507. Nacht

(Fortsetzung von Die Geschichte von Dschanschâh
in Die Abenteuer Bulûkijas
in Die Geschichte der Schlangenkönigin)

Ein riesiger Vogel stürzt auf den in die Maultierhaut eingenähten Dschanschâh herab und trägt ihn auf einen Berg. Dschanschâh schlitzt das Fell auf, der Vogel fliegt, und Dschanschâh sieht um sich herum vertrocknete Leichen und Edelsteine.
Der Kaufmann verlangt von ihm, die Edelsteine herabzuwerfen, dann würde er ihm den Weg zeigen. Dschanschâh tut das, aber der Kaufmann reitet davon.

Im Märchen Der Edelsteinberg stopft sich der Held nun die Taschen voller Edelsteine, lässt sich von dem Adler ins Tal tragen und rächt sich am Kaufmann. Hier jedoch, wie so oft in den 1001 Nächten hat der Erzähler kein Bedürfnis, irgendwelche Klammern zu schließen, solange es nicht reine Anekdoten oder Witze sind. Es gibt keine Auflösung, keine Wiedereinführung, es sei denn durch die Rahmenhandlung, keine Moral der Geschichte, kein Lernen des Helden, keine moralische Prüfung. Die Aneinanderreihung seltsamer Abenteuer und Begebenheiten genügt.

Dschanschâh wartet drei Tage, dann wandert er zwei Monate lang. Dann gelangt er in ein Tal, in welchem er eine Burg entdeckt, wo ein Alter namens Scheich Nasr, der Herr der Vögel wartet und ihm verrät, dass Salomo ihm die Obhut über diese Burg anvertraut hat.

508. Nacht

Alle Jahre hält der Scheich Musterung über die Vögel. Er verspricht Dschanschâh, in den Vögeln anzuvertrauen, die ihn von diesem Berg Kâf fortbringen sollen. So verbringt Dschanschâh  eine Weile bei ihm. Und als der Tag der Vögel näherkommt, soll er die Zimmer der Burg begutachten.

Doch hüte dich, denundden Raum zu öffnen! Wenn du mir zuwiderhandelst und ihn doch öffnest, so wird dir nichts Gutes begegnen.

Sollte dies auch ein uneingelöstes Story-Versprechen sein wie bei der Superstute in der 494. Nacht, als sich Bulûkija einfach an das Versprechen hielt?

Siehe da, Dschanschâh  betritt tatsächlich diesen Raum.

Und er sah in ihm einen großen Teich, neben dem sich ein Pavillon befand, der aus Gold und Silber und Kristall erbaut war; seine Fenster waren mit Rubinen ausgelegt, und sein Boden war mit grünen Chrysolithen, Ballastrubinen und anderen Edelsteinen gepflastert, die marmorartig verästelt waren. Inmitten jenes Pavillons stand ein Springbrunnen, mit einem goldenen Becken voll Wassers, umgeben von allerlei Tieren und Vögeln, die aus Gold und Silber kunstvoll gearbeitet waren…

Ein Raum, der also eigentlich ein riesiger Garten ist.

509. Nacht

Dschanschâh schläft nach einer Weile bei dem in der Mitte des Raumes befindlichen Thron ein. Es nähern sich drei Vögel, die sich neben dem Teich niederlassen.

Daraufhin legten sie das Federkleid, das sie trugen, ab und wurden zu drei Mädchen, so schön wie Monde, die in der Welt nicht ihresgleichen hatten. Sie stiegen zum Teich hinab, schwammen in ihm munter und lachten. Als Dschanschâh sie erblickte, ward er bezaubert durch ihre Schönheit und Anmut und das Ebenmaß ihrer Gestalten.

In die jüngste von ihnen verliebt er sich.

Aber sie gab ihm zur Antwort: „Lass dies Gerede und zieh deiner Wege!“

Er freestylt:

„Im Garten erschien sie mir in ihren grünen Gewändern,
Den wallenden, und im Haare, das frei herab ihr hing.
Ich fragte sie; Wie heißt du? Sie sprach: Ich bin die Schöne,
Die in dem heißen Feuer der Liebe die Herzen fing.
Ich klagte ihr, was ich gelitten in meiner treuen Liebe.
Sie sprach: Du klagst dem Felsen und weißt doch nichts davon.
Da rief ich: Wenn dein Herz ein Felsen ist, so wisse,
Gott ließ aus Fels entspringen den allerklarsten Bronn.“

Dschanschâh fällt in eine Ohnmacht, in der er bleibt, während der alte Scheich mit den anderen Vögeln seine Rückreise bespricht.

510. Nacht

Der Scheich findet Dschanschâh. Nach den entsprechenden Vorwürfen gibt er ihm einen Rat: Sich beim nächsten Mal zu verstecken und einer von ihnen das Federkleid zu rauben.
Dafür muss er aber wieder ein Jahr warten, worauf sich Dschanschâh  einlässt.

Die sexuelle Gier ist nun wohl doch größer als die Heimatliebe.

 

507.-510. Nacht
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