Besitze einen Ahornschrankund fünftausend Bücher,Kleidung, Nahrung, eine Bankund Geschirrhandtücher. Besitze Geld und auch zwei Brillenund wahrscheinlich Bürgerrechte.Ich besitze einen Willen.Aber ist’s der echte? Tauch ich abends in den Flussbin ich ganz befreit.Alles Haben, alles Mussnimmt hinweg die Zeit.
Übung in Zuversicht
Narzissen trotzen letzter Kälte.Die Ringeltaube legt ihr Ei.Der Winter bricht nun ab die Zelte.Die Zeit der Düsternis – vorbei. Die Birken hinterm Schrottplatz grünen.April wagt kecke zwanzig Grad.Mein Zug fährt sicher auf den Schienen.Auf Feldern keimt die erste Saat. Wenn
Nachtritual
(nach einem populären Nachtgebet) Knabe smste: „Wo bist du?“Mädchen lag schon längst zur Ruh.Knabe schrieb: „Ich bin allein,will in deinem Bettchen sein!“, nahm es dann, da sie nicht ant-wortet selber in die Hand.Alle Menschen groß und kleinsolln sich so behilflich
Volksbank
Taxi-Halte. Die Volksbank. KW. Ich wart auf den Zug. Im Pappbecher Tee. Ein klingelnder Kasten im Bahnhofs-Bistro. im Brandenburger Nirgendwo. Düdelidüt und Klackerdiklocker, So lockt die Box den alten Zocker. Das Gerät wird gefüttert. Seine Nahrung sind Münzen. Mit Lebenszeit
Ausdauer
Voller Kraft streb ich dem Zielein der fernen Zukunft zu.Auf halbem Wege drückt der Schuh.Ablenkungen lauern viele. Hab ich mich nicht früh befreitvom Zappelzustand meines Geistes,wird zum Feinde mir die Zeit.So. Jetzt weißte’s.
Optionen
Habe hundert Möglichkeiten,durch den heutgen Tag zu gleiten.Habe tausende Optionen,mich minütlich zu belohnen. Und es quält mein ganzes Denken:Wie könnt ich mich jetzt beschenken?Solches Suchen rasch ermüdet,ohne dass der Geist befriedet.Er soll in der Ruhe wohnen.Frieden heißt: Sich zu beschränken.
An Herrn Müller, Regierender Bürgermeister
Den neuen amerikanischen Präsidenten zu kritisieren, ist für jeden Demokraten Pflicht und Selbstverständlichkeit, aber Sie, Herr Müller, haben sich vergaloppiert. Hinter der weltmännischen Geste können Sie den Bolle-Berliner nicht verbergen. Vor allem aber hat die geplante US-amerikanische Mauer zur mexikanischen
Warum ich in Aktien investiere, warum die Renditen ziemlich hoch sind, und warum ich denke, dass das ethisch in Ordnung ist

Im Stück „Die Maßnahme“ von Brecht singt der schurkische Spekulant: Weiß ich, was ein Reis ist? Weiß ich, wer das weiß! Ich weiß nicht, was ein Reis ist Ich kenne nur seinen Preis. Diese entmenschlichte Haltung war mein Bild vom
Gehört der Islam zu Deutschland?
Gehört der Islam zu Deutschland? Der böse salafistische, die Frauen verhüllende? Nein, der nicht. Oder der richtig böse wahabistische, der die Menschen nicht singen lässt, der die Scharia einführen will, über die wir wissen, dass von Händeabhauen und Steinigen die
Alles halb so Brexit
Ich gebe ja zu, es war schon ein bisschen beleidigend. Einen halben Tag nach Schließung der Wahllokale verdreifachte sich die Anfrage bei Google UK: „What is the EU?“ Wie ein Ehemann, der am Abend von seinen Kumpels überredet wird, nach
John Allen Paulos – Zahlenblind
Paulos betont, wie wichtig es ist, ein Gefühl für Wahrscheinlichkeiten zu entwickeln, was natürlich nur funktioniert, wenn man sich mit dem Instrumentarium einigermaßen auskennt. Das Buch von 1990 scheint mir immer noch sehr aktuell, zumindest für Deutschland. Die meisten Schüler
Erwiderung auf Brody zur Frage „Last Film, Best Film?“
In einem Artikel im New Yorker vom 7. April 2016 bricht Richard Brody eine Lanze für die Spätwerke von Regisseuren. Das Publikum neige dazu, das frühe Werk eines Regisseurs zu überschätzen und dann oft mehr vom selben zu wollen. Späte
Klassenkameraden – DDR 1984 revisited
KlassenkameradenIch weiß nicht mehr genau, warum ich an jenem späten Abend im Jahr 1984 ausgerechnet im DDR-Fernsehen hängenblieb. Das passierte einem ja sonst nur, wenn sie eine Komödie mit Adriano Celentano zeigten oder auf den drei Westkanälen parallel das Aachener
Stalin und ich 8 – Wie der Stalin gehärtet wurde
Der Bürgerkrieg deformierte nicht die Bolschewiki, er formte sie.Sie konnten im Grunde auch gar nicht anders. Aus den drei Gewalten des Staats bleibt nach 1918 fast ausschließlich die Exekutive, aus der sich eine permanente dualistische Staatsform entwickelt: Jedem in der
Stalin und ich 7 – Dada, Lenin und die rollenden Köpfe
1918 – Dada und Lenin Das Machtvakuum, das die Bolschewiki betraten, muss surreal gewirkt haben. Aus dem Smolny heraus "regierten" Lenin und sein engster Kreis (Trotzki, Swerdlow, Stalin) per Dekret. Keiner von ihnen besaß administrative Erfahrungen. Stalin, der zum Kommissar
Stalin und ich VI – Der Egon Olsen Russlands
Kapitel 6 – Der kalmückischer Retter Da war sie nun, die Revolution: Der Zar gestürzt, eine provisorische Regierung schnell aufgebaut. Aber die trieb vor sich her, hatte keine Vision und akzeptierte sogar das Verdikt, Produkt einer "bourgeoisen Revolution" zu sein,
Welches Deutschland wollen wir? Nein. Im Ernst!
„Die Nazis zwingen uns dazu, Position zu beziehen: Welches Deutschland wollen wir? Wie stehen wir zu den Flüchtlingen?“, schreibt Peter Unfried in einem Artikel für den Rolling Stone. Der Artikel ist nett und gut und vielleicht auch irgendwie wichtig in
Stalin und ich – Rararasputin, Russia’s greatest love machine
Kapitel 5 – Dummheit oder Verrat Am Vorabend des 1. Weltkriegs, der inzwischen allenthalben als der "Krieg den keiner wollte", bezeichnet wird, stehen wir vor einer Konstellation, die ungünstiger kaum sein könnte. Dem russischen Zaren zerfällt das Reich unter der
Stalin und ich – II
(Teil 2) – Durnovos Revolutionskrieg Die russischen Sozialisten landeten immer wieder in der Verbannung. Dschugaschwili gelang es mehrmals zu fliehen. 1912 gelang ihm die Reise bis nach Krakau, wo er Lenin traf und sich diesem erfolgreich als Experte für Nationalitätenfragen
Stalin und ich – stets auf der richtigen Seite, stets zum Wohle der Arbeiter

Kapitel 4 – Konstitutionelle Autokratie Das 1905 erschütterte Regime pendelt nun verzweifelt zwischen kleinen politischen Zugeständnissen und noch härteren Sanktionen gegen politische Oppositionelle. Ein neuer Beinahe-Bismarck wird aus dem Ärmel geschüttelt: Stolypin, der einerseits von links und rechts für die
Stalin und ich – Die Leninsche Zerfleischung der Minderheitler genannten Mehrheitler
Kapitel 3 – Der gefährlichste Feind des Zarismus Am Ende des 19. Jahrhunderts war das zaristische System verfault. Die Reichsanmaßung einerseits war ungeheuer. Das Land umfasste 104 Nationalitäten. Die im 19. Jahrhundert dominierende Strategie, die Probleme an den ausfransenden Rändern
Stalin und ich – neun Sozialdemokraten und ein Notizbuchträger
Kapitel 2 – Lados Jünger Das Tbilissi zur Zeit des jungen Dschugaschwili ist ein multikultureller Schmelztiegel. Neben Georgiern, die hier nur eine Minderheit ausmachen, findet man Russen, Tataren, Armenier, Perser usw.Die logistische Anbindung durch die Eisenbahn lässt radikale Ideen ins
Stalin 1 – Kapitel 1 – Ein Sohn des Reichs
Immer wieder Lektüre zum Thema Kommunismus. Als gäbe es da etwas aufzuarbeiten im eigenen Denken, als müsse die Vergangenheit neu erfasst und interpretiert werden. Diesmal also "Stalin. Volume 1. Paradoxes of Power". Als ich die begeisterte Rezension im Guardian Weekly
Ein Unfall – Und auf einmal wurden alle zu BILD-Lesern
Ich habe seit fünfundzwanzig Jahren keinen Fernseher mehr. Seit einem Jahr habe ich meinen Nachrichtenstrom noch weiter gezügelt. Politische Informationen erhalte ich aus zwei Wochenzeitungen – einer deutschen und einer englischen – sowie den mittäglichen Drei-Minuten-Radionachrichten. „Aber du musst doch
475., 476., 474. Nacht
475. Nacht Da die belagerten Christen nun den tapferen Muslim gefangen halten, beraten sie, wie sie mit ihm umgehen sollen, da er zu schön sei, um getötet zu werden. Am liebsten würden sie ihn zum Christentum bekehren, aber wie? Einer
473. – 474. Nacht
473. Nacht Als der Schmied sich bei der Frommen entschuldigt, spricht sie: „Oh mein Gott, wie du jetzt meinen Wunsch an ihm erfüllt hast, so bitte ich dich, nimm meine Seele zu dir, denn du bist mächtig über alle Dinge.“
Oberschwule
Im August und September finden überall in Deutschland die Einschwulungen der Kinder im schwulfähigen Alter statt. Es erwärmt mein Herz, wenn ich sie stolz mit ihren Schwultüten und Schwulmappen durch die Straßen gehen sehe. Sicherlich haben sie schon in den
Key Pankonin – Keynkampf
Key Pankonin war Sänger der Band Ichfunktion, eine Gruppe musikalischer Punk-Zauberer, die mich in den 90er Jahren in Form einer Kassette begleiteten, die ich der Band nach einem Konzert in Lichtenberg, bei dem nur sechs Gäste und davon zwei zahlende
Tom Hodkinson – Leitfaden für Faule Eltern
Nach der Lektüre hin und her gerissen. Neben klugem Wachrütteln und Hinweisen fürs Wesentliche steht irre anmutender Schrott. Das Schema ist ungefähr folgendes: Ein guter Ratschlag zu einem Perspektivwechsel wird so ins Extreme gedrückt, dass er fast seinen Sinn verliert.
Der reaktionäre Mohr und die lachs-lasagne-bratende Prenzlauer Kreuzberger Veganerin
Reinhard Mohr schlägt zurück. In der FAS vom 3. August 2014 holt er mit großer Keule aus. Unter der Überschrift "Heuchler. Der spießige Mainstream in unserem Land verachtet die Demokratie" baut sich Mohr einen linken Pappkameraden und schießt auf ihn