mor weeß ni wu de Nubborskindor sind.Ruf se ok a. Da rufstse ok a. Driem a de Eeche, da hängt e Kind.Nu weeßsch o wu de Nubborskindor sind.Lusse ok sei. Lusse ok sei.
da
die nie probierte speisedie nie getane reisedie nie verstandnen wortedie nie gesehnen orte die nie geöffnete pfortedie nie gesungene weise so viel ach wenn! so viel ach ja!vergiss nicht: du bist da.
Krim1991
Der Dampfer fährt uns um die halbe Insel.Gleich einem Bären ragt der Fels ins Wasser.Auf einer harten Bank ruht der Verfasser.Man hört von ihm der Seekrankheit Gewinsel. Gursuf! Von Bord zum hübsch bescheidnen Schmausemit Schaschlik, Portwein. Meine Freunde: Russen.Zurück ins
Einsamer Gang
Nachtsüber gehst duim Feld spazieren.Den Weg erkennst du,Dank, Glanz der Sterne.Den Trübsinn lässt dusanft von dir gleiten.Dein Haus erreichst dugeheilt.
Zeitalter
Neben all den Schlachten, Kriegen und Krönungen,neben all den Pakten, Reformen und Rebellionen,neben all den Stürmen, den Kämpfen, den Krächen,da muss auch ein gewaltiges Lieben gewesen sein.
Impro-Game
Wir spielenZug um Zug. Lass dichverändern.Und: Sag einfachJa.
Der Fremde
Ich bin fremd, ich bleib still,auch wenn man mit mir reden will. Euer Sprechen und Verhaltenlassen mich im Kern erkalten. Was euch nicht fehlt: Der gute Wille.Ich lach mit euch. In mir bleibt Stille.
Lied des Gleichmütigen
Trotz eures Hasses Gluthab ich den Blick zum Wölkchen mir bewahrt.Trotz eurer kreischen Wutbleibt meine Stimme, wenn ich spreche, zart. Im allerbeißten Schmerzweiß ich, dass leise sie am Himmel zieht.Geh ich schon höllenwärts,so singt in mir doch tröstlich weich ihr
(Danke, Danke, Danke)
Danke, danke, danke!Meine Lieb nie wanke.Hast getröstet mich, gepflegtund begleitet unentwegt.Auf dem allerhöchsten Thron:Unsre Kooperation,die nur der begreifen kann,der sie selber hat getan. Danke, danke, sei bedankt.Meine Lieb hat nie gewankt.Wen auch immer man befragt,jeder Gutes von uns sagt.Liebe dich
Marathontraining
Ich renne, fast brenne, am Ende ich hechle.Nun sinke und trinke und sachte nur fächleich Kühle und fühle den High und ich lächle.Am Ende des Waldsda brennt mir der Hals.Vom Schweiß bleibt das Salz.Alleine die Beine will ich heut noch
Gerecht schien uns…
Gerecht schien uns der Zorn und unser Wüten.Der Kampf ums Gute macht die Stimme heiser.Und heut: Gerechtes muss man selber bieten,mit Demut, Liebe und vor allem – leiser.
Bauer 2018
Bauer liegt im Bett.Bauer klickt auf Zapp.Kuh wird jetzt gemolken:Melkmaschinen-App.
Korruption
Ich bin die Makreleund du ein toller Hecht.Wenn ich von dir was stehle,bekommst du freilich Recht. Und hast du Recht bekommen,dann machst du einen drauf,bist rasch hierher geschwommen,frisst meine Schwestern auf. Du kräftig, wir gebrechlich,du Massenmörder, du!Der Richter ist bestechlichund
Geiseln
Ausgespielt hat man uns und verhauen.Ohne Demut sind wir und Vertrauen. Halb verblödet bleiben wir in diesenLöchern aufeinander angewiesen. Durchgekocht wie Früchte im Kompotteflucht ein jeder elend seinem Gotte.
Die Pumper
Die Fäuste fleischig und der Trizeps prall,als ihr die eignen Körper gründlich wuscht: Als kämen sie aus einem noblen Stall, so wurden sie behutsam abgeduscht. Gegelt und eingecremt, trainiert und fit glicht ihr den Göttern, die sich selber schufen. Ich
Einfach
Wenn wir, ganz befreit von Dingen,einfach miteinander singen,dann verfällt die Wut.Wenn wir uns die Liebe geben,weil die Mundwinkel wir heben,wird das Leben gut.
Böse Liebe
In Berlin-Mitte hab ich mit ihr geschlafen.Da stand nur ein Telefon in dem Raum und ein Stuhl.Wie unser Lieben war– kalt und hart und schnell –so lieb ich das Lieben nicht,doch ich schwieg.Sie, die Warme, lachte.Doch etwas in uns zerbrach,als
Entsagung
Beim großen Dharma-Haus am Teich,da traf ich ihn und sprach sogleich:„Bin gewiss nicht der Erste, der zu fragen wagt:Warum hast du all dem Schönen entsagt?Den Frauen, dem Spielen, dem Trinken, dem Tanz?“ „Das Ganze wird halb, und das Halbe wird
Letztes
Als alle sangen,gerötet die Wangen,hat sie schon gehangen. Später nahmen wir sievom Dachbalken ab.Wir brauchten Kraft.Doch nieverstand ich, wieim Ohr die neunte Sinfonie,jemand sich aufgibt,ohne zu hörenden größten Chor von allen Chören.
Lachen
Ich habe gelachtmit früheren Freunden, die heute mir ferne,mit denen, die heute mir nah und teuer.Ich habe gelacht. Ich habe gelachtüber den Unsinn des Daseins und unser Streben,das Scheitern des Starken, den Stolz des Dummen.Ich habe gelacht. Wenn ich mal
Der Einfältige
Das Leben war ihm zu komplex.Wenn doch nur folgte B auf A!Und was er tat, war bloß Reflex.Bist du nicht hier, dann bist du da. Ein Haken, Hammer und ein Seil.Das Leben war nie wirklich geil.Schon blöde, wenn du nie
Wahrheit
Aus sich verziehndem Nebel taucht’ sie auf so klar,mit plattem Fahrrad, in orangnem Kleide.Und ihr Gesicht bezeugte pure Freude– so ungetrübt, so scharf und ungeheuer wahr. Ein Blick – als läs sie die behüteten Gedanken.Spräch ich sie an, so wärn
Welt
In die Welt geworfen als Kinder,sie bestaunt in der Jugend,sie gebraucht im Alter,sie belacht im Sterben.