Szenen-Übergänge seien geschmeidig und unkompliziert.
– Klassiker ist: Klatschen, dann einen oder mehrere der Spieler antippen, diese verschwinden von der Bühne.
– In der Verfeinerung spare ich mir das Klatschen und tippe ich nur noch einen der Spieler an. Die Mitspieler wissen schließlich, dass etwas passiert, wenn ein weiterer Spieler die Bühne betritt.
– Als Spieler, der auf der Bühne bleibt, verharre nicht eingefroren, sondern bleib elastisch und offen. Höchstwahrscheinlich wird dein Mitspieler dir gleich ein körperliches und verbal starkes Angebot machen.
– Als abgeklatschter Spieler gehe rasch, ohne viel Tamtam von der Bühne. Kein vorsichtiges Wegschleichen. Kein Rennen.
– Recht subtil finde ich die Vereinbarung: Wenn ich hinter euch auf die Bühne komme, heißt das, ich betrete die Szene, um mit euch zu spielen. Wenn ich hingegen vor euch auf die Bühne komme, etabliere ich eine neue Szene, und ihr könnt gehen.
Falsch! Das ist ein Fissss!
Noten, Noten, Noten! Meine Instrumentallehrer haben mich nie ermutigt, meine Instrumente auszuprobieren, zu schauen, was man ihnen entlocken kann. Dass Etüden auch Spaß machen können. Worum es überhaupt geht, wenn man einen Ton lange auf der Klarinette aushält.
Das wird mir eigentlich erst jetzt bewusst, als ich mir mal eine Alt-Blockflöte (nie vorher gespielt) zur Hand nehme und höre, wie unterschiedlich die Töne klingen.
Mitspielen beim Unterrichten
Mitspielen beim Unterrichten war immer tabu für mich gewesen. Warm-Ups OK, Demonstration von Übungen ebenfalls. Aber die Schüler sollten ja nicht mich nachmachen oder eingeschüchtert werden.
Bis ich Steffi Winny beim Unterrichten sah, die das sehr locker nahm und tatsächlich ab und zu mitspielte, als gehöre sie dazu.
So übernahm ich diese Methode, bis ich tatsächlich mal eine Schülerin abschreckte, die nun glaubte, man müsse es genau so machen.
Also was nun? Habe das Mitmachen wieder auf ein absolutes Minimum als Ausnahme runtergefahren, vielleicht bis ich die Leichtigkeit von Steffi Winny habe.
Angebote beim Plattformbauen
Ja, ein guter Improspieler kann aus jedem noch so winzigen Angebot was zaubern.
Ich denke aber, dass gerade beim Plattformbauen die Angebote stark sein sollten. Das ist es schließlich, worauf wir später aufbauen. Andeutungen oder Unklarheiten sollte man hier vermeiden. Sei spezifisch. Auch Rätsel und Mysterien kannst du dir für später aufheben.
Und jetzt noch schnell ein Problem
Häufiger Missgriff: Um das Drama zuzuspitzen, wird gegen Ende noch ein zusätzliches Problem oder Thema eingeführt. Es ist, als stehe man wieder am Anfang der Geschichte. Lieber das Tempo erhöhen und schnell das Ende finden.
Die Kraft des fehlenden Publikums
Die großen Momente finden oft ohne Publikum statt.
Gestern in der Probe eine Szene, die, als sie zuende gespielt war, uns zu Tränen rührte. Hätten wir vor Publikum die Kraft gehabt, die Story durchzuhalten, ohne die bequeme Abkürzung des Gags zu nehmen?
Stärken und Schwächen
Werde dir von Zeit zu Zeit deiner aktuellen Stärken und Schwächen bewusst.
Baue auf deine Stärken.
Trainiere deine Schwächen.
Noch mal zum Thema Übergänge
Vor einem Jahr schrieb ich, die Übergänge seien das Entscheidende, deshalb solle man sie nicht verschludern.
Man kann es aber auch anders herum sehen: Es gibt überhaupt keine Übergänge. Sei auf der Bühne nie off.
Beide Weisheiten laufen aufs Gleiche hinaus.
Inhaltliches Engagement
Wenn wir nur mit Technik prahlen, sei es Impro-Technik, Gesang oder was auch immer, so reduzieren wir Improtheater auf ein äußeres Spektakel.
Wir müssen natürlich als Spieler transparent sein, und Improvisationstheater an sich ist natürlich eine durchaus komische Angelegneheit, aber wenn wir eine gewisse Tiefe wollen, dürfen wir uns der inhaltlichen Tiefe nicht verweigern.
Denn wir sind nicht nur Schauspieler und Regisseure, sondern auch Autoren unseres improvisierten Stücks.
Noch einmal Hitchcocks Psycho
Nachtrag zu den Gedanken vom 26.11.06: Hitchcock führt uns mit der Geschichte vom gestohlenen Geld nicht nur plotmäßig auf die falsche Fährte sondern auch perspektivisch. Wir sehen die ersten 47 Minuten fast ausschließlich aus der Perspektive von Marion, fiebern mit ihr mit, ob sie mit dem Geld flieht, ob sie wieder umkehrt, ob sie erwischt wird usw. Und als wir uns voll mit ihrer Gedankenwelt identifiziert haben, wird sie ermordet. Es ist, als steche das Messer in unser Denken.
Das Genre Horror
Das Element der Enge hatte ich bisher übersehen.
Gute Besprechung zum neuen Film „Lebend begraben“.
Lange nicht gesehen
Neulich zwei typische Anfänger-Elemente wiedergesehen, die ich schon für ausgestorben hielt:
1) Jemanden, der bei Freeze Tags auf der Erde kniet, fragen, ob er die Kontaktlinse schon gefunden hat.
2) Der Reigen, bei dem der Held einen Wettbewerb zu bestehen hat (wahlweise Sport, Musik, Tanz oder Wissenschaft).
Die nicht so spannende Melodie
Das kann natürlich auch passieren: Eine großartige Langform, wunderbar improvisiert, Geschichte mit tollem Bogen, wunderbares Schauspiel. Und dennoch war das Thema etwas langweilig.
Jetzt bloß nicht traurig werden und analysieren, was man falsch gemacht haben könnte. Man hat das Beste gegeben und Gutes geleistet. Es ist wie in der Musik: „Einige Themen nehmen uns sofort gefangen, bei anderen anerkennt man lediglich Technik und Eleganz.“
Zuhören
Bei den richtig, richtig guten Impro-Gruppen habe ich nie Probleme beim Zuhören erlebt. Jeder Name, jeder Ort, jede Szene bleibt erinnert.
Schluckauf-Tricks als Übungen
„Anything that works for hiccups works for getting out of your head.“ (Henderson on YesAnd)
313. Nacht
Das Weib von Alî Schâr ahnt Böses, als dieser den Wasserkrug holt und sie belügt, er habe den Vorhang einem Kaufmann verkauft:
"Mein Herz ahnt Trennung."
und rezitiert die Verse
Der du die Trennung suchst, gemach!
Lass die Umarmung dich nicht trügen!
Gemach! Des Schicksals Art ist Trug;
Das Glück muss sich der Trennung fügen.
Alî kehrt mit dem Wasserkrug zum Christen zurück, da sitzt dieser schon in der Eingangshalle des Hauses und erbittet außerdem noch etwas zu essen:
"Sei nicht einer von denen, die erst eine Wohltat erweisen und sie dann widerrufen."
Alî schickt ihn mit der Ausrede fort, er habe nichts zu essen im Hause. Darauf gibt ihm dieser hundert Dinare, damit Alî etwas vom Markt besorge.
Nun sagte sich Alî Schâr: "Dieser Christ ist von Sinnen! Ich will ihm die hundert Dinare abnehmen und ihm etwas bringen, das zwei Dirhems wert ist und ihn so zum besten haben."
Die Tür verschließt er mit einem Vorhängeschloss, eilt zum Markt und kehrt zurück mit geröstetem Käse, weißem Honig, Bananen und Brot. Doch der Christ besteht darauf, dass Alî mit ihm isst:
"Mein Gebieter, die Weisen sagen: Wer nicht mit seinem Gaste isst, der ist ein Bastard."
Langform in eine Match-Show einbauen
Moderiere anlässlich des Berliner Improfestivals im Bühnenrausch einen Micetro. Als ich den Spielern in der Pause eröffne, dass ich vorhabe, sie eine Langform spielen zu lassen, fallen sie aus allen Wolken. Das könne man zu diesem Zeitpunkt nicht machen, und nicht bei dem Publikum (30% Kinder). Ich erbitte mir kurze Bedenkzeit, und Entscheidungsfreiheit und sage zu, dass ich ihre Skepsis berücksichtige. Wäge ab und lasse sie dann doch einen Harold spielen.
Wer hätte das gedacht – der zweite Teil wird mindetens so gut wie der Erste, wenn nicht gar besser. Die Spieler (vielleicht auch im Bewusstsein, dass es sich um eine herausforderungsvolle Form handelt), spielen sehr konzentriert und hingebungsvoll.
312. Nacht
Außerdem besorgt er, auf ihren Auftrag hin,
Speisen und Trank für drei Dinare
sowie Seide, Silber-, Gold und Seidenfäden, denn wie schon auf dem Marktplatz verkündet, ist sie eine geschickte Stickerin.
Doch zunächst wird gegessen, getrunken und
Darauf gingen sie zum Ruhelager und genossen einander; und sie verbrachten die Nacht eng umschlungen hinter dem Vorhange.
Am nächsten Tag macht sie sich ans Werk und bestickt die Seide mit Tierbildern,
es blieb kein einziges Tier der ganzen Welt übrig, das sie nicht darauf abgebildet hätte.
Alî Schâr möge dieses Tuch verkaufen, aber nicht an einen Vorübergehenden,
denn das würde zur Folge haben, dass wir voneinander getrennt werden.
Doch auf dem Markt wird er von einem Christen mit immer höheren Preisen gedrängt, so dass er es ihm schließlich verkauft. Nach dem Deal verfolgt der Christ ihn auch noch:
"Du Nazarener, was ist’s mit dir, dass du hinter mir hergehst?"
Wird "Nazarener" eigentlich als Schimpfwort gebraucht?
Seine Ausrede, er habe am Ende der Straße zu tun, scheint durchsichtig, als er ihm bis zur Wohnung folgt und Alî um ein Glas Wasser bittet.
Zusammenarbeit Lennon/McCartney
Künstlerische Zusammenarbeit ist mehr als die Summe ihrer Teile.
Joshua Wolf Shrenk am Beispiel der Entstehung von „With a little help from my friends“ von den Beatles.
In 1967, the journalist Hunter Davies sat in on several of those sessions. One priceless account shows the slow, ambling course of discovery on the way toward „A Little Help From My Friends.“
They started around 2 p.m. in Paul’s workroom, a narrow, rectangular space full of instruments and amps and modern art. The previous afternoon, they’d gotten the tune for the song. Now they were trying to polish the melody and write lyrics. John took up his guitar and Paul banged at the piano. „Each seemed to be in a trance,“ Davies wrote, „until the other came up with something good, then he would pluck it out of a mass of noises and try it himself.“
„Are you afraid when you turn out the light?“ John offered.
Paul repeated the line, agreeing it was good. John said they could begin each of the verses with a question. He offered another one. „Do you believe in love at first sight?“ „No,“ he interrupted himself. „It hasn’t got the right number of syllables.“ He tried singing the line breaking it in two between „believe“ and „in love.“
„How about ‚Do you believe in a love at first sight?‘ “ Paul offered. John sang that, and instantly added another line. „Yes I’m certain that it happens all the time.“ They repeated these three lines over and over again. It was now five o’clock. Some others came by, and as they bantered about, Paul started doodling on the piano before breaking out into „Can’t Buy Me Love.“ John joined in, shouting and laughing. Then they both shouted out „Tequila.“
„Remember in Germany?“ John said. „We used to shout out everything.“ They did the song again, with John throwing in words in every pause—“Knickers“ and „Duke of Edinburgh“ and „Hitler.“
„Then, as suddenly as it had started,“ Davies wrote, „they both went back to the work at hand.“
John sang a slight modification of the line they’d agreed on. „What do you see when you turn out the light?“ Then he answered the question: „I can’t tell you, but I know it’s mine.“ Paul said that would do and wrote the four lines on a piece of exercise paper propped up on the piano. Then they broke for cake.
Had Jann Wenner picked up Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band, pointed to the second track, and took Lennon up on his offer to say „exactly who wrote what, you know, and which line,“ could Lennon have said honestly he had written that day’s material? Sure. The only explicit edit of Paul’s was the indefinite article „a.“
Yet, looking for concrete divisions in their labor, though not irrelevant, can certainly seem myopic. It feels, from Davies‘ account, as though the two men were bound by a thousand invisible strings.
http://www.slate.com/id/2267342/entry/2267345/
Crumbs quotes
Lee: „I’m an improviser. I can stop anything interesting from ever happening.“
Stephen: „audiences will forgive errors in content more readily than they will forgive errors in rhythm.“
Hier gefunden: http://storyrobot.com/improv/?p=233
Dem Rhythmus widerstehen
Rhythmisch akzentuierte Begleitmusik kann für Impro-Spieler oft schwieriger sein, als es dem Musiker erscheint. Vor allem musikalisch sensible Spieler tendieren dazu, den Rhythmus aufzunehmen und tänzerisch umzusetzen. Nun ist nichts gegen Tanz einzuwenden, es sei denn, wir spielen eine Szene, in der der Tanz die Szene eben zerstören würde. (Wie es ja auch in Hollywood- und Russenfilmen der 50er nervt, wenn an jeder dramatischen Stelle eine Horde Tänzer erscheint und der Held zu singen beginnt.)
Nun soll der Musiker sich ja nicht des Rhythmus enthalten, aber er sollte sich bewusst sein, welche Schwierigkeiten er bei den Schauspielern auslöst.
Nörgeln
Aus der Reihe Regeln, über die ich mir nicht 100%ig sicher bin: Nörgle nicht!
Nörgeln ist eine Art von schlecht anzuhörendem Streit, es bringt die Szene nicht voran, und macht die Figuren hässlich und öde. Unterschwelliger Ärger, unterdrückter Zorn, Angst usw. sind als negativer Ausdruck allemal interessanter.
311. Nacht
Da Alî Schâr nun aber überhaupt kein Geld besitzt, lässt sich die Sklavin, unter dem Vorwand genauer beäugt zu werden, in eine Nebenstraße führen, wo sie Alî neunhundert Dinare als Kaufpreis und weitere einhundert Dinare für Etwaigkeiten gibt.
Der Handel wird vollzogen. Und zuhause bei Alî angekommen, fordert sie ihn auf, Haushaltsgeräte, Teppiche, Speis und Trank zu besorgen.
Manierismen
Hüte dich vor der Verführung, gute Spieler, Ensembles, Shows usw. eins zu eins zu kopieren, sonst ahmst du letztlich nur Manierismen nach.
310. Nacht
Nun hat SAM geschlossen, das "Salads and More" in der Plesserstraße. Ein Reszaurant, dass einen Tick zu teuer war, um dort wöchentlich essen zu gehen, aber einmal im Monat habe ich mir dort einen sehr schmackhaften Tagliatelle-Teller gegönnt. Gratis als Vorspeislein gab#s meist noch solche Häppchen wie Entenleber an Erdbeer-Mousse. Gute Weine. Kleine aber feine Auswahl. In Mitte würde man dafür mindestens das Doppelte zahlen. Aber ich hatte im letzten Jahr immer wieder Schlimmes befürchtet, wenn ich da abends manchmal alleine oder zu zweit saß und das Personal beflissen das Besteck drapierte, höflich, aber mit routiniert, als wäre ich einer von fünfzig, die hier gerade säßen. Gestern Abend noch versuchte ich die Gespielin einzuladen (sie hatte bereits gegessen). Heute früh nun Laufschrift im Fenster: Neueröffnung Indisches Restaurant. Und die Geschmacklosigkeit der hingeworfenen Laufschrift sagt schon viel über die Sorgfalt, die die Indisch-Köche in der Küche walten lassen werden. Nachdem drei Freunde zu drei verschiedenen Zeitpunkten in drei verschiedenen Restaurants eine Lebensmittelvergiftung bekamen, stehe ich dieser Nationalküche etwas skeptisch gegenüber. Hähnchen-, Lamm oder Veggie-Gulasch in mehr oder minder variierten Curry-Soßen. Dazu eine Mikro-Salat-Imitation, die die Inder wahrscheinlich als Garnitur: Vierteltomätchen, ein Scheibchen blasse Gurke, drei Streifchen Möhre, ein vertrocknetes Salatblatt und ein schöner Klecks Joghurt obendrauf. Ach, meine Trauer über die SAM-Schließung ventiliert sich nun in Inder-Bashing. Ausländerfeindlichkeit unsubtil. Ach was: In der Plesserstraße gibt’s schon einen Billig-Inder. Ich frage mich, was sie mit dem Klavier machen werden.
*
Auf dem Basar drängen sich die Kaufleute. Und Alî Schâr bemerkt, dass eine Sklavin verkauft wird;
die war fünf Fuß hoch, ihr Wuchs von ebenmäßiger Art, ihre Wangen waren rosig zart und ihre Brüste waren rund gepaart. (…) Der Name jenes Mädchens aber war Zumurrud.
Beim Bieten tut sich besonders ein hässlicher Alter namens Raschîd ed-Dîn hervor, dessen Hässlichkeit durch seine teuflisch blauen Augen noch unterstrichen wird. Er gewinnt die Auktion, aber der Eigentümer meint zum Makler:
"Ich habe geschworen, sie nur einem Manne zu verkaufen, den sie selber auswählt. Frage sie also um ihre Meinung."
Warum lässt er sie dann nicht einfach frei?
Angesichts des Alten rezitiert sie:
Ich bat sie einst um einen Kuss; doch sie erblickte
Mein Weißhaar, das mir Gut und Wohlstand nicht erspart.
da wandte sie sich eilends ab und sprach die Worte:
Bei Ihm, durch den der Mensch aus nichts geschaffen ward,
Mit grauem Barte schließe ich wahrlich keinen Bund!
Stopft man mir denn im Leben schon Watte in den Mund?
So werben verschiedene Alte um sie, und jeden verspottet sie durch ein Gedicht, bis ihr Blick auf Alî Schâr fällt.
Idee vorantreiben
Eine kleine Übung in Andy Goldbergs „Improv Comedy“ gefunden: „Idee vorantreiben“ („Pitching an idea“) und endlich auch ausprobiert.
Drei oder vier Spieler im Halbkreis und bekommen eine Grund-Idee, die sie vorantreiben sollen, z.B. „eine Brille, die sich selber putzt“. Aufgabe: Jedes Angebot muss auf dem vorangegangenen aufbauen. Nichts wird beiseite geschoben.
Wunderbar zum Trainieren des Ja-UND-Muskels.
„Manchmal schlage ich den Spielern vor, dass wir wie eine Truppe Paranoider spielen. Nichts, was ich hier höre, ist einfach. Nichts, was ich von dir höre, wird oberflächlich akzeptiert. Es bedeutet alles etwas anderes.“
Wie ich an dieser Stelle schon einmal sagte, erzeugen Paranoiker, Esoteriker und eben auch Künstler einen Überschuss an Bedeutung.
Die dritte Sache muss nicht auf die Bühne
Zwei kurze Vater/Tochter-Szenen mit anschließender Analyse und Diskussion.
Entscheidend ist, dass wir das Dritte (hier den Boyfriend bzw. die Mutter) gar nicht zu sehen brauchen. Und als Publikum vermissen wir sie tatsächlich nicht. Den das Dritte ist hier Symbol für das, was zwischen den beiden Spielern läuft.
Das heißt aber auch, dass wir als draußen stehende Spieler Raum geben müssen und nicht als nervige Mutter oder säßer Boyfriend auf die Bühne springen müssen. Für flinke Spieler bedeutet das Disziplin-Üben.
Poesie des Storytelling: Der Zuschauer baut die Geschichte im Kopf zusammen.
Ich empfehle vor allem, die Analyse von Randy nach der zweiten Szene.
Scheiter heiter oder bewusst scheiße spielen
Die Haltung, dass man heiter scheitern kann und dass das sogar für andere heiter sein kann, wenn man selber heiter bleibt, hat sich bei manchen Improspielern derart verfestigt, dass sie manche Games oder Rollen bewusst schlecht spielen, um des Lachers willen. Am Schlimmsten ist es beim Singen: Natürlich honoriert das Publikum oft schon den Ansatz. Dennoch: Gib dein Bestes. Du kannst scheitern, aber es nicht wenigstens zu versuchen, ist kein Scheitern, es ist billig. Und ist langfristig sogar der bessere Weg zum Herzen des Zuschauers, der das Mühegeben ja auch honoriert.
Streit
Die alte „Kein Streit“-Regel noch mal gegen den Strich gebürstet: Wie können wir einen schönen Streit spielen.
Wenn man ihn musikalisch nimmt, kann er die Dynamik einer Beethoven-Sonate haben.
Außerdem wird’s produktiv, wenn wir keinen Ja-Nein-Streit haben, sondern Inhalt hinzufügen und uns ständig aufeinander beziehen.